Krank im Krieg (Foto: SWR)

Krank und verzweifelt im Ukraine-Krieg

Ukrainische Familie in Mannheim sucht Hilfe für Vater in Odessa

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Vitali aus Odessa leidet an einer schmerzhaften Versteifung der Wirbelsäule. Da ihm ein teures Medikament fehlt, will seine Frau jetzt Hilfe in Mannheim organisieren.

Jeden Tag kommen Vitali und seine Frau mit den beiden Töchtern wenigstens per Videoverbindung zusammen. Der 42-Jährige leidet unter der Krankheit Morbus Bechterew und braucht dringend Schmerzmittel, weil seine versteifte Wirbelsäule chronisch entzündet ist. Aber die Mittel, an die er in der umkämpften Stadt Odessa herankommen kann, helfen ihm kaum.

"Ich habe 24 Stunden lang Schmerzen. Ich kann mich nicht mehr nach vorne beugen und kann nicht mal die Schnürsenkel binden, wegen meiner steifen Wirbelsäule

Nur ein teures Medikament hilft

Das einzige Medikament, das bei Vitali wirkt, ist sehr teuer; es kostet über 1.000 Euro. Und da er kaum noch Geld verdient im Krieg, ist das unbezahlbar für die Familie. Seine Frau, die mit ihren beiden Töchtern nach Mannheim geflüchtet ist, sucht jetzt nach einem Ausweg. Sie hofft, Geldspender zu finden, um das Medikament kaufen zu können.

Doch es gibt noch ein Hindernis. Das teure Medikament muss ständig gekühlt werden, sonst verdirbt es. Aber Odessa ist unter Beschuss der russischen Armee und es fällt immer wieder der Strom aus. Deshalb möchten seine Frau und die Kinder, dass Vitali nach Mannheim kommt.

Krank im Krieg (Foto: SWR)

Vitali darf nicht ausreisen

Doch eine Ausreise ist für Vitali derzeit im Krieg unmöglich. Er hat keine Invaliditätsbescheinigung und gilt somit als wehrfähiger Mann. Diese Bescheinigung in den Kriegswirren zu bekommen, ist schwierig, denn nur zwei Ärzte in Odessa sind auf die Krankheit Morbus Bechterew spezialisiert. Dennoch versucht er, die nötigen Dokumente zu bekommen. Bis dahin erlebt Vitali jeden Tag Raketenangriffe in Odessa.

"Ich möchte natürlich leben. Ob ich Angst habe? Nun wenn man das Geräusch einer Rakete hört bis zum Einschlag, dann vergehen 15 Sekunden. Da bleibt nicht viel Zeit für Angst.“

Immerhin weiß der Vater, dass seine Familie in Mannheim in Sicherheit ist. Seine Frau und die Töchter sind bei einem Ehepaar untergekommen und leben dort wie in einer  Wohngemeinschaft. Katharina und ihre Töchter lernen inzwischen täglich Deutsch; die Mädchen gehen zur Schule. Alle hoffen, dass der Vater bald zu ihnen nach Mannheim kommen kann. 

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SWR