Hohenloher Molkerei Schwäbisch Hall Produktion

Neues Pfandsystem, Milchalternativen, Kostensteigerungen, Haltungsformen...

Macht's die Milch noch? Hohenloher Molkerei zieht Bilanz

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Laura Cloppenburg

Zum Januar greift auch für Milchprodukte das Einwegpfand. Die Hohenloher Molkerei in Schwäbisch Hall ist davon nicht betroffen, trotzdem herrscht Unsicherheit mit Blick auf 2024.

Seit dem ersten Januar gilt nun auch für Milch und Milchprodukte ein Einwegpfand von 25 Cent. Damit will die Bundesregierung den Verpackungsmüll weiter reduzieren und den undurchsichtigen Pfanddschungel für Verbraucher lichten. Martin Boschet von der Hohenloher Molkerei in Schwäbisch Hall ist erleichtert, dass sein Betrieb von der Umstellung nicht betroffen ist. Dennoch bringt das neue Jahr zahlreiche Änderungen für das Unternehmen mit sich.

Hohenloher Molkerei erleichtert: Pfand gilt nicht für Milchkartons

Weil die Milchprodukte in der Hohenloher Molkerei nicht in Plastikflaschen, sondern in Kartons abgefüllt werden, kommt der Betrieb um eine Umstellung herum. Das sei auch gut so, meint der geschäftsführende Vorstand Martin Boschet. Über die Jahrzehnte habe man ein funktionierendes Recyclingsystem aufgebaut, mit dem die Verbraucher vertraut seien und die Umweltschäden gering gehalten würden. Der Bepfandung von Milchprodukten steht Boschet generell kritisch gegenüber. Zum einen sei durch das Pfand von 25 Cent zu befürchten, dass der Milchkonsum leide, so Boschet.

Es ist dann auch die Frage, ob das Ganze wieder steigende Verbraucherpreise nach sich zieht.

Zum anderen hat Boschet Hygiene-Bedenken. In den Einwegpackungen bleibe nach Abgabe am Pfandautomaten Restmilch zurück, die unangenehme Gerüche erzeugen, im schlimmsten Fall sogar schimmeln oder gären könne, so Boschet.

2024: Ein Jahr der Herausforderungen

Herausforderungen gebe es 2024 auch ohne Pfandumstellung schon genug. Kalt erwischt worden sei der Betrieb beispielsweise vom Aus für Argrardiesel-Vergünstigungen für die Landwirtschaft zum neuen Jahr. Davon seien neben den Erzeugern auch die Sammelwagen der Molkerei betroffen, mit denen die Milch erfasst wird.

Hohenloher Molkerei Schwäbisch Hall Sammelwagen
Milch-Sammelwagen der Hohenloher Molkerei Schwäbisch Hall.

Auch dass landwirtschaftlich betriebene Fahrzeuge nun unter die volle Kfz-Steuer fallen, hält Boschet für einen schwer hinnehmbaren Einschnitt. Die Wut der Bauern könne er da gut verstehen.

Das sind eine Milliarde Euro, für die es keinen Ausgleich gibt.

Weil im Zuge der Haushaltseinsparungen daneben auch noch die Energiepreisbremse gekappt wurde, wächst die Unsicherheit bei Erzeugern wie Belegschaft, meint Boschet. Die Herstellung von Milch sei energieintensiv. Man benötige Strom und Erdgas, um die Milch mit Dampf zu erhitzen. Im internationalen und europäischen Vergleich könne man da schnell ins Hintertreffen geraten.

Ich sehe Kostensteigerungen an vielen Stellen, wo ich nicht weiß, wie wir das kompensieren sollen. Ich weiß es nicht!

Hohenloher Molkerei Schwäbisch Hall Produktion Abfüllung
Die Abfüllung von Milch muss entsprechend der Haltungsform künftig getrennt erfolgen.

Künftig wird Milch nach Haltungsform gekennzeichnet

Und eine der größten Herausforderung sei noch nicht bewältigt: Die Einführung der sogenannten Haltungsform-Kennzeichnung von Milch und Milchprodukten durch den deutschen Lebensmitteleinzelhandel. Milchbauern müssen ihre Betriebe 2024 darauf hin bewerten lassen; der Molkerei stehen logistische Hürden ins Haus. So müsse Milch je nach Haltungsform getrennt erfasst und auch getrennt verarbeitet werden. Innerhalb der deutschen Milchwirtschaft entstehe ein ganz neuer Wettbewerb.

Am Ende des Tages kann das dazu führen, dass wir in einem harten Wettbewerbsumfeld Marktanteile sichern. Deswegen bin ich optimistisch.

Keine Angst vor veganer "Milch"

Optimistisch bleibt Boschet auch mit Blick auf die wachsende Konkurrenz durch vegane Milchersatzprodukte. Es gebe immer noch genug Menschen, die auf Milch nicht verzichten wollen, meint er. Die Molkerei nehme den Trend zudem einfach auf, statt ihn zu fürchten. Vor einigen Monaten habe man die erste vegane Alternative, einen Haferdrink, ins Sortiment aufgenommen. Das Argument: Auch Hafer ist ein regionales Erzeugerprodukt, dessen Verarbeitung die heimische Landwirtschaft sichere.

Wir füllen seit gut 40 Jahren auch Teeprodukte ab. Das ist letztlich der erste vegane Artikel, den wir seit Jahrzehnten hier produzieren.

Weil eine breite Produktpalette die Molkerei stärke, werde das auch von den Milcherzeugern mitgetragen.

Hohenloher Molkerei Schwäbisch Hall Luftbild
Luftaufnahme der Hohenloher Molkerei in Schwäbisch Hall.

2023: Ein gutes Jahr für die Molkerei

Auch andere Schwierigkeiten im vergangenen Jahr, wie die Energiekrise, konnte die Hohenloher Molkerei erfolgreich meistern, so der geschäftsführende Vorstand. So wisse man schon jetzt zum Jahreswechsel, "dass der Milchauszahlungspreis sehr, sehr deutlich über dem bundesdeutschen Durchschnitt" liegen werde.

Das vergangene Jahr 2023 würde ich als Erfolg bezeichnen für die Hohenloher Molkerei.

Mit Blick auf das kommende Jahr wünscht Boschet sich vor allem eines: eine verlässliche, stabile Politik, die dem Erstarken rechter Ränder entgegenwirkt, faire Bedingungen für Händler wie Erzeuger und - eine gute Portion Optimismus.

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