"Das ist ein Fossil, das wir schon 150 Jahre haben", in der Stimme von Stephan Spiekman ist ein gewisser Stolz zu hören: "Und jetzt können wir endlich sagen, was das Tier ist." Was der Paläontologe am Naturkundemuseum Stuttgart da beschreibt, ist ein Meeressaurier mit dem komplizierten Namen Trachelosaurus fischeri. Er hat lange Zeit keine besondere Bedeutung in der Saurier-Forschung gehabt.
Paläontologe Stephan Spiekman aus den Niederlanden erklärt, warum es so schwer war, aus dem 120 Jahre alten Fossil Erkenntnisse zu gewinnen.
Forscher aus Stuttgart nehmen Meeressaurier erneut unter die Lupe
Nun hat ein Team des Naturkundemuseums das Fossil neu untersucht und dabei spannende Entdeckungen gemacht: Der Saurier gilt nun als weltweit ältester langhalsiger Meeressaurier. Und: Der Trachelosaurus fischeri ist ein Beleg dafür, wie sich im Übergang vom Erdzeitalter "Perm" in die "Trias" die Reptilienarten an Land und im Wasser auseinander entwickelt haben. Das erweitert das Wissen über die marinen Ökosysteme dieser Zeit, erklärt Spiekman.
Das Fossil befindet sich derzeit als Leihgabe im Naturkundemuseum Stuttgart. Das Team um Spiekman konnte durch einen Vergleich mit einem ähnlichen Meeresreptil aus China die Art des Trachelosaurus fischeri bestimmen. Eine Analyse seiner Anatomie zeigte eine enge Verwandtschaft zu dem auch erst kürzlich identifizierten "chinesischen Drachen". An dieser Entdeckung war das Team Spiekman ebenfalls beteiligt. Beide Meeressaurier hatten eine ungewöhnlichen langen, schlangenartigen Hals und waren offenbar gut ans Leben im Ozean angepasst.
Paläontologen rätselten 150 Jahre über den Fossilienfund
Bereits im 19. Jahrhundert wurde der Trachelosaurus fischeri in Sachsen-Anhalt entdeckt. Allerdings konnte sich die Forschung nicht einigen, um welche Art von Reptil es sich dabei handelte. Die Forschung geht mittlerweile davon aus, dass das Fossil 247 Millionen Jahre alt ist, also ein Geschöpf der "Trias" war. Wie groß und schwer das Urzeit-Tier war, sei allerdings schwer zu sagen, so Spiekman. Bisher könne nur die Wirbelzahl recht gut bestimmt werden - und diese war vergleichsweise groß.
Obwohl das Skelett unvollständig ist und die Überreste des Sauriers über das gesamte Gestein verstreut sind, konnte durch den Vergleich bewiesen werden, dass es Saurier nach der Art des "chinesischen Drachen" wohl auch in Deutschland gegeben haben muss. Dies zeigt, wie wichtig die Konservierung von Fossilen in historischen Sammlungen wirklich sei, sagt Spiekman.