Die Geschichte vom Heiligen Martin, der seinen Mantel teilt, kennt fast jeder. Sankt Martin wird als Vorbild verehrt. Warum also nicht auch selbst Kleider spenden? Doch was eignet sich?
SWR-Reporterin Maya Rollberg berichtet in SWR Südbaden zum Thema Kleiderspende:
Fast jedes fünfte Teil im Kleiderschrank wird nie getragen, so eine Studie von Greenpeace Deutschland. Die Hälfte der deutschen Bevölkerung gibt an, Schuhe, Oberteile und Hosen nach weniger als einem Jahr auszusortieren. Wo einerseits Überfluss herrscht, ist andererseits Mangel: Warme Kleidung ist für viele Menschen Mangelware. Deshalb hat die Deutsche Kleiderstiftung den Tag der Kleiderspende ausgerufen.
Nicht nur am 11.November kann kostenlos Kleidung gespendet werden. Ganzjährig übernimmt die Kleiderstiftung die Kosten für Paketmarken, damit die Kleidung den Weg von der Post zu ihnen findet. Die Paketmarken gibt es auf der Webseite der Kleiderstiftung zum Herunterladen. Wer einen (möglichst großen) Karton mit Kleidung packt, muss diesen dann nur noch zur Post bringen. Von da aus wird Kleidung derzeit vor allem in die Ukraine und nach Osteuropa geschickt. Vor allem warme Jacken, Schuhe und Mäntel werden in der kalten Jahreszeit fernab von Zuhause dringend benötigt.
Weniger Spenden seit Ende der Lockdowns
Insbesondere im ersten Pandemiejahr wurde durch die Lockdown-Zeit sehr viel aussortiert. In letzter Zeit seien deshalb viel weniger Spenden zu verzeichnen gewesen, so Markus Böck. Vor allem noch gut erhaltene Kleiderspenden sind weniger geworden, dabei ist der Bedarf unverändert. Auch ausrangierte, aber noch funktionierende Smartphones und Tablets können gespendet werden. Diese werden mit Hilfe des Umweltdienstleisters Interzero aus Berlin aufbereitet. Damit bietet der "Tag der Kleiderspende" auch Gelegenheit zur Ressourcenschonung. Ein bewussterer Umgang mit Gebrauchsgegenständen und Kleidungsstücken steht im Fokus der Aktion, denn mit der Spende sollen sie ein längeres Leben erhalten, um weniger Neues produzieren zu müssen.
Großer Bedarf auch in lokalen Kleidersammlungen
Auch lokale Kleiderläden haben immer Bedarf an saisonaler, gut tragbarer Kleidung. Ein Problem ist aber, dass die Lagerkapazitäten in den Sozialkaufhäusern oft nicht ausreichen. Deshalb sind diese auf regelmäßige, kleine und saisonale Spenden angewiesen, um die Lagerkapazitäten nicht überzustrapazieren. Ein großes Problem ist auch, dass viele Menschen Dinge spenden, die eigentlich nicht mehr brauchbar sind. So gehen 40 Prozent aller Spenden zwangsläufig in den Müll, wie Katja Weeke, Vorstandsvorsitzende des Fördervereins Kleiderladen Freiburg e.V., berichtet.
Entscheidungshilfe: Würde ich das noch anziehen?
Beschmutzte, übel riechende, oder beschädigte Kleidung hilft auch keinem anderen Menschen. Sich zu überlegen, was man selbst noch anziehen würde, ist eine gute Maßgabe für die Kleiderspende, wie Katja Weeke findet. Denn zum Reparieren oder Waschen fehlen auch in den Sozialkaufhäusern die Kapazitäten. Ist Kleidung nicht mehr tragbar, muss sie selbst entsorgt werden, beim lokalen Recyclinghof oder bei einem Anbieter von der Textilverwertung. Wobei auch hier die Annahmekapazitäten oft bereits überschritten sind. Oft ist die Kleiderspende auch ein frustrierendes Erlebnis für Spenderinnen und Spender, wenn man merkt, dass für gut befundene Kleidung nicht mehr angenommen wird.
Zum Kleiderspenden gehört auch, Kleidung bewusst einzukaufen und länger zu tragen. Ein regelmäßiger, kritische Blick in den Schrank hilft, um zu überprüfen, was man wirklich anzieht und über welche Stücke sich eine andere Person vielleicht noch freuen würde.