Heute werden viele Autos online gekauft und nur noch seltener vor Ort beim Händler. Das verändert die Branche und auch das Autohaus Stoppanski - für viele eine Institution im Raum Karlsruhe. Fast 70 Jahre lang wurden in dem Familienunternehmen Autos verkauft. Jetzt ist Schluss. Die Firmensitze in Ettlingen (Kreis Karlsruhe) und Durmersheim (Kreis Rastatt) sind verkauft. Neuer Besitzer ist zum April die bhg Autohandelsgesellschaft, eine Tochter der Alphartis SE. Die 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden übernommen.
Der Verkauf war kein leichter Schritt für die bald ehemalige Geschäftsführerin Martina Stoppanski-Auracher - sie ist im Autohaus groß geworden.
Automobilbranche: Sind Autohäuser eine aussterbende Art?
Das Autohaus Stoppanski ist nur ein Beispiel aus einer Branche, die gerade enorm im Umbruch ist. Manche sprechen davon, dass Autohäuser eine aussterbende Art seien. Soweit würde Martina Stoppanski-Auracher nicht gehen. Aber sie sagt klar: Es gibt die Transformation in der Automobilbranche - weg von den klassischen, stationären Autohäusern, hin zu den großen Anbietern und Autohandelsgesellschaften, die auch alle digitalen Möglichkeiten haben.
Die großen Autohandelsgesellschaften hätten den Vorteil, dass das komplette Programm - vom Angebot der Fahrzeuge, digitale Konfiguration, Bestellung, Auslieferung, Wartung, Reparatur oder Ersatzfahrzeuge - alles unter einem Dach sei. Auch beim Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI), die die Arbeitsabläufe in den Autohäusern immer weiter verändere, seien große Gesellschaften im Vorteil, so die Geschäftsfrau.
Im Audio erklärt Martina Stoppanski-Auracher, welche Rolle große Autohandelsgesellschaften bei der Transformation der Automobilbranche spielen:
Elektromobilität, Abo, Flexibilität - Wohin geht die Zukunft im Autohandel?
Für das Autohaus Stoppanski sei das Risiko zu groß geworden, sich in eine Richtung zu entwickeln, die dann vielleicht doch nicht die richtige gewesen wäre, erklärt Stoppanski-Auracher. Auch in Bezug auf den Ausbau der Elektromobilität hätte die Familie sehr viel Geld in die Hand nehmen müssen, um für die notwendige Infrastruktur mit Ladestationen, Testgeräten und der IT-Infrastruktur aufzurüsten. Wohin es letztlich mit der E-Mobilität gehe, sei aber schwer absehbar.
Zudem habe sich das Nutzerverhalten stark verändert. Es gehe in Zukunft eher nicht mehr darum, ein Auto über mehrere Jahre zu besitzen, weiß Stoppanski-Auracher. Viel wichtiger sei den Nutzern die volle Flexibilität - also ein schneller Wechsel der Autos über Tage, Wochen oder Monate. So eine Flexibilität, die beispielsweise über Abo-Modelle in größeren Städten angeboten werden, hätte ihr traditionelles Familienunternehmen mit dem bestehenden Fuhrpark nicht bieten können.
Wandel bei den Herstellern, Händlern und Kunden
Das veränderte Nutzerverhalten sieht auch Ruben Schäfer von der Kfz-Innung Mittelbaden als große Herausforderung für die Autohändler. Kunden würden sich im Vorfeld im Internet genau über das gewünschte Auto informieren und auf Online-Plattformen vergleichen. Teilweise würden Autos auch schon direkt beim Hersteller konfiguriert und dort gekauft. Entsprechend habe die Anzahl der Besuche von Kunden im stationären, klassischen Autohaus deutlich abgenommen.
In der Konsequenz müssten sich die Händler digital breiter aufstellen und den Direktvertrieb über das Internet forcieren, sagt Ruben Schäfer. Und sie müssten die Autos näher zum Kunden bringen, beispielsweise über Pop-up-Stores in den Innenstädten.
Digitale Besichtigungen, Video-Präsentationen - Ruben Schäfer erklärt im Audio, worauf sich Autohändler künftig einstellen müssen:
Autohaus Stoppanski: Blick in die Vergangenheit
Wenn Martina Stoppanski-Auracher früher und heute vergleicht, wo beim Autoverkauf die größten Unterschiede sind, dann kommt ein kurzer Satz:
Dann erzählt sie von ihrem Opa im grauen Arbeitskittel, der beim VW Käfer die Glühbirnen wechselte und nebenbei einfach das Auto verkaufte. Heute sei allein ein Kaufvertrag für ein Auto 150 Seiten lang. Es hat sich einiges verändert im Autohandel in den letzten 70 Jahren.