Man sieht zwei Hände. In beiden Händen befinden sich Steine, ein kleiner, ein großer. Mit dem kleinen Stein wird auf den großen geklopft. Es soll ein Steinwerkzeug entstehen. (Foto: Gregor Bader)

Welcher Stein passt zu welchem Werkzeug?

Studie: Steinzeitmenschen waren Material-Experten und Ingenieure

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Peter Binder ist Reporter für Hörfunk, Online und Fernsehen beim SWR im Studio Tübingen. (Foto: SWR, Jochen Krumpe)
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Leon Spachmann ist Reporter beim SWR im Studio Tübingen für Social Media, Online und Hörfunk. (Foto: SWR, Jochen Krumpe)

Steine waren für Menschen lange das wichtigste Material für Werkzeuge. Forschende der Uni Tübingen haben herausgefunden: Steinzeitmenschen kannten sich mit dem Material besonders gut aus.

Die Menschen der mittleren Steinzeit in Afrika wussten bereits viel über das Steinmaterial, das sie für die Herstellung ihrer Werkzeuge und Speerspitzen benutzt haben. Sie haben bestimmte Gesteinsarten für verschiedene Zwecke ausgewählt - nach präzisen Kriterien. Das fand ein Forschungsteam unter der Leitung der Universität Tübingen heraus.

Steine waren Ausgangsprodukt von Werkzeugen und Speerspitzen

Ohne Steine ging in der Steinzeit nichts: Sie waren das wichtigste Ausgangsprodukt für Werkzeuge und Speerspitzen. Aus ihnen wurden Messer, Schaber oder Kratzer hergestellt. Für die Herstellung mussten die Jäger und Sammler spezifische Steine sammeln. Um herauszufinden, wie die frühen Menschen ihr Rohmaterial ausgewählt haben, haben die Forschenden besondere Methoden benutzt.

Forschungsteam aus Tübingen in Südafrika unterwegs

Heutzutage unterscheidet die Materialwissenschaft, welche Werkstoffe sich wie am besten bearbeiten lassen. Deren Methoden hat das Forschungsteam in Südafrika angewandt. Sie waren an einer Stelle namens Diepkloof Rock Shelter unterwegs, etwa 150 Kilometer nördlich von Kapstadt - laut dem Team eine der wichtigsten Fundstellen der Mittleren Steinzeit. Die Forscher und Forscherinnen haben untersucht, welche Gesteine für die dort gefundenen Werkzeuge und Pfeilspitzen eingesetzt wurden.

Man sieht einen Felsen, der von der Sonne beleuchtet wird. Im Hintergrund leichte Wolken. Im Vordergrund: Bäume im Schatten. Die Steinzeit nennen wir Steinzeit, weil unsere Vorfahren da das Material verwendet haben, das eben gerade herumlag: Steine. Die Menschen der mittleren Steinzeit in Afrika wussten bereits viel darüber. (Foto: Guillaume Porraz)
Der Diepkloof-Felsüberhang in der Provinz Westkap im südlichen Afrika. Laut der Uni Tübingen eine der wichtigsten Fundstellen der mittleren Steinzeit.

Ein Beleg für die Ingenieurskunst der Steinzeitmenschen

Sie haben festgestellt: Die Steinzeitmenschen haben sehr genau ausgewählt, ob sie für einen Schaber, einen Kratzer oder eine Pfeilspitze einen Quarzit, Silcret-Stein oder ein Stück Hornfels verwenden. Sie waren also echte Stein-Experten. Patrick Schmidt von der Uni Tübingen bezeichnet die frühen Menschen als Ingenieure, die ihre Ressourcen genau kannten und sie gezielt eingesetzt haben.

Als Beispiel nennt Schmidt die sogenannten "Still Bay Points", also dünne beidseitig bearbeitete Spitzen. Sie wurden aus einem Steinmaterial hergestellt, das leicht zu bearbeiten ist und erst bei enormer Kraftanstrengung zerbricht, etwa wenn man damit große Tiere jagt.

Man sieht eine ovale, bronzefarbene Spitze. Sie sieht alt aus. Die Steinzeit nennen wir Steinzeit, weil unsere Vorfahren da das Material verwendet haben, das eben gerade rumlag: Steine. Die Menschen der mittleren Steinzeit in Afrika wussten bereits viel darüber.  (Foto: Guillaume Porraz)
Eine fein gearbeitetete "Still-Bay-Spitze" aus der Fundstätte Diepkloof, dünn wie ein Blatt.

Die Steinzeit begann war vor circa 2,6 Millionen Jahren und endete erst ungefähr 2.200 v. Chr. Sie gilt deshalb auch als der längste Abschnitt der Menschheitsgeschichte. Auf die Steinzeit folgten schließlich die Bronzezeit und die Eisenzeit.

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