Schulkinder nehmen am Unterricht in einer Grundschule teil. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod)

Arbeitspensum laut Umfrage recht hoch

Viele Lehrkräfte in BW geben der Landesregierung schlechte Noten

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In einer Umfrage beklagen Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler seien oft zu unterschiedlich, um guten Unterricht halten zu können. Die meisten kritisieren auch das Arbeitspensum.

In einer Umfrage der Bildungsgewerkschaft VBE haben viele Lehrerinnen und Lehrer aus Baden-Württemberg beklagt, dass der Unterricht ihnen mit seinen aktuellen Herausforderungen sehr zu schaffen mache. Befragt wurden 1.700 Lehrkräfte an Grundschulen und mehr als 1.400 der Sekundarstufe 1, wozu beispielsweise auch Haupt- und Realschulen zählen. Allerdings ist die Umfrage aus statistischen Gründen nicht repräsentativ, sodass sich die Aussagen nicht auf alle Lehrerinnen und Lehrer dieser Schularten in BW übertragen lassen.

In der Umfrage wurden die Lehrkräfte gefragt, was sie am stärksten belaste. Je nach Schulart nannten fast drei Viertel der Lehrkräfte hierbei heterogene Klassen. Sie gaben somit als Hauptproblem an, es mache ihnen zu schaffen, dass Schülerinnen und Schüler in den Klassen zu unterschiedlich seien, womit beispielsweise lern- und leistungsbezogene Unterschiede gemeint sein können. Die Gewerkschaft GEW teilt dazu mit, Gemeinschaftsschulen und Realschulen hätten die größten Klassen mit einer hohen Heterogenität.

Viele bemängeln Umsetzung der Inklusion an BW-Schulen

Ähnlich oft genannt wurden in der VBE-Umfrage Probleme mit der Disziplin der Kinder und Jugendlichen. Mit der Umsetzung der Inklusion an den Schulen waren rund 70 Prozent der befragten Lehrkräfte an der Sekundarstufe 1 und 62 Prozent an den Grundschulen "unzufrieden" oder "eher unzufrieden".

An den Grundschulen schätzten 98 Prozent ihre Arbeitsbelastung als "eher hoch" oder "hoch" an, an der Sekundarstufe 1 waren es 99 Prozent.

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Rund 80 Prozent der Lehrinnen und Lehrer an Grundschulen und der Sekundarstufe 1 gaben außerdem an, dass der Ausfall von Kollegen durch Mehrarbeit aufgefangen werde und es immer mehr Zusatzaufgeben gebe. Die Stimmung unter den Lehrkräften an Grundschulen ist der Umfrage zufolge trotz allem mit mehr als 60 Prozent gut oder eher gut. Bei Lehrkräften ab der Klasse fünf liegt der Wert dagegen bei rund 45 Prozent.

Landesregierung bekommt von Lehrkräften Noten zwischen 4 und 5

Die befragten Lehrkräfte gaben der Landesregierung in der Bildungspolitik schlechte Noten. Von Grundschullehrkräften erhielt das Land im Schnitt die Note 4,5, von Lehrkräften an Haupt-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen eine 4,7. Der VBE-Landesvorsitzende Gerhard Brand forderte von der Politik weniger Bürokratie, kleinere Klassen und auch eine höhere Besoldung an den Grundschulen. Der Verband hat nach eigenen Angaben im Bildungsbereich über 18.000 Mitglieder.

Die SPD im Landtag forderte von der Landesregierung unter anderem eine angemessene Krankheitsreserve. "Grün-Schwarz darf die Signale aus der Lehrerschaft nicht länger überhören", sagte die bildungspolitische Sprecherin Katrin Steinhülb-Joos. Der FDP-Bildungsexperte Timm Kern betonte, Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) müsse sich angesichts der Ergebnisse nicht wundern, wenn viele Lehrerinnen und Lehrer ihren Beruf vorzeitig aufgeben würden. Die AfD nannte die Ergebnisse einen "umgehenden Rücktrittsgrund" für die Kultusministerin.

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