Kommunale Ordnungshueter auf Streifengang in der Freiburger Innenstadt. Durch eine verstärkte Polizeipraesenz soll das angeknackste Sicherheitsgefühl in Freiburg gestärkt werden. (Foto: IMAGO, IMAGO / Winfried Rothermel)

Ausgehmeile im Visier

Videoüberwachung der Polizei Freiburg führte bisher zu acht Einsätzen

Stand
INTERVIEW
Jonathan Hadem

Die Freiburger Innenstadt wird seit zwei Wochen per Video überwacht. 16 Kameras werden an den Wochenenden angeschaltet. Die Polizei zeigt sich im SWR-Gespräch bislang zufrieden.

Immer von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag sowie vor Feiertagen werden in Freiburg von 22 bis 6 Uhr Kameras eingeschaltet. Sie haben das "Bermudadreieck" in der Ausgehmeile mit Bars und Clubs im Visier. Die Aufzeichnungen sollen nächtliche Straftaten vorbeugen und Ermittlungen erleichtern. SWR Aktuell Moderator Jonathan Hadem hat mit dem Freiburger Vize-Polizeipräsidenten Matthias Zeiser über die Videoüberwachung gesprochen.

SWR Aktuell: Wie oft konnte die Polizei an den vergangenen Wochenenden direkt eingreifen?

Matthias Zeiser: Es waren zwei Fälle von gefährlicher Körperverletzung und ein Fall von einer einfachen Körperverletzung. Die Kolleginnen und Kollegen haben das beobachtet und wir konnten direkt intervenieren. Aber wir konnten es nicht mehr verhindern, weil es schon in Gange war.

Was für uns aber noch viel wichtiger ist: Wenn Streitigkeiten und Bedrohungen auf den Bildern wahrgenommen werden, dass solche Sachverhalte erst gar nicht entstehen. Da konnten die Kolleginnen und Kollegen in fünf Fällen weitere mögliche Eskalationen und mögliche Straftaten verhindern.

SWR Aktuell: Weil sie so schnell am Tatort waren?

Zeiser: Genau! Weil die Video-Beobachter in der Einsatzzentrale die Geschehnisse auf den Bildschirmen gesehen haben. Über Funk wurden dann die Interventionskräfte, die in der Stadt unterwegs sind, herangeführt und konnten entsprechend intervenieren.

SWR Aktuell: Es ist auch möglich, aufgezeichnetes Material zu sichten und nach möglichen Tätern zu suchen. Wird das gemacht?

Zeiser: Es ist nicht so, dass man permanent immer überwacht. Aber anlassbezogen wird das durchgeführt. Da wird dann vor- und zurückgespult. Dann werden die Sequenzen in Zeitlupe ausgewertet und die Tatbeteiligung festgestellt - auch der Status, also wer ist Beschuldigter und wer ist Geschädigter. Es konnte auch nachvollzogen werden, wer bei einer wechselseitigen Körperverletzung begonnen hatte. Auch außerhalb des durch Video überwachten Bereichs sind Straftaten festgestellt worden. In zwei Fällen konnten über Lichtbilder, wo sich die Personen in die durch Video überwachten Bereiche hineinbewegt hatten, die beschuldigten Personen festgestellt werden.

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SWR Aktuell: Verlagert sich die Kriminalität durch die Videoüberwachung in der Innenstadt in andere Stadtteile?

Zeiser: Wir haben das noch nicht festgestellt, dass es da ein signifikantes Verändern des Verhaltens gibt. Vielleicht sind die Leute die Videoüberwachung auch von anderen Örtlichkeiten gewöhnt, wie zum Beispiel von Bahnhöfen.

SWR Aktuell: Videoüberwachung ist zeitaufwendig. Haben Sie genug Personal dafür?

Zeiser: Ja, es ist sehr aufwendig für uns. Wir haben pro Nachtschicht von Freitag auf Samstag und Samstag auf Sonntag von 22 bis 6 Uhr drei Kolleginnen und Kollegen als sogenannte Videobeobachter eingesetzt. Dazu kommen circa zehn Kolleginnen und Kollegen, die vor Ort sind und in dieser Zeit in der Innenstadt von Freiburg ihren Dienst verrichten. Insofern ist es bei uns in der Einsatzzentrale ein größerer Aufwand. Aber ich glaube, der Gewinn an Sicherheit bedeutet: Wir sind da auf einem guten Weg.

SWR Aktuell: Also Ihr Fazit nach den ersten zwei Wochenenden: Lohnt sich die Videoüberwachung in der Freiburger Innenstadt?

Zeiser: Unser konzeptioneller Ansatz greift. Das sehen wir nach diesen zwei Wochenenden. Um eine Bilanz zu ziehen oder die Gesamtsituation zu bewerten - dafür brauchen wir einen längeren Zeitraum. Wir denken, dass wir etwa ein Jahr benötigen. Ganz zufrieden wären wir, wenn wir die Videoüberwachung nicht mehr brauchen würden.

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