Großbaustelle im Freiburger Stadtteil Ebnet. (Foto: SWR, Anita Westrup)

Appell an Freiburger Rathaus und Gemeinderat

Freiburger Flächennutzungsplan: "Sargnagel" für Klimaziele

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Das Klimaaktionsbündnis Freiburg kritisiert in einem offenen Brief den Flächennutzungsplan 2040. Das Wachsen auf Kosten von Natur und Klima müsse aufhören.

In den aktuellen Beratungen zum neuen Flächennutzungsplan würden zentrale Fragen nicht angemessen berücksichtigt, heißt es in dem Papier des Klimaaktionsbündnisses. Darin fordern 25 Organisationen und Verbände - unter anderem der BUND, der NABU und der Bauernverband - die Stadtverwaltung und den Gemeinderat auf, den Umbau der Stadt und die künftige Stadtentwicklung sozial und klimagerecht und ohne massiven Ressourcenverbrauch zu gestalten.

Boden ist kein nachwachsender Rohstoff

Wachstum auf Kosten von Natur, Artenschutz, Landwirtschaft und Klima dürfe es nicht mehr geben, so das Bündnis. Seit Jahrzehnten würden in Freiburg zu viele Flächen versiegelt, so "als ob Boden ein nachwachsender Rohstoff sei". Dieser "Raubbau" gehe zu Lasten von Landschaft, Landwirtschaft, Naturschutz, Klima und Naherholung. Das Klimaaktionsbündnis erinnert daran, dass sich der Freiburger Gemeinderat im Herbst 2019 dazu verpflichtet hat, den Flächenverbrauch konsequent einzudämmen und Klima- und Artenschutz mit "allerhöchster Priorität" zu verfolgen. Deshalb brauche es jetzt dringend ein Flächenmoratorium, so die Forderung.

Auf einer Fläche von 1,5 Hektar entstehen im Ebneter Baugebiet Hornbühl-Ost zur Zeit 120 neue Wohnungen. (Foto: SWR, Anita Westrup)
Auf einer Fläche von 1,5 Hektar entstehen im Ebneter Baugebiet Hornbühl-Ost zur Zeit 120 neue Wohnungen.

Mehr demokratische Teilhabe bei Stadtentwicklung

In Zeiten der Klimakrise müsse sich Freiburg als "Green City" von Grund auf neu orientieren, um die selbstgesteckten Klimaziele zu erreichen, heißt es ferner in dem offenen Brief. Dazu wünscht sich das Bündnis eine weitreichende Bürgerbeteiligung. Vorstellbar seien Bürger- und Bürgerinnenräte, deren Anregungen zur zukünftigen Entwicklung Freiburgs aktiv von der Verwaltung aufgenommen werden. Dabei sollte nichts "auf die Schnelle" passieren. Vielmehr brauche es eine Zeit des intensiven, offenen und stadtweiten Dialogs.

Stadtentwicklung ohne massiven Ressourcenverbrauch möglich

Auf Nachfrage des Klimaationsbündnisses im Mai 2021 hatte die Stadtverwaltung zugegeben, dass sie noch nie ermittelt habe, wie viel Fläche in den letzten Jahren auf der Gemarkung Freiburg versiegelt oder entsiegelt wurde. Diese Zahlen seien aber notwendig, um eine Diskussion über zukünftige Flächen führen zu können. Die 25 Organisationen und Verbände fordern deshalb einen Aktionsplan für die "Regeneration der Stadt Freiburg". Der Flächennutzungsplan 2040 müsse von Grund auf in Richtung Klimagerechtigkeit und Biodiversität gewandelt werden. Stadtentwicklung gehe auch ohne massiven Ressourcenverbrauch. Vor allem dürften Flächen nicht mehr dazu dienen, Gewinne zu machen.

SWR-Reporterin Ulrike Liszkowski berichtet im Radio über den Brief des Klimaaktionsbündnisses:

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