Symbolbild Razzia Polizist (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Marijan Murat)

Verdacht auf "Love Scamming"

Razzia gegen nigerianische Mafia in Baden-Württemberg

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Bei einer Razzia in vier Bundesländern sind Verdächtige einer nigerianischen Mafia festgenommen worden. Ihnen wird Geldwäsche und Internetbetrug durch "Love Scamming" vorgeworfen.

Hunderte Polizisten haben im Zuge von Ermittlungen gegen die nigerianische Mafia zahlreiche Objekte in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Hamburg untersucht. Dabei seien am Dienstag elf Männer im Alter von 29 bis 53 Jahren wegen offener Haftbefehle festgenommen worden, teilten das bayerische Landeskriminalamt, Polizei und die Staatsanwaltschaft München I mit. Die Festgenommenen stünden im Verdacht, Mitglieder einer kriminellen Vereinigung im In- und Ausland zu sein. Bei der Aktion hätten die Ermittler zahlreiche Speichermedien sichergestellt.

Ermittlungen wegen Internetbetrug und Geldwäsche

Den Angaben zufolge waren am Dienstagmorgen bei der Aktion mehr als 330 Beamte im Einsatz. Dabei gehe es bei den Ermittlungen vor allem um mutmaßlichen Internetbetrug und Geldwäsche. Der bayerische Rundfunk berichtet zudem von einem "Schlag gegen Menschenhändler", da die nigerianische Mafia überwiegend in Menschenhandel und illegale Prostitution verwickelt sei.

Sogenannter Love Scam als Betrugsmasche

Den in Deutschland lebenden Mitgliedern der kriminellen Vereinigung werde vor allem Geldwäsche von Erlösen aus Love Scam- Betrug vorgeworfen, berichtete Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) am Mittwoch.

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Beim sogenannten Love Scamming nehmen die Täter gezielt Kontakt mit alleinstehenden Menschen über das Internet auf und schwindeln die große Liebe vor, um an die Ersparnisse ihrer Opfer zu gelangen. Eisenreich warnte: "Die Folgen für die Opfer sind erheblich. Abgesehen von dem oft hohen materiellen Verlust drohen Depressionen und Angstzustände."

Im vergangenen Jahr wurden mehr als 450 Fälle von Love Scamming mit einem Schaden von rund 5,3 Millionen Euro angezeigt, berichtete der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Mittwoch. Sein Appell: "Beim geringsten Verdacht bitte sofort die Polizei einschalten! Nur dann kann skrupellosen Kriminellen das Handwerk gelegt werden."

Organisation "Black Axe Confraternity" im Visier der Ermittler

Nach Angaben des bayerischen Verfassungsschutzes richteten sich die Ermittlungen gegen die "Black Axe Confraternity". Im Jahresbericht 2023 schreibt der Verfassungsschutz über eine von vier mafiaähnlichen nigerianischen Organisationen, deren Mitglieder hauptsächlich in Bayern aktiv sind. Demnach hat jede der vier "Bruderschaften" eine Deutschlandführung und mehrere regionale Organisationseinheiten auf Ebene von Bundesländern oder Regionen um größere Städte.

Den Angaben zufolge sind die "Confraternities" ursprünglich aus universitären Bruderschaften entstanden, die sich in den 1960er und 1970er Jahren für die Forderung nach der Unabhängigkeit Nigerias einsetzten. Einige der Gruppen hätten sich später aber zu mafiaähnlichen Vereinigungen entwickelt. Sie sind demnach vor allem in den Bereichen Drogenkriminalität, Internetbetrug, Geldwäsche, Menschenhandel und Schleusungen aktiv. In Nigeria komme es wegen Konkurrenz untereinander zu gewalttätigen Konflikten zwischen den Gruppen.

Bundesweit größter Schlag gegen die nigerianische Mafia

Die Gruppierung stehe bereits seit vielen Jahren unter genauer Beobachtung des bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz, gab Bayerns Innenminister Herrmann bekannt. Die gesammelten Erkenntnisse und Analysen der gemeinsamen Ermittlungsgruppe der Bayerischen Polizei unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft hätten nun zum Erfolg geführt. Auswertungen der am Dienstag sichergestellten Beweismittel sollen weitere Täter und Hintermänner entlarven.

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