Eingang des Landratsamt Heilbronn

Eltern planen Demo

Landratsamt Heilbronn sieht sich zu Unrecht am Pranger

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AUTOR/IN
Raphael Moos

Das Landratsamt Heilbronn weist die Kritik der Elterninitiative "Teilhabe jetzt!" zurück. Wir sehen uns hier zu Unrecht an den Pranger gestellt, sagte ein Sprecher dem SWR.

An den Förderschulen (SBBZ) im Kreis Heilbronn war zu Beginn des neuen Schuljahres Unterricht gekürzt worden. Mehrere Stunden pro Woche fallen seitdem wegen Lehrkräftemangel weg. An einigen Nachmittagen wird alternativ eine Notbetreuung angeboten. Doch der Fahrdienst fährt nur bis zum Unterrichtsende, wer in der Betreuung bis 15 Uhr bleibt, hat Pech, kritisieren die Eltern der Kinder mit Behinderungen.

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In und um Heilbronn haben sich rund 40 Eltern von Kindern mit Behinderung zur Initiative "Teilhabe jetzt!" zusammengeschlossen. Viele sind wütend auf das Landratsamt Heilbronn.

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Das Landratsamt Heilbronn als Schulträger habe auf die Unterrichtsverkürzung keinen Einfluss, schreibt dieses in einer Stellungnahme an den SWR. Das Staatliche Schulamt habe die Stunden gekürzt. Zudem könne das Landratsamt gemäß einer vom Kreistag beschlossenen Satzung (§ 2 SBKS) nur Fahrten beauftragen und finanzieren, die den Unterrichtszeiten entsprechen. Die Notbetreuung habe das Landratsamt mit den Schulen auf Eigeninitiative angeboten, um die Eltern zu entlasten. Die Schulen hätten die Eltern im Vorfeld auch darüber informiert, dass sie dann ihre Kinder selbst abholen müssen, heißt es.

Aufwendige Bürokratie und Fachkräftemangel

Ein weiterer Vorwurf der Elterninitiative "Teilhabe jetzt!" betraf die lange Bearbeitungszeit für Anträge zur Schulbegleitung. Hierzu schreibt das Landratsamt, dass die Bearbeitung von Anträgen davon abhänge, dass Unterlagen und Stellungnahmen rechtzeitig vorgelegt würden. Das Amt verweist zudem auf zeitaufwendige Verfahrensabläufe, die sich aus dem Bundesteilhabegesetz ergeben, sowie den Fachkräftemangel.

Eine Mutter aus Weinsberg fordert vom Landratsamt, dass dieses die Teilnahme ihrer schwer kranken Tochter an Freizeiten und Tagesausflügen der Offenen Hilfen ermöglicht. Die Freizeitangebote selbst könne das Amt gemäß SGB IX nicht bezahlen, teilte die Behörde mit. Ob es eine Assistenz bezahlt, hänge davon ab, ob dies angemessen und individuell erforderlich sei. Einige Kosten der Pflege könnten gegebenenfalls von den Pflegekassen übernommen werden, heißt es.

Demo der Familien vor dem Landratsamt

Am 23. September ist beim Landratsamt Tag der offenen Tür. Um 11 Uhr haben die Familien der Selbsthilfegruppe "Teilhabe jetzt!" und die Hölder-Initiative aus Lauffen zu einer Protestaktion aufgerufen. Die Familien demonstrierten am falschen Ort, so der Sprecher des Landratsamts. Für Stundenkürzungen und den Lehrkräftemangel sei das Land verantwortlich.

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Menschen mit Behinderung – Kampf um Teilhabe und Gleichberechtigung

Spasti, Krüppel, Behindi – gängige Beleidigungen, nicht nur in der Jugendsprache. Der Film begleitet Menschen mit Behinderung und zeigt ihren alltäglichen Kampf um Wertschätzung und Gleichbehandlung.

Zum Beispiel die Psychologin Anna Garbe. Aufgrund einer Autoimmun-Schwäche verschlechterte sich seit ihrer Jugend ihre Sehfähigkeit. Seit einigen Jahren ist sie nahezu vollständig erblindet, sieht nur noch vage Schatten. Anna Garbe ist genauso gut ausgebildet und leistungsfähig wie sehende Menschen. Trotzdem ist sie „behindert“ – jedoch nicht durch ihre Blindheit. Sie wird behindert, sagt sie, durch nicht-barrierefreie Internetseiten, etwa ihrer Bank, oder durch veraltete Ampelanlagen ohne Tonsignal, die das Überqueren der Straße vor ihrer Wohnung für sie lebensgefährlich macht.

Der Film schildert auch das Leben des 15-jährigen Felix, der durch eine Infektion kurz nach der Geburt mit körperlichen Einschränkungen leben muss und im Rollstuhl sitzt. Trotzdem strotzt er vor Lebensfreude, besucht ein Gymnasium, macht Sport und hat Zukunftspläne wie jeder gleichaltrige Jugendliche auch.

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