Die Freundinnen und Freunde sowie Unterstützerinnen und Unterstützer von Maria Kolesnikowa haben große Befürchtungen. Offenbar wurde die Musikerin und Kulturmanagerin aus der Einzelhaft in der belarussischen Hauptstadt Minsk erst in die Chirurgie und dann auf die Intensivstation eines Krankenhauses gebracht. Kolesnikowa hat in Stuttgart studiert, jahrelang gearbeitet und hat viele Freundinnen und Freunde in der Landeshauptstadt.
Kolesnikowas Schwester: "Man sagt uns nichts!"
Am Telefon berichtet Maria Kolesnikowas Schwester, Tatsiana Khomich, dass die Familie nur durch Zufall erfahren habe, dass Maria auf die Intensivstation verlegt wurde. "Wir sind schockiert. Aber man sagt uns nichts. Noch nicht einmal unserem Vater sagen sie, warum sie operiert wurde."
Maria sei ihres Wissens nicht krank gewesen. Auch wisse sie nicht, ob etwa Verletzungen der Grund für die Einweisung auf die Intensivstation sei. Offizielle Angaben zum Gesundheitszustand Kolesnikowas liegen nicht vor.
Wer ist Maria Kolesnikowa?
Maria Kolesnikowa ist so etwas wie das Gesicht der Opposition in Belarus seit sie mit an der Spitze der Massendemonstrationen gegen den diktatorisch regierenden Präsidenten Alexander Lukaschenko stand.
Als sie abgeschoben werden sollte, zerriss sie ihren belarussischen Pass. Im September 2021 wurde die 40-Jährige mit der charakteristischen Kurzhaarfrisur zu elf Jahren Haft verurteilt. Unter anderem wurde ihr "Verschwörung zur Machtergreifung" vorgeworfen.
Eine Freundin, die mit Maria Kolesnikowa gemeinsam an der Musikhochschule Stuttgart studiert hat, befürchtet das Schlimmste. Sie will aus Furcht vor Verfolgung durch das Regime Lukaschenko nicht namentlich genannt werden. Aber Einzelhaft, weiß die Musikerin, bedeute in Belarus "ganz schlimme Haftbedingungen". Sie könne nur hoffen, dass die intensivmedizinische Behandlung nicht mit der Strafhaft in Verbindung stehe.
Kolesnikowa in Stuttgart
Kolesnikowa hatte sich in der Region Stuttgart als Flötistin und Theater-Aktivistin einen Namen gemacht. Zusammen mit Viktoriia Vitrenko und Jasmin Schädler gründetet sie außerdem die experimentelle Künstler-Initiative "InterAKT".
Zur Unterstützung von Maria Kolesnikowa wollen die beiden Frauen aus aktuellem Anlass noch vor Weihnachten eine Postkarten-Aktion starten. Sie planen, massenweise Karten mit Genesungswünschen nach Belarus zu schicken - adressiert an die Haftanstalt in Minsk, in der Maria Kolesnikowa vor ihrem Krankenhausaufenthalt gefangen gehalten wurde.