In der vergangenen Woche ist in Brandenburg bei einer kleinen Wasserbüffel-Herde die Maul- und Klauenseuche nachgewiesen worden. Alfons Gimber, Schäfer aus Lobenfeld (Rhein-Neckar-Kreis) und erster Vorsitzende des baden-württembergischen Landesschafzuchtverbandes, sagte auf SWR-Anfrage, es herrsche vollkommene Unsicherheit. Am 31. Januar sei eine Merino-Bock-Auktion in Bad Waldsee (Landkreis Ravensburg) geplant. Mit Blick auf den Ausbruch der Seuche in Ostdeutschland wisse man zurzeit nicht, ob diese Auktion wirklich stattfinden könne. Darüber wollen die Leiter der baden-württembergischen Veterinärämter nach seinen Informationen in den kommenden Tagen entscheiden. Unklar sei zum Beispiel auch, ob möglicherweise Sanktionen wie eine Stallpflicht für Schafe angeordnet werden.
Maul- und Klauenseuche: Vorerst kein Krisenplan auf Kreisebene
Der Rhein-Neckar-Kreis hat nach eigenen Angaben keinen ausgearbeiteten Krisenplan für den Fall der Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche in der Schublade. Dafür zuständig sei das Landesministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Stuttgart. Sobald die Experten dort Handlungsbedarf sehen, bekommen die Kreise die entsprechenden Vorgaben aus dem Ministerium, sagte eine Sprecherin des Rhein-Neckar-Kreises dem SWR.
Minister Hauk: Sind wachsam
Minister Peter Hauk (CDU) geht davon aus, dass das Land gut vorbereitet ist. Er sagte am Sonntag, man sei wachsam und könne schnell reagieren, wenn dies erforderlich wäre. Jetzt sei besonnenes und der Lage angepasstes Vorgehen angesagt. Hauk wies auf die Vogelgrippe und die Afrikanische Schweinepest hin, die schon im Südwesten kursierten. Alle tierhaltenden Betriebe in Baden-Württemberg seien schon seit längerer Zeit sensibilisiert und aufgerufen, die Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken, um ihre Tiere bestmöglich zu schützen.
Brandenburg: Erste Fälle der Seuche seit 1988
Am Freitag war der erste Fall von Maul- und Klauenseuche in Deutschland seit 1988 bestätigt worden. Drei Wasserbüffel im Landkreis Märkisch-Oderland (Brandenburg) verendeten an der Krankheit. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sagte am Montag nach einem Gespräch mit Branchenvertretern, höchste Priorität habe jetzt, schnell für Klarheit über die Verbreitung der Seuche zu sorgen. Brandenburg hat das Transportverbot für Schweine, Schafe, Rinder und Ziegen bis Mittwochabend verlängert.
Informationen für Schafhalter aus Rhein-Neckar-Region
Momentan wisse man gar nicht, wie sich die Büffel in Brandenburg angesteckt hätten, sagte Gimber. Er will am Dienstagabend in Reichartshausen (Rhein-Neckar-Kreis) andere Schafhalterinnen und Schafhalter über die aktuelle Lage informieren. Wichtig sei ihm auch, über eine weitere Tierseuche aufzuklären: Im vergangenen Jahr habe man gerade im Rhein-Neckar-Kreis ein Riesenproblem mit der Blauzungenkrankheit gehabt.
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Verband setzt auf Impfung gegen Blauzungenkrankheit
Deshalb wolle man in diesem Jahr eine hohe Impfquote erreichen. Schäfer seien zwar nicht verpflichtet, ihre Tiere gegen die Blauzungenkrankheit zu impfen. Es gebe auch immer wieder Impfgegner, so Gimber. Allerdings mussten diejenigen, die ihre Tiere nicht geimpft hatten, im vergangenen Jahr deutliche Verluste hinnehmen.
Selbst in seiner eigenen Schaf-Herde in Lobenfeld seien gut 30 von insgesamt 800 Schafen trotz der Impfung an der Blauzungenkrankheit verendet, so Gimber. Die Krankheit wird vor allem in der warmen Jahreszeit durch kleine blutsaugende Fliegen, sogenannte Gnitzen, übertragen. Deshalb müsse man die Schafe im März impfen, damit sie gesund bleiben.
Wir hoffen, dass wir wenigstens von der Maul- und Klauenseuche verschont bleiben.
Im vergangenen Sommer habe die Blauzungenkrankheit die Schafhalter in der Rhein-Neckar-Region geradezu überrannt und sich explosionsartig ausgebreitet. Jetzt mache man sich Sorgen, dass das Gleiche mit der Maul- und Klauenseuche wieder los gehe. Man hoffe, dass man wenigstens von dieser Seuche in Baden-Württemberg verschont bleibe. In Baden-Württemberg werden nach Angaben des Landeschafzuchtverbandes rund 170.000 Schafe gehalten.
Keine weiteren Fälle von afrikanischer Schweinepest
Die afrikanische Schweinepest hat sich dagegen im Rhein-Neckar-Kreis nicht weiter ausgebreitet. Eine Sprecherin der Kreisverwaltung sagte, seit dem Fund eines infizierten Wildschweins bei Hemsbach (Rhein-Neckar-Kreis) im August 2024 habe es keine weiteren bestätigten Fälle gegeben.