Kultureinrichtungen wie das Sandkorn-Theater in Karlsruhe kämpfen mit hohen Ausgaben (Foto: SWR, Wolfgang Hörter)

Stadtverwaltung will Zuschüsse für Kultureinrichtungen senken

Kulturszene in Karlsruhe in der Krise: Einrichtungen kämpfen mit hohen Kosten

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Greta Hirsch
SWR-Redakteurin Greta Hirsch Autorin Bild (Foto: SWR, Rebekka Plies)

Der Kulturring Karlsruhe kritisiert die geplanten Kürzungen für Kultureinrichtungen der Stadt. Die Stadtverwaltung will die Zuschüsse senken.

Nachdem die Stadtverwaltung Karlsruhe bereits Ende Juli ankündigte, die Zuschüsse für Kultureinrichtungen um 1,5 Prozent kürzen zu wollen, zieht sich für einige in der Kulturszene die finanzielle Schlinge weiter zu.

Kulturring Karlsruhe fordert mehr Geld für Kultureinrichtungen

Erst vergangene Woche kritisierte der Kulturring Karlsruhe die geplanten Senkungen der Zuschüsse in einem offenen Brief an die Stadt. Man sei mit den Kürzungen nicht einverstanden, heißt es in dem Schreiben. Stattdessen fordern die Kulturschaffenden eine Erhöhung um zehn Prozent sowie eine Anpassung der Zuschüsse an die Preisentwicklung.

Bereits im Juni äußerte sich Karlsruhes Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) zur aktuellen Situation. Er sagte, es sei anzunehmen, dass das für einzelne Kulturstätten die ohnehin schwierige Lage weiter verschlechtern werde. Aber das Geld sei einfach nicht da.

19 Karlsruher Kultureinrichtungen an offenem Brief beteiligt

Laut Kulturring Karlsruhe bleiben öffentliche Zuschüsse seit Jahren gleich, Kosten wie Mieten würden jedoch steigen. Insgesamt unterzeichneten 19 Karlsruher Kultureinrichtungen in freier Trägerschaft den offenen Brief, darunter das Kulturzentrum Tollhaus, der Jazzclub oder die Kinemathek.

Rücklagen im Sandkorn-Theater reichen bis Ende der Spielzeit

"Die Lage ist sehr dramatisch", bestätigt Daniela Kreiner, Geschäftsführerin und kaufmännische Leiterin im Sandkorn-Theater in Karlsruhe. Auch das Theater beteiligte sich als Kultureinrichtung am offenen Brief an die Stadt. Die Einnahmenseite habe man bereits versucht, zu erhöhen, die Ausgabenseite reduziert. Aber: "Irgendwann merkt man: Man schafft es nicht mehr", erklärt sie.

Noch zehren sie von Rücklagen aus der Coronazeit mit Zuschüssen von Bund und Land. Damit sei die aktuelle Spielzeit bis Juli 2024 zu schaffen. "Aber es ist noch nicht klar", gibt sie zu bedenken, "ob man zum Beispiel Überbrückungshilfen zurückzahlen muss."

Wir können die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben nicht mehr stemmen.

Kultureinrichtungen wie das Sandkorn-Theater in Karlsruhe kämpfen mit hohen Ausgaben (Foto: SWR, Wolfgang Hörter)
Daniela Kreiner vom Sandkorn-Theater in Karlsruhe sieht ein strukturelles Problem in der Kulturszene der Stadt

Ausgaben können mit Einnahmen nicht gedeckt werden

"Es macht ganz viel Spaß, dass man Menschen begeistern kann", sagt Daniela Kreiner über ihren Job. Dass auch ein Interesse am Theater in der Bevölkerung da ist, spiegelt sich in den Kartenverkäufen wider. Im Schnitt seien rund 80 Prozent der Tickets in dieser Spielzeit verkauft. "Aber es reicht einfach nicht", so die Geschäftsführerin. Man könne bei einer Raumgröße von 160 Plätzen nicht so viele Einnahmen generieren, dass dies die Ausgaben decke.

Kultureinrichtungen wie das Sandkorn-Theater in Karlsruhe kämpfen mit hohen Ausgaben (Foto: SWR, Wolfgang Hörter)
Zwar verkaufen sich Tickets in diesem Jahr für das Sandkorn-Theater gut, die Ausgaben könne man damit aber nicht decken

Lösung des strukturellen Problems

Die Stadt Karlsruhe sei gefragt, so Kreiner. "Es geht darum, ob man nicht die Zuschüsse erhöhen kann, um dieses strukturelle Problem zu lösen." Wird so weitergearbeitet, ist es alleine nicht mehr zu stemmen. Deshalb glaubt sie, wird das Problem in Zukunft auch auf viele weitere Kultureinrichtungen zukommen.

Es muss sich was tun, weil wir ein strukturelles Problem haben.

Zukunft des Sandkorn-Theaters ungewiss

"Das Letzte, was wir wollen, ist natürlich eine Insolvenz", sagt Daniela Kreiner. Ihr Vater war 1956 Mitbegründer des Sandkorn-Theaters. Man arbeite wirtschaftlich gut und habe einen Wirtschaftsplan über die nächsten sechs Jahre. Als gemeinnützige GmbH bespreche man sich auch mit Gesellschaftern. Trotzdem sagt sie: "Wir würden irgendwann die Reißleine ziehen [...], wenn wir merken, das funktioniert nicht mehr. Und das hängt ganz davon ab, was jetzt passiert und ob man diese Schere noch reduzieren kann."