Erdbeeren vom Bodensee

Obst als Luxusgut

Umsatzeinbußen bei Obstbauern in Südbaden

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In Südbaden greifen weniger Menschen zur heimischen Erdbeere. Das hat der Obst- und Gemüsevertrieb Südbaden GmbH festgestellt. Das habe gleich mehrere Gründe.

Rot und prall liegen sie in den Pappschachteln, bereit gegessen zu werden. Und doch laufen in dieser Saison mehr Kundinnen und Kunden als sonst in den Supermärkten an ihnen vorbei. Die Nachfrage nach badischen Erdbeeren ist stark gesunken, beobachtet Lorenz Boll, Geschäftsführer des Obst- und Gemüsevertrieb Südbaden GmbH in Vogtsburg am Kaiserstuhl (Breisgau-Hochschwarzwald).

Drei Haupternten gleichzeitig auf dem Markt

Boll nennt dafür zwei mögliche Gründe. Zum einen seien in diesem Jahr gleich drei Haupternten gleichzeitig auf den deutschen Markt gekommen: In Südbaden seien die Erdbeeren wetterbedingt früher reif gewesen als in den vorherigen Jahren, in Spanien aufgrund eines ungewöhnlich langen Winters später. Und die Ernte in den Glashäusern im Westen Deutschlands habe sich verzögert, weil die Landwirte ihre Treibhäuser wegen der hohen Energiekosten nicht beheizt hätten. Der Markt sei mit Erdbeeren überschwemmt worden.

Die Erdbeerernte in Südbaden ist in diesem Jahr sehr hoch: Schon nach drei Wochen hätten sie die Menge der gesamten Saison 2021 geerntet, berichtet Lorenz Boll, Geschäftsführer des Obst- und Gemüsevertrieb Südbaden GmbH.
Die Erdbeerernte in Südbaden ist in diesem Jahr sehr hoch: Schon nach drei Wochen hätten sie die Menge der gesamten Saison 2021 geerntet, berichtet Lorenz Boll, Geschäftsführer des Obst- und Gemüsevertrieb Südbaden GmbH.

Die Erdbeere als Luxusgut

Außerdem seien die Kunden grundsätzlich zurückhaltender, beobachtet nicht nur Lorenz Boll. So seien Erdbeeren und auch der Spargel für viele Konsumenten ein Luxusgut, auf das sie verzichten könnten - angesichts der steigenden Energie- und Lebensmittelpreise. Das bestätigt auch Claudio Gläßer von der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn. 

„Es schauen doch viele Leute darauf, wofür sie das Geld ausgeben und was nach dem Tanken noch übrig ist."

Obstbauern in anderen Bundesländern haben nun zu drastischen Mitteln gegriffen: Statt die Erdbeeren zu pflücken, pflügen sie die Felder mit den reifen Beeren um. Sie protestieren damit auch gegen die niedrigen Preise im Lebensmittelhandel. Hier müssen die deutschen mit den wesentlich günstigeren Erdbeeren, etwa aus Spanien, konkurrieren.

Das Hörfunk-Interview mit Lorenz Boll vom Obst- und Gemüsevertrieb Südbaden können Sie hier nachhören.

"Esst deutsches Obst und Gemüse, esst deutsche Produkte"

Dass Obstbauern ihre Ernte zerstören - soweit sei es in Südbaden noch nicht, beruhigt der Geschäftsführer des Obst- und Gemüsevertrieb Südbaden. Trotzdem warnt er davor, zu den günstigeren Erdbeeren aus dem Ausland zu greifen. Das würde früher oder später dazu führen, dass es hier irgendwann keine Obst- und Gemüsebauern mehr gebe. "Esst deutsches Obst und Gemüsen, esst deutsche Produkte", lautet sein Appell. Noch sei dafür auch dieses Jahr noch Zeit. Die Erdbeersaison in Südbaden gehe noch drei bis vier Wochen.

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SWR