KI in der Gefäßchirurgie (Foto: SWR, Simon Bendel)

Einmalige Kombination am SLK-Klinikum in Bad Friedrichshall

Wie Künstliche Intelligenz im Klinikalltag Leben retten kann

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Raphael Moos
Raphael Moos (SWR) (Foto: SWR)

An den SLK-Kliniken in Bad Friedrichshall helfen künstliche Intelligenz und CO2 bei der Operation von lebensbedrohlichen Gefäßerkrankungen.

Mit einer deutschlandweit bislang einmaligen Kombination werden am SLK-Klinikum am Plattenwald in Bad Friedrichshall (Kreis Heilbronn) Aneurysmen operiert. Dabei setzt das Team um Chefarzt Thomas Karl ein System mit künstlicher Intelligenz ein. Die Operation wird vorab detailliert am Computer geplant.

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Zum Beispiel auch bei Udo Kallina aus Neckarsulm (Kreis Heilbronn). Bei einer Vorsorgeuntersuchung stellte sein Hausarzt eine Gefäßerweiterung fest. Da diese irgendwann reißen und er innerlich verbluten könnte, will Thomas Karl ihm in der Klinik durch die Beckenschlagader mit einem speziellen Trägersystem (Stentgraft) einen Stent einsetzen.

KI in der Gefäßchirurgie (Foto: SWR)
Dr. Thomas Karl erklärt Udo Kallina die Operation an einem Modell

Künstliche Intelligenz hilft dem Arzt beim Navigieren durch die Gefäße

Aus CT-Bildern von Udo Kallinas Blutgefäßen errechnet ein KI-Programm eine 3D-Navigationskarte für den Operateur. In dieser werden noch Markierungen gesetzt. Mit jeder Karte lerne das System besser zu werden, so Karl. Das 3D-Modell wird später mit Live-Röntgenbildern im OP fusioniert. So sieht der Chirurg auf dem Monitor die ganze Zeit, wo genau er sich mit dem Stentgraft befindet und wo die Markierungen sitzen. Das System passt die Karte auch möglichen Bewegungen des Patienten oder der Röntgenanlage an.

KI in der Gefäßchirurgie (Foto: SWR)
Ein KI-Programm hat mithilfe von CT-Bildern ein Navigationsmodell errechnet.

Weniger Nierenschäden

Normalerweise wird für solche minimal-invasiven Operationen relativ viel jodhaltiges Kontrastmittel eingesetzt. Dieses aber kann den Nieren schaden. Deshalb benutzt das SLK-Team vor allem Kohlendioxid (CO2) als Kontrastmittel. Bei Udo Kallina war der Stent im OP nach gut eineinhalb Stunden erfolgreich gesetzt. Im Anschluss müssen die Patienten nicht auf die Intensiv-, sondern können auf die Normalstation, erklärt Thomas Karl. Nach wenigen Tagen können sie das Krankenhaus schon wieder verlassen. Später müssen sie ab und zu zur Kontrolle, da der Stent zum Beispiel verrutschen kann.

Vorsorge ist wichtig

Werden Aneurysmen zu spät erkannt, kann es schnell lebensbedrohlich werden. Das Problem ist, sie verursachen meist keine Schmerzen. Die gesetzliche Krankenversicherung zahlt deshalb Männern ab 65 Jahren (Hauptrisikogruppe) eine einmalige Ultraschalluntersuchung zur Früherkennung.

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