Porträt von Michael Schnellbach (Foto: SWR)

Interview mit BUGA 23-Geschäftsführer

Bundesgartenschau in Mannheim: "Es wird alles fertig"

Stand

Es wird gebaut, geschraubt: Die Bundesgartenschau im kommenden Jahr ist für die Stadt eine große Herausforderung. Trotz Verzug: Der Geschäftsführer der BUGA 23 bleibt optimistisch.

SWR Aktuell: Als Geschäftsführer der BUGA 23 in Mannheim sind Sie bislang durch einige Höhen und Tiefen gegangen. Ist das jetzt vorbei?

Michael Schnellbach: Es ist immer noch so eine emotionale Berg- und Talfahrt. Das ist es eigentlich jeden Tag, weil wir tatsächlich jeden Tag etwas Neues haben, wir auch vor neuen Problemstellungen stehen. Aber das, was mein Team, was wir das letzte halbe Jahr wirklich sehr engagiert und ambitioniert geschaffen haben, das ist auch schon wieder ein beruhigender Faktor. Wir sind jetzt in einer Phase, in der wir wissen: Es kommt jeden Tag was Neues. Aber wir können auch damit umgehen. Und das ist jetzt tatsächlich so, weil wir das Bild sehen. Das Bild, das sich tagtäglich auch verändert hin zur Bundesgartenschau 2023. Das ist der beruhigende Faktor jetzt.

SWR Aktuell: Als die Nachricht kam, dass Rostock es nicht schafft. Was hat das bei Ihnen ausgelöst?

Schnellbach: Das kam natürlich sofort an. Ist es auch ein Thema? Weil auch Rostock angefragt hat. Verschieben wir um ein Jahr? Könnte es Rostock helfen? Auch da haben wir überlegt. Aber wir haben gesagt: Wir sind jetzt so weit. Sobald wir jetzt einen Schritt zurück machen, bedeutet es mehr als ein Jahr, das wir jetzt brauchen. Wir mussten jetzt einfach das Gaspedal weiter am Laufen halten. Und es war auch gut so am Ende des Tages.

SWR Aktuell: Nun war ja die Bundesgartenschau im politischen Vorfeld nicht unumstritten, ist auch für kommunalpolitische Auseinandersetzungen genutzt worden. Hat sich das geändert?

Schnellbach: Also ich glaube, es hat sich sehr, sehr deutlich geändert. Und zwar mit dem Beginn der Baumaßnahmen: Da hat man tatsächlich gesehen, wie sich das Gelände verändert. Auch mit Beginn der vielen Führungen über die großen Gelände im Rahmen der Baumaßnahmen, allerspätestens seit die Seilbahnmasten stehen.

Mannheim

Ein Wahrzeichen der Bundesgartenschau 2023 Fast fertig: Plattform des Panoramastegs für BUGA 23 eingehoben

Das dritte und damit letzte Montage-Element des Panoramastegs in Mannheim ist eingehoben worden. Der Steg ist ein Wahrzeichen der Bundesgartenschau 2023.

SWR4 BW aus dem Studio Mannheim SWR4 BW aus dem Studio Mannheim

Seit wir jetzt den Panoramasteg machen, ist es auch bei den Letzten angekommen, dass es hier eine große Veränderung gibt. Wir sind sehr viel auf Stadtteilfesten und Veranstaltungen unterwegs, auf denen wir auch Kartenvorverkauf machen und informieren. Die Stimmung hat sich für die Bundesgartenschau absolut zum Positiven gewandelt. Die Bürger freuen sich darauf. Dass wir jetzt über 13.500 Dauerkarten ein halbes Jahr vor Öffnung verkauft haben, ist, glaube ich, nicht zuletzt auch schon ein Zeichen dafür, dass die Änderung stattgefunden hat.

SWR Aktuell: Wie haben Sie die Verzögerungen beim Aufstellen des Panoramastegs empfunden?

Schnellbach: Klar, waren uns die Verzögerungen schon bewusst. Wir haben ja nichts von der Stange gekauft. Sie müssen sehen, dieser Steg besteht aus 2.200 Einzelteilen, die zusammengeschweißt wurden. Es ist eine einmalige Statik. So etwas gibt es nicht. Es muss bei den kleinsten Verformungen immer wieder neu gerechnet werden, was natürlich bei so einem langen Teil von 183 Metern in der Summe schon mal vorkommt. Allein für den Rechenvorgang, um die Statik nachzurechnen, hatten Rechner anderthalb Tage gebraucht, bis wir ein Ergebnis hatten.

"Mit dem Fortschritt an dem Steg, an dem als nächste Steps Geländer dran kommen und lackiert wird, sind wir ganz happy".

SWR Aktuell: Wenn man zum Beispiel vom Aussichtsturm schaut, gibt es Geländeteile auf der Bundesgartenschau, die sehen ziemlich flach aus, die liegen ziemlich brach. Was wird aus denen bei der BUGA 23? Gibt es Gelände von der BUGA auf dem Spinelli-Park, die keiner braucht?

Schnellbach: Auf keinen Fall. Dieses Gelände gibt es definitiv nicht. Wir errichten ja als Dauerbild einen Landschaftspark von über 60 Hektar Fläche an der Stelle. Wir haben sehr wohl und sehr bewusst überlegt, dass die Fläche eigentlich für eine Gartenschau viel zu groß ist. Wir haben mit dem Luisenpark zusammen 104 Hektar Fläche. Das ist für eine Bundesgartenschau viel zu groß. Eine normale Gartenschau hat 35 bis maximal 40 Hektar.

"Deswegen haben wir uns sehr früh schon entschieden, dass wir den Teil von der U-Halle nach Norden als sogenanntes Experimentierfeld, als unsere Ausstellungsfläche nehmen, wo wir alle Ausstellungsbeiträge, alle Aussteller und einen Großteil der Musik- und Kulturbeiträge dort machen."

Und wir werden bereits einen Teil so anlegen, wie der Landschaftspark dann ab 2024 der Bevölkerung zur Verfügung stehen wird. Da wird es Kulturelles geben. Und es wird sehr viel Arbeit geleistet werden, was Aufklärung zum Natur- und Artenschutz betrifft. Der Park ist vielleicht nicht für jeden Tagesbesucher die Anlaufstelle. Aber die Dauerkarten-Besucher, die Zwei-Tageskarten-Besucher, werden diesen Teil genießen werden. Davon bin ich überzeugt.

SWR Aktuell: Sollte die Rolle von Kunst und Kultur nicht viel stärker betont werden? Fabian Burstein hat die BUGA 23 als das größte Kultur-Event Deutschlands bezeichnet, das man im Vorverkauf für 130 Euro haben kann...

Schnellbach: ...und wir versuchen immer wieder in einem Nebensatz oder mit im Verkauf zu erwähnen, dass alle Kulturveranstaltungen inkludiert sind. Vielleicht will man tatsächlich noch mal einen eigenen Aufruf dazu starten: 5.000 Kulturveranstaltungen für diesen Preis! Aber es ist noch sehr, sehr früh. Ich hatte ja auch bei der Pressekonferenz die Herleitung von der Kulturhauptstadt gemacht.

Mannheim

Ein halbes Jahr vor der Bundesgartenschau Kulturprogramm der BUGA 23: Vielfältig und für alle etwas dabei

Das Kulturprogramm der Bundesgartenschau 2023 in Mannheim ist veröffentlicht worden. Es ist umfangreich, vielfältig und hat drei Besonderheiten.

SWR4 BW aus dem Studio Mannheim SWR4 BW aus dem Studio Mannheim

Das ist eine unserer strategischen Säulen neben den inhaltlichen Themen: diese Kultur und Kunstszene darzustellen. Ich glaube, Mannheim und die Region werden da in Deutschland tatsächlich völlig unterschätzt. Daher finde ich den Ausdruck von Fabian Burstein, dass wir nächstes Jahr allein schon von der Dauer her über die mehr als 180 Tage das größte Kultur-Festival zeigen und das zu diesem Preis-Leistungs-Verhältnis, absolut unschlagbar.

SWR Aktuell: Wie laufen die letzten sechs Monate im besten Fall? Kann es so sein, dass man drei Wochen vorher fertig ist und Zeit für einen Kaffee hat?

Schnellbach: Das wird definitiv nicht klappen. Das ist uns allen bewusst. Es hat bei Gartenschauen geklappt, die verlegt wurden, unter anderem wegen Corona oder anderen Sachen, bei denen man ein Jahr mehr Zeit hatte. Bei allen anderen Gartenschauen ist vorne der Bundespräsident reingelaufen und hinten wurde noch der letzte Quadratmeter Rollrasen gelegt oder das letzte Zelt aufgebaut. Das wird auch bei unserer so sein. Es wird am 14. alles, was den Ausstellungsbereich anbelangt, fertig sein. Aber es wird auf die letzte Minute fertig.

Mannheim

Ein halbes Jahr vor der BUGA 23 Es gibt jetzt Tageskarten für die Bundesgartenschau 2023 in Mannheim

Der Vorverkauf von Tageskarten für die Bundesgartenschau 2023 in Mannheim ist am Wochenende gestartet worden, ungefähr sechs Monate vor Eröffnung.

SWR4 BW aus dem Studio Mannheim SWR4 BW aus dem Studio Mannheim

Stand
AUTOR/IN
SWR