Brunnenhof (Foto: Brunnenhof)

Nachfrage in Künzelsau eingebrochen

Martini-Braten: Gans oder gar nicht?

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Leiß, Timo

Früher heiß begehrt, ist die Nachfrage nach regional gezüchteten Gänsen für das Festessen zu Sankt Martin teilweise eingebrochen. Gestiegene Kosten setzen die Züchter unter Druck.

Um rund die Hälfte ist die Nachfrage nach Bio-Gänsen für Sankt Martin beim Geflügelhof Brunnenhof bei Künzelsau (Hohenlohekreis) eingebrochen. In früheren Jahren wurden die Gänse bereits zwei bis drei Monate vor dem Feiertag bestellt, in diesem Jahr würden Verbraucher und Händler anscheinend bis zum letzten Drücker warten oder gar nicht bestellen, berichtet Geflügelzüchter Maik Noz. Auch mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft sieht er eine zögerliche Nachfrage. Die Verbraucher seien verunsichert, hielten ihr Geld wegen der Inflation zusammen, glaubt Noz. Hinzu komme der Trend, weniger oder gar kein Fleisch mehr zu essen.

Brunnenhof (Foto: Brunnenhof)
Der Brunnenhof in Künzelsau.

Nachfrage gesunken

Willi und Lene sind die Anführer der Gänseschar von Tobias Knäpple. Die Leittiere sind ein acht Jahre altes Paar fränkischer Gänse und die einzigen, die Sankt Martin und Weihnachten überleben werden. Rund 200 Gänse hält Knäpple im Nebenerwerb. Die Bio-Gänse dürfen den ganzen Tag auf der Weide selber nach Futter suchen und werden mit hofeigenem Getreide gefüttert. Auch Knäpple hört von seinen Kunden, etwa aus der Gastronomie, dass die Nachfrage gesunken sei. Da Knäpple aber nur nach Bestellung züchtet, liegt das Risiko bei den Bestellern.

Gestiegene Kosten

Über 300 Bio-Gänse hat der Brunnenhof dieses Jahr im Bestand. Wie viele Tiere groß gezogen werden, muss der Geflügelzüchter bereits im Mai entscheiden, wenn die Küken schlüpfen. Noz muss hoffen, dass er richtig liegt und er zu Sankt Martin und Weihnachten alle Tiere verkaufen kann. Sonst bleiben die Kosten für Futter, Haltung und Unterbringung an ihm hängen. Um etwa ein Drittel ist die Aufzucht der Gänse mit Energie-, Diesel-, Futter- und Lohnkosten teurer geworden. Knapp 33 Euro pro Kilo kostet die Bio-Gans deshalb in diesem Jahr. Dabei hat Geflügelzüchter Noz nur rund die Hälfte der Mehrkosten aufschlagen, alles andere sei nicht vermarktbar.

Günstigere Konkurrenz

Zusätzliche Sorgen bereitet dem Hof die konventionelle Konkurrenz aus Osteuropa, die aufgrund niedrigerer Standards bei Futter und Tierschutz günstiger produzieren könne. Die Verbraucher müssten sich mit Blick auf das Tierwohl fragen, was für einen Braten sie zu Weihnachten auf dem Tisch haben wollen, sagt Noz. Der Kauf, ob regional oder international, Bio oder konventionell, sei in Zeiten des Hofsterbens auch eine Entscheidung über die Zukunft der regionalen Landwirtschaft. Für Geflügelzüchter Noz fällt die Entscheidung, zumindest für die Gänsezucht, nach Weihnachten. Das Hauptgeschäft Puten- und Hähnchenzucht steht nicht infrage. Aber je nachdem, ob die Verbraucher ihm seine Gänse auch abnehmen, will er sich überlegen, ob er auf die Vermarktung von Gänsen künftig verzichtet.

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