Zahl der Fische hat stark abgenommen

Neckar zwischen Heidelberg und Mannheim leidet an Altersschwäche

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Die Zahl der Fische im Neckar schrumpft seit vielen Jahren. Ein wesentlicher Grund ist die geringe Fließgeschwindigkeit des Neckars.

Für die über 30 Fischarten im Neckar ist dies ein zunehmendes Problem. An vielen Stellen gleicht der Fluss kaum noch einem Fließgewässer, eher einer Kette von Stauseen. Und das gefährdet wiederum die Populationen von Rotaugen, Brassen, Hechten und anderen heimischen Fischarten.

Ploetze, Rotauge (Rutilus rutilus, Leuciscus rutilus), schwimmend (Foto: IMAGO, IMAGO)
Noch weitverbreitet im Neckar: Eine Ploetze, auch Rotauge genannt

Sedimente rauben Wasserpflanzen im Neckar Licht

Wie in allen stehenden Gewässern lagern sich immer mehr Sedimente ab. Die Sedimente nehmen den Wasserpflanzen Sonnenlicht, das sie dringend für ihr Wachstum brauchen. Von den Wasserpflanzen ernährt sich das Plankton. Und das ist wiederum die Nahrungsquelle für Jungfische.

Verstärkt Haut- und Flossenschäden

"Wir haben festgestellt, dass Hautverletzungen verstärkt auftreten. Da sind Flossenschäden, Flossenblutungen. Sowas passiert immer dann, wenn die Fische sehr geschwächt sind."

In den vergangenen Jahren haben Frank Hartmann und seine Mitarbeiter beobachtet, dass die Anzahl der kranken Tiere im Neckar deutlich zugenommen hat.

Stress im Neckar durch invasive Arten und Schiffsverkehr

Die Fische seien ständigem Stress ausgesetzt. Invasive Arten wie die Schwarzmeer-Grundel machten ihnen zu schaffen, ebenso Kormorane und Fischreiher. Schlimmer seien aber menschengemachte Ursachen: Frachtschiffe wirbeln jede Menge Sedimente auf, es gibt kaum naturbelassene Uferbereiche, wo sich vor allem Jungfische verstecken können.

Ein Schiff fährt auf dem Neckar in Heidelberg Richtung Schleuse (Foto: SWR)
Staustufen verlangsamen den Fluss und das gefährdet auf lange Sicht Fischbestände

Stauwehre verlangsamen Neckar-Strömung

Die Stauwehre sorgen dafür, dass Wasser im Neckar vielerorts nur noch extrem langsam strömt. Die Austauschrate des Wassers ist gering. Fische schwimmen so an einigen Orten lange Zeit in schmutzigem Wasser. Das sind Stressfaktoren. Nach Schätzungen von Frank Hartmann wurden in den 1990er Jahren in guten Zeiten noch bis zu 30 Tonnen Fisch aus dem unteren Neckar gefangen. Jetzt nur noch eine Tonne. Viele Angler haben inzwischen ihr Hobby aufgegeben.

Hoffnung für den Neckar: Fischkinderstube

Hoffnung macht dem Biologen die sogenannte "Fischkinderstube" in Edingen-Neckarhausen (Rhein-Neckar-Kreis). Dort wurde für 3,6 Millionen Euro ein künstlicher Neckar-Nebenarm erschaffen. Flache Uferzonen mit vielen Pflanzen und Totholz bieten vor allem Jungfischen einen idealen Lebensraum. Von den Auswirkungen des Schiffsverkehrs sind Rotaugen, Brassen, Hechte und Haseln dort ebenfalls gut geschützt.

Ein baumbestandener Uferbereich des Neckars (Foto: SWR)

"Während wir im Neckar kaum noch Fische fangen, gibt es hier noch reichlich."

Nach Ansicht Hartmanns wären mindestens 120 Fischkinderstuben notwendig, um die Bestände auf der ganzen Neckarlänge wieder aufzupäppeln.

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SWR