Rauchpatrone mit rotem Rauch in der Hand (Foto: dpa Bildfunk, Christian Charisius)

Fremdenfeindliches Banner auf Sporthallendach gehisst

Angriff mit Rauchpatrone auf geplante Flüchtlingsunterkunft in Albstadt

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Anne Schmidt
Anne Schmidt ist Reporterin für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen. (Foto: SWR, Jochen Krumpe)

Unbekannte haben auf dem Dach der Kreissporthalle in Albstadt eine Rauchpatrone gezündet. Landrat und OB verurteilen die Aktion. Die Halle soll vorübergehend als Asylunterkunft dienen.

Am Donnerstagnachmittag haben Unbekannte eine Rauchpatrone auf dem Dach der Kreissporthalle in Albstadt-Ebingen (Zollernalbkreis) gezündet und ein fremdenfeindliches Banner ausgerollt. Die Polizei vermutet eine Aktion gegen die Flüchtlingspolitik. Die Sporthalle soll möglicherweise zur vorübergehenden Flüchtlingsunterkunft umgerüstet werden.

Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen sagte dem SWR, die Aktivisten seien ihnen bisher nicht bekannt. Jetzt ermittle die Abteilung Staatsschutz der Kriminalpolizei. Die Gruppe soll bereits an mehreren Orten in Baden-Württemberg Aktionen dieser Art durchgeführt haben. Daher stehe die Polizei auch mit anderen Dienststellen in Kontakt.

Roter Rauch in Albstadt: Mehrere Notrufe bei Polizei

Kurz vor 16:30 Uhr gingen mehrere Notrufe bei der Polizei ein, in denen von aufsteigendem, roten Rauch auf dem Vordach der Kreissporthalle in Albstadt-Ebingen berichtet wurde. Wie ein Polizeisprecher dem SWR mitteilte, musste der Sportunterricht zweier Schulklassen in der Halle abgebrochen werden. Verletzt wurde niemand.

Die Aktion richtete sich offenbar gegen die geplante vorübergehende Flüchtlingsunterbringung des Zollernalbkreises. Laut Polizei wurde auch ein Banner gehisst. Dort stand: "#Remigration - Das Ländle bleibt Deutsch".

Demnächst will das Landratsamt die Sporthalle umrüsten und 100 Geflüchtete dort unterbringen, wenn es nicht genügend andere Unterbringungsmöglichkeiten für sie findet. Der Zollernalbkreis muss bis Jahresende 300 Asylbewerber unterbringen. Bei einer Informationsveranstaltung am Dienstagabend sagte Landrat Günther-Martin Pauli (CDU), wenn man die Unterbringung in der Kreissporthalle vermeiden könne, werde man das auch vermeiden.

Feuerwehr im Einsatz bei Kreissporthalle in Albstadt-Ebingen wegen Qualm nach Rauchpatronen-Aktion (Foto: Freiwillige Feuerwehr Albstadt-Tailfingen/Thomas Daus )
Feuerwehrkräfte waren am Donnerstagnachmittag auf dem Dach der Kreissporthalle in Albstadt-Ebingen im Einsatz, nachdem dort Qualm in die Halle gezogen war.

Landrat Pauli: "Feige und schwachsinnig"

In einer Pressemitteilung direkt nach dem Feuerwehreinsatz hat Landrat Günther-Martin Pauli von einer "feigen und schwachsinnigen Attacke" gesprochen und diese aufs Schärfste verurteilt. Zum Zeitpunkt der Aktion seien junge Sportlerinnen und Sportler in der Halle gewesen. Drohgebärden und Angstmacherei seien inakzeptabel, so Pauli, vor allem da die kommunalen Verwaltungen seit Tagen mit Hochdruck nach Alternativen suchen würden, um eine Zweckentfremdung der Halle zu vermeiden.

Oberbürgermeister Tralmer verurteilt Aktion

Auch der Oberbürgermeister von Albstadt-Ebingen, Roland Tralmer (CDU), hat den Rauchpatronen-Angriff auf die Kreissporthalle verurteilt. Er sei empört, dass Unbekannte mit Straftaten Stimmung machen würden, sagte er dem SWR. Tralmer beobachtet, dass in der Bevölkerung Angst da sei, die auch zunehmend geschürt werde.

Auch ich bin nicht einverstanden mit der Migrationspolitik der Bundesregierung. Gleichwohl: Keinerlei Rechtfertigung dafür, hier mit Sachbeschädigungen oder ähnlichen Dingen seiner eigenen Befindlichkeit Ausdruck zu geben!

Tralmer: Suche nach anderen Unterbringungen geht weiter

Seit mehreren Wochen würde die Stadt den Landkreis bei der Wohnungssuche für Geflüchtete unterstützen. Die Kreissporthalle habe man im Auge, falls die Bemühungen für andere Unterbringungsmöglichkeiten nicht klappen. Tralmer zeigte sich im Gespräch mit dem SWR zuversichtlich, dass sich noch andere Optionen ergeben und die Belegung der Halle abgewendet werden kann.

Falls nicht, so hofft der Oberbürgermeister von Albstadt-Ebingen (Zollernalbkreis), dass Landrat Pauli seine Zusage einhält und die Kreissporthalle lediglich als kurze Übergangslösung infrage kommt.

Schüler mussten Unterricht abbrechen

Da über die Lüftung Rauch in die Kreissporthalle eingedrungen war, mussten zwei Schulklassen, die dort noch Unterricht hatten, das Gebäude verlassen. Von den Schülern und den Lehrkräften wurde niemand verletzt. Über einen möglichen Sachschaden liegen noch keine Erkenntnisse vor. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.

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