BW-Umweltministerium will weitere Schutzgebiete ausweisen

Neues Naturschutzgebiet in Tuttlingen-Möhringen eingeweiht

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Das baden-württembergische Umweltministerium hat am Mittwoch das erste Naturschutzgebiet im Landkreis Tuttlingen offiziell eingeweiht. Es ist rund 70 Fußballfelder groß.

Ein Stausee, an dessen Rand Schilf und Gräser wachsen, ist das Herzstück des neuen Naturschutzgebiets. Es sei besonders die Artenvielfalt, die das Gebeit ausmache, so der Tuttlinger Umweltbeauftragte Michael Hensch. Besondere Pflanzen- und Tierarten haben sich an dem See und dem daran vorbei fließenden Bach angesiedelt, darunter 24 Libellenarten und auch Biber, die ihre Gänge graben und Burgen bauen.

Langer Weg zum Naturschutzgebiet

Rund 30 Jahre hat der Prozess zum Naturschutzgebiet im Bächetal zwischen Tuttlingen und Möhringen gedauert. In den 90er-Jahren wurde zunächst der Bach renaturiert, um ihm zum Schutz der Natur und vor Hochwasser seine Schlangenlinien zurückzugeben.

Der Weg zum Naturschutzgebiet war lang, sagte Hensch dem SWR. Denn das Gebiet sah anfangs nach allem anderen als einem Ort unberührter Natur aus. Bei der Umgestaltung habe auch der Biber mitgeholfen .

Umweltministerium: Krieg und Corona dürfen Naturschutz nicht verdrängen

Wie wichtig die Ausweisung neuer Naturschutzgebiete ist, betonte Karl-Heinz Lieber als Abteilungsleiter im Umweltministerium Baden-Württemberg:

"In Zeiten der Corona- und jetzt der Ukraine-Krise vergessen wir zwei Krisen, deren Folgen noch gravierender sein können - die Klimakrise und die Krise der Biodiversität."

Zwar stünden 2,45 Prozent der Landesfläche unter Naturschutz, dies allein reiche aber nicht aus: "Wir müssen auch anderswo die Nutzung ändern und weitere Schutzgebiete ausweisen, wie heute hier in Möhringen."

Außergewöhnliche Artenvielfalt auf kleinem Raum

Welchen Wert das Bächetal für die Artenvielfalt hat, hob auch Joachim Genser, Naturschutzbeauftragter beim Regierungspräsidium Freiburg hervor. Eine Artenvielfalt, wie sie es beispielsweise bei den Libellen in dem neuen Gebiet gebe, sei auf einer vergleichsweise kleinen Fläche wie dieser selten. Anfangs, räumte Genser ein, sei das Bächetal für ihn nur eine "Schönheit auf den zweiten Blick" gewesen - je mehr die Renaturierung aber Wirkung gezeigt habe, desto größer sei der ökologische Wert des Gebiets geworden. In Anbetracht der Folgen, die das für Nahrungsketten habe, sei das Thema leider völlig unterbewertet.

"Die Krise der Biodiversität verläuft im Stillen, aber gnadenlos. In manchen Regionen sind bereits 70 Prozent der Insekten verschwunden."

Über Zusammenhänge wie diese soll man künftig auch im Bächetal noch mehr erfahren. Laut Hensch werden zurzeit die Standorte für einen neuen Naturerlebnispfad festgelegt. Zudem sollen Tafeln mit digitalen Informationen verbunden werden, um das Gebiet besser erlebbar zu machen: "Wir wollen, dass dieses Naturschutzgebiet bei Forschern und Naturinteressierten bekannt wird, so Hensch.

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SWR