Zündvorrichtung einer in Betrieb befindlichen Gastherme in Stuttgart (Archivbild) (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa | Norbert Försterling)

Austauschprämie für Ölbrenner in der Diskussion

Trotz drohender Gasknappheit: Stuttgart fördert noch neue Gasheizungen

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Verena Neuhausen
Verena Neuhausen (Foto: SWR, SWR4 - Foto: Alexander Kluge)

Die Stadt Stuttgart fördert derzeit noch den Einbau neuer Gasheizungen, wenn dafür auf Öl oder Kohle verzichtet wird. Daran wird nun Kritik laut - wegen der drohenden Gasknappheit.

1.000 Euro für einen neuen Gasanschluss und bis zu 10.000 Euro für eine neue Gasheizung - das bekommen derzeit Stuttgarter als Zuschuss von der Stadt, wenn sie dafür ihre alte Öl- oder Kohleheizung aufgeben. Ein Sprecher der Stadt Stuttgart bestätigt, dass die Fördergelder derzeit noch bewilligt würden. Der Gemeinderat hatte das Programm im Oktober 2019 beschlossen.

SÖS will keine Anreize für Gasheizung setzen

Hannes Rockenbauch von der FrAktion im Stuttgarter Gemeinderat möchte keine Anreize mehr setzen für Heizungen mit dem fossilen Brennstoff Gas. Seine Fraktion hat deshalb einen Ausstieg auf dem Förderprogramm gefordert. Noch hat der Gemeinderat den Vorschlag im Plenum aber nicht diskutiert. "In Zeiten, in denen uns die Abhängigkeit von fossilen Gaslieferungen aus Russland besonders schmerzlich vor Augen gehalten wird, können wir es uns jetzt endgültig nicht mehr leisten, weiterhin öffentliche Gelder für den Einbau neuer Gasheizungen auszugeben", heißt es im Antrag der FrAktion.

Grafik zum Energiesparprogramm der Stadt Stuttgart (Foto: Stadt Stuttgart)
Das Energiesparprogramm der Stadt Stuttgart. Mit dem Heizungsaustauschprogramm wird auch der Ersatz von Öl- durch Gasheizungen gefördert. Dagegen regt sich Widerstand im Gemeinderat.

Grüne wollen Förderprogramm ändern

Die Grünen haben nun ebenfalls öffentlich Stellung bezogen. Auch sie wollen das unter ihrer Zustimmung 2019 beschlossene Austauschprogramm jetzt stoppen und den Wechsel auf Gasheizungen nicht mehr fördern. Gabriele Munk von den Grünen erklärte, man habe Gas zunächst als Brückentechnologie für den Wechsel weg vom Öl oder der Kohle gesehen. Angesichts drohender Gasknappheit solle man neue Gasheizungen in Stuttgart aber nicht mehr bezuschussen.

Gasnetz der Stuttgarter Stadtwerke lukrativ

Die Stadt Stuttgart hatte erst vor wenigen Jahren das Gasnetz über die Stadtwerke-Tochter Stuttgart Netze von der EnBW zurück gekauft. Stuttgart Netze hat es aktuell an Netz BW verpachtet. Netze BW ist damit zuständig für Wartung, Bau und Instandhaltung. Der Besitz des Gasnetzes gilt als äußerst lukrativ. Ob der Zuschuss beim Wechsel auf Gasheizungen im Zusammenhang mit Wirtschaftlichkeits-Erwägungen bei den Stadtwerken steht, wollte die Stadt dem SWR auf Anfrage nicht bestätigen.

Grüne fordern bessere Aufklärung über Förderung der Stadt

Die Förderung von Gasheizungen in Stuttgart ist Teil eines umfangreichen Programms in Stuttgart, das derzeit im Rahmen des Klimafahrplans überarbeitet wird. Der neue Plan soll bis zur Sommerpause vorliegen und aufzeigen, wie Stuttgart bis 2035 klimaneutral werden kann.

"Vieles an Förderung ist gar nicht bekannt."

Schon jetzt fördere die Stadt Stuttgart in vielen Bereichen nachhaltigeres und klimaschonendes Verhalten, so die Grüne Stadträtin Gabriele Munk. "Es gibt schon vieles, das ist nur in Teilen nicht bekannt", sagte sie im SWR. Sie fordere deshalb bessere Aufklärung, welche finanzielle Unterstützung es von der Stadt gibt. Stuttgart fördert derzeit unter anderem die Anschaffung eines neuen Kühlschranks, Solarpanelen, Lastenräder oder E-Ladestationen.