Revierförster Markus Rudolph und Forsteinrichterin Lisa Heistermann bei der Bestandsaufnahme im Gemeindewald von Sinzheim  (Foto: SWR)

Experten schauen auf Bäume

Inventur im Wald: Sinzheim macht seinen Wald fit für die Zukunft

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Johannes Stier

In Sinzheim nehmen Experten aktuell den Wald unter die Lupe. Es soll ein Entwicklungsplan für die nächsten zehn Jahre entstehen, um Klimawandel und Trockenheit zu trotzen.

Der nächste Wald ist bei uns meist nicht allzu weit und viele von uns genießen es, dorthin zu gehen. Für Revierförster Markus Rudolph und Forsteinrichterin Lisa Heistermann von der Forstdirektion bedeutet er jedoch Arbeit. Gemeinsam erstellen sie einen Plan für die Entwicklung des Gemeindewaldes in Sinzheim im Landkreis Rastatt.

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Waldentwicklung für ganz Baden-Württemberg

Die Expertinnen und Experten des Forstamts Baden-Württemberg fahren dafür durch ganz Baden-Württemberg, um mit den jeweiligen Revierförstern den Zustand des Waldes zu erfassen und Maßnahmen für die nächsten zehn Jahre auszuarbeiten. Das daraus entstehende Konzept nennt sich dann Forsteinrichtung und entsteht aktuell auch für den Gemeindewald in Sinzheim.

Der Wald erfüllt verschiedene Aufgaben

Auf matschigen Wegen, dann querfeldein stapfen Revierförster Markus Rudolph und Lisa Heistermann von der Forstdirektion durch den Gemeindewald. Ihre gemeinsame Aufgabe: beschließen, was wo getan werden muss, damit der Wald in Zukunft gesund bleibt und wächst. Der Wald dient als Naherholungsgebiet, aber auch als Holzlieferant. Manche Bereiche unterstehen außerdem dem Naturschutz oder werden sich selbst überlassen. Das Ziel sei es, einen Kompromiss zu finden, den Wald alle Funktionen erfüllen zu lassen, die ein Wald erfülle solle, erklärt die Forsteinrichterin.

Wir haben Bereiche, wo die Holzproduktion im Fokus steht, an anderer Stelle ist es der Naturschutz, wieder an anderen Stellen haben wir hohes Besucheraufkommen.

Klimawandel ist die große Herausforderung

Lisa Heistermann und Markus Rudolph stehen umgeben von Pappeln und stimmen sich ab. Die Bäume sind robust, wachsen schnell und eignen sich daher gut für die Holzproduktion. Bis zur "Ernte" werden sie gezielt aufgepäppelt, andere kleinere Bäume drumherum müssen weichen. An einer anderen Stelle entscheiden die Expertin von der Forstdirektion und der Revierförster, der seinen Wald seit vielen Jahren und zu allen Jahreszeiten kennt, hier soll Baumnachwuchs gepflanzt werden. Fit soll der Wald bleiben für die Zukunft, Hitze und Trockenheit durch den Klimawandel sind eine große Herausforderung.

Die Steuerung der Bäume in einem jungen Alter ist jetzt viel wichtiger. Wo ist es sinnvoll, an der Zusammensetzung der Baumarten zu schrauben, im Hinblick auf den Klimawandel.

Forsteinrichterin Lisa Heistermann von der Forstdirektion Freiburg  (Foto: SWR, Foto: Johannes Stier )
Forsteinrichterin Lisa Heistermann von der Forstdirektion Freiburg

Zehn-Jahres-Plan für den Wald in Sinzheim

Alle Maßnahmen für die Zukunft, die Lisa Heistermann auf ihrem Weg durchs Unterholz mit dem Revierförster beschlossen hat, dokumentiert sie auf ihrem Laptop. Ergänzt wird der Maßnahmenkatalog durch eine Inventur, die bereits im letzten Jahr stattgefunden hat. Dort wurde genau festgehalten, wo im Gemeindewald Sinzheim wie viele Bäume welcher Sorte stehen.

Revierförster Markus Rudolph im Gemeindewald in Sinzheim mit einer detailierten Karte des Waldes (Foto: SWR, Foto: Johannes Stier )
Revierförster Markus Rudolph im Gemeindewald in Sinzheim mit einer detailierten Karte des Waldes

In den nächsten Wochen entsteht aus all den Informationen ein dickes Handbuch, das sogenannte Forsteinrichtungswerk oder wie es Revierförster Markus Rudolph nennt, seine Gebrauchsanweisung für den Wald. Darin sind alle einzelnen Schritte der jeweiligen Maßnahmen enthalten. Um das Handbuch fertigzustellen, werden Lisa Heistermann und Revierförster Markus Rudolph aber noch mehrere Wochen die Bäume bei Sinzheim begutachten müssen.

Ich sehe das als Rahmenplan, als meine Gebrauchsanweisung, wie ich mit dem Wald im Normalfall die nächsten 10 Jahre umgehe.

Waldbesucher sind gerne gesehen

Aber nicht nur Förster und Forsteinrichter können ihren Teil zum Erhalt des Waldes beitragen, auch Spaziergänger tragen ihren Anteil. "Wer einfach nur den Wald besuchen will, sollte beachten, nicht in der Brutzeit durch die wildeste Hecke zu laufen oder Feuer zu machen", erklärt der Waldfachmann. Ansonsten sind Besucher jederzeit herzlich willkommen, sagt Markus Rudolph.

Ich finde es schön, wenn die Menschen rausgehen in die Natur, weil dann lernt man auch, das zu schützen, was man draußen gesehen hat.

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