Harry Röhrle (Foto: SWR)

Nagetier im Dauereinsatz: See in nur wenigen Wochen entstanden

Biber im Ermstal schafft neuen See bei Bad Urach

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Harry Röhrle

Er hat gebaut und gebaut und jetzt steht eine große Wiese unter Wasser. Ein Biber im Ermstal hat die Landschaft völlig neu gestaltet. Jetzt ist dort ein See, wo vorher keiner war.

Ist das etwa ein neuer Badesee bei Bad Urach? Schön gelegen zwischen den Anhöhen der Schwäbischen Alb, am Fuße der Ruine Hohenwittlingen? Nein. Das Gewässer ist nicht von Menschenhand. Dieses schöne, pittoreske Stückchen Land hat sich ein Biber ausgesucht, um es nachhaltig zu verwandeln. Seit Spätherbst ist der See nun schon da, der Biber schon ein paar Jahre. Aber das hier scheint sein bislang größtes Werk zu sein und die hohen Pegelstände der Flüsse und Bäche haben ihm dabei geholfen.

Der Biber heißt Walter von der Georgenau

Seit neuestem hat das Tier einen Namen: Walter von der Georgenau. Benannt nach dem Weiler, der direkt am neuen See liegt. Der Biber lebt schon seit einigen Jahren im Tal der Erms zwischen Bad Urach und Münsingen. Hat schon etliche Dämme gebaut - jeweils im Herbst. Aber das aktuelle Bauwerk ist sein Biber-Meisterstück. Gesehen hat den Baumeister allerdings noch niemand. Nur in eine Foto-Falle ist Walter mal getappt.

Harry Röhrle (Foto: SWR)
So sieht der Biber-Damm aus. Daneben kann das Wasser des Sees ablaufen, damit der Pegel nicht zu hoch wird.

Der Biber hat die Höhe des Damms so konstruiert, dass die Wiese nur bis zu einer bestimmten Höhe überschwemmt ist. Neues Wasser fließt stetig in die Wiese, die Erms tritt also über die Ufer, überschüssiges Wasser aus dem See läuft flussabwärts und wieder zurück in das natürlich Flussbett.

Harry Röhrle (Foto: SWR)
Das Schild stammt noch aus der Zeit, als die Wiese noch nicht unter Wasser war. Betreten sollte man die überschwemmte Wiese tatsächlich nicht. Das Wasser steht knapp einen halben Meter hoch.

Der Bibersee wird wahrscheinlich dauerhaft bleiben

Die kräftigen Regenfälle im November und Dezember 2023 haben die Überschwemmung verstärkt. Bis zu zwei Hektar groß war der See in seiner größten Ausdehnung. Der Biberbeauftragte des Landkreises Reutlingen, Albrecht Gorthner, geht davon aus, dass der See dauerhaft bleiben wird. Mindestens solange, wie der Biber im Ermstal lebt. Der Biber hat den Damm aus Eigennutz gebaut, um den Eingang seines Baus sicher unter Wasser zu setzen. Schöner Nebeneffekt: Der neue See im Ermstal könnte zu einem unverhofften Biotop werden. Schon jetzt haben sich dort viele Wasservögel angesiedelt und weitere seltene Arten werden erwartet.

Hätte man im Ermstal einen solchen See anlegen wollen, hätte es Jahre gedauert und unzählige Genehmigungsverfahren gebraucht. Jetzt kommt ein Biber und schafft innerhalb weniger Wochen vollendete Tatsachen.

Der Biber ist streng geschützt. Er darf nicht beeinträchtigt werden, solange er keine schweren Schäden verursacht, so die untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes Reutlingen. Auch der neue See im Ermstal sei unbedenklich - und so können Biberdamm und natürlich auch der Biber bleiben.

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