Graues Gebäude mit weißen Fensterrahmen. (Foto: picture-alliance / Reportdienste, picture alliancedpa  Patrick Seeger)

Tötungsdelikt vor Gericht

Warum starb ein Wildcamper am Rheinufer bei Jestetten?

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AUTOR/IN
Petra Jehle
Profilbild  (Foto: Michael Steck Fotografie )

Vor dem Landgericht Waldshut-Tiengen hat der Prozess um den gewaltsamen Tod eines Wildcampers bei Jestetten begonnen. Der Angeklagte ist wegen Mordes bereits vorbestraft.

Ein 39 Jahre alter Mann soll im Sommer 2023 am Rheinufer bei Jestetten (Kreis Waldshut) einen Wildcamper erschlagen haben. Seit Montag muss sich der Mann nun vor dem Landgericht Waldshut-Tiengen verantworten. Bei dem Opfer handelt es sich um einen 31 Jahre alten Mann aus St. Gallen. Der mutmaßliche Tatort liegt unweit einer idyllischen kleinen Badestelle am Rheinufer. Dort hatte der Schweizer in einer Hängematte übernachten wollen. Seine Leiche wurde am nächsten Morgen von einem Spaziergänger entdeckt.

War es Totschlag oder Mord? Motiv noch unklar

"Wir wissen wo, wir wissen in etwa wann, aber die große Frage bleibt das Warum", so der Vorsitzende Richter nach Verlesung der Anklage. Der Vorwurf lautet auf Totschlag: Der Mann habe sein Opfer mehrfach mit voller Wucht mit einem Holzscheit gegen Kopf und Gesicht geschlagen. Möglich sei aber auch Mord aus Habgier oder zur Befriedigung des Geschlechtstriebs, so der Richter weiter.

Am nackten Körper des getöteten Campers und am Tatwerkzeug - einem Holzscheit - waren DNA-Spuren des Angeklagten gefunden worden. Zudem fehlte sein Geldbeutel, in dem allerdings nur 15 Schweizer Franken Bargeld gewesen sein sollen. Das Opfer - ein 31 Jahre alter Mann aus der Schweiz - soll zur Tatzeit 1,8 Promille Alkohol im Blut gehabt haben und war damit weitgehend wehrlos so die Staatsanwaltschaft. Von beiden Männern gibt es DNA-Spuren an einem Joint.

Die Zollhaus-Rheinbrücke die nach Rheinau am Hochrhein führt (Foto: SWR, Sabine Gronau)
400 Meter von dieser Brücke entfernt liegt der Tatort.


Mutmaßlicher Täter saß bereits wegen Mordes in Haft

Der mehrfach vorbestrafte Angeklagte war seit einigen Wochen mit einer Baukolonne aus Lettland in der Region, um Glasfaserkabel zu verlegen. Er habe noch in der Nacht vergeblich versucht, die Leiche des Schweizers im Rhein verschwinden zu lassen, so die Anklage. Am Tag nach seiner Tat sei er pünktlich zur Arbeit erschienen. Zwei Wochen nach dem gewaltsamen Tod des Schweizers wurde er im Nachbarort Lottstetten (Kreis Waldshut) festgenommen.

Der mutmaßliche Täter war in Lettland wegen Raubmordes bereits zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden. Er saß dafür bis 2015 im Gefängnis. Zur Tat schwieg der Angeklagte zu Prozessbeginn, von seinem Leben erzählt er nur kurz und eher widerwillig. Nach eigener Aussage ist er staatenlos. Zwar sei er in Lettland geboren und aufgewachsen, aber ethnisch gesehen Russe. In Lettland sei er zeitweise Teil einer russischen Partisanenarmee gewesen und habe längere Zeit als Leichenbestatter und Schwarzarbeiter in einer Fischfabrik gearbeitet.

Urteil im kommenden Jahr erwartet

Für den Prozess vor dem Landgericht sind acht Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil wird Ende Januar 2024 erwartet.

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