Im "Café Theo" am Heilbronner Neckarbogen arbeiten 23 Menschen mit und ohne geistige Behinderung zusammen - Gäste merken das kaum und das soll auch nicht im Vordergrund stehen.
Das "Café Theo" ist ein inklusives Projekt in Heilbronn der evangelischen Stiftung Lichtenstern mit Sitz in Löwenstein (Kreis Heilbronn), die verschiedene Projekte, Werkstätten und Einrichtungen für Menschen mit Behinderung betreibt. Eines davon ist das "Café Theo", das früher "Samocca" hieß, und das es seit der Bundesgartenschau 2019 in Heilbronn gibt. Am Neckarbogen können die Menschen arbeiten und auch wohnen, denn die Stiftung Lichtenstern betreibt dort auch eine Wohnanlage.
Rolle als "Fürsorgeempfänger" ablegen
Die Arbeitsplätze im "Café Theo" sind sehr begehrt, erzählt Pfarrerin Sybille Leiß, Vorstandsvorsitzende der evangelischen Stiftung Lichtenstern. Für die Mitarbeitenden ist es ein ganz normaler Arbeitsplatz. "Der Service [...] wird komplett von Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, geschmissen [...] und das finde ich richtig klasse", so Leiß.
Das Café soll Menschen mit geistiger Behinderung helfen, aus der üblichen Rolle als "Fürsorgeempfänger oder -empfängerin" herauszutreten und die Möglichkeit schaffen, der Gemeinschaft etwas zurückzugeben, so Leiß weiter. Andreas Romann ist stellvertretender Leiter des Cafés und beobachtet bei seinen Mitarbeitenden eine enorme persönliche Entwicklung bei der Arbeit im Café:
Viele Mitarbeitende bereits jahrelang dabei
Viele Mitarbeitende sind schon seit Jahren mit dabei und freuen sich, Teil von "Café Theo" zu sein. Personalmangel ist hier kein Thema. Mitarbeiterin Martina hat eine Ausbildung als Köchin absolviert und ist seit Beginn mit dabei. Sie und ihr Mann Martin, der ebenfalls im Café arbeitet, legen hier ab und zu sogar als DJs auf und sorgen gemeinsam für Partystimmung. Mitarbeiterin Concetta arbeitet hier schon seit 2020:
Maximilian Lange macht eine Ausbildung zum Heilerziehungspfleger im "Café Theo" und hilft den Mitarbeitenden mit Unterstützungsbedarf, wenn nötig, bei ihren Aufgaben. Er hat vorher bereits ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im "Café Theo" absolviert. Die Arbeit dort hat ihn so überzeugt, dass es sich für die Ausbildung entschieden hat.
Stadt muss vielfältiges Arbeitsangebot sicherstellen
Kommunen sind verpflichtet, ein vielfältiges Arbeitsangebot für Menschen mit Behinderung zu ermöglichen, sodass sie eine Auswahl haben, so Sybille Leiß. Durch die sogenannte "Trägervielfalt" werde ein Wahlrecht und Wunschrecht für die Menschen mit Behinderung sichergestellt. Die Stadt muss jeden Arbeitsplatz für Menschen mit Behinderung genehmigen. Die Stiftung Lichtenstern hatte die Stadt Heilbronn damals erfolgreich mit ihrem Projekt "Café Theo" (früher "Samocca") überzeugt.