Ein Schüler übt im Rahmen eines Schwimm-Intensivkurses das Schwimmen im Wasserbecken eines Hallenbades mit einer Schwimmnudel (Symbolbild). (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance/dpa | Jens Kalaene)

Anteil der Nichtschwimmer nimmt zu

An jeder fünften Grundschule in Baden-Württemberg kein Schwimmunterricht: DLRG warnt vor Folgen

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Kein Schwimmbad oder keine qualifizierten Lehrkräfte: An jeder fünften Grundschule in Baden-Württemberg lernen die Kinder nicht das Schwimmen. Aus Sicht der DLRG ist das ein Problem.

In Baden-Württemberg kann im laufenden Schuljahr jede fünfte Grundschule keinen Schwimmunterricht anbieten. Das geht aus einer Antwort des Kultusministeriums auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion hervor. Demnach findet an gut 1.900 von insgesamt knapp 2.400 Grundschulen und Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren in diesem Jahr Schwimmunterricht statt. Jede fünfte Schule bietet keinen entsprechenden Unterricht an. Nach Angaben des Ministeriums hat sich die Lage im Vergleich zum Schuljahr 2018/2019 verbessert. Damals hatte noch knapp jede vierte Schule keinen Schwimmunterricht angeboten. Zuerst hatte darüber die "BILD"-Zeitung berichtet.

Aus Sicht der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) wäre es jedoch wichtig, dass Kinder in Grundschulen das Schwimmen lernen. "In den Schulen würde man alle Kinder erreichen, deswegen wäre es wichtig, dass da der Schwimmunterricht stattfindet", sagte eine Sprecherin des DLRG-Landesverbands.

Kinder aus armen Familien häufiger Nichtschwimmer

Den Schwimmunterricht an Schulen hält die DLRG auch deswegen für wichtig, weil sich die Schwimmfähigkeit laut einer Umfrage des Verbands aus dem Jahr 2022 je nach Einkommen der Eltern stark unterscheidet. Besonders groß ist die Zahl der Nichtschwimmer demnach in armen Haushalten. Während in Haushalten mit 4.000 Euro Nettoeinkommen und mehr nur rund zwölf Prozent der Kinder Nichtschwimmer sind, liegt der Anteil in Haushalten mit einem Einkommen unter 2.500 Euro bei knapp 50 Prozent. Insgesamt hat sich die Zahl der Grundschulkinder, die nicht schwimmen können, laut DLRG zwischen 2017 und 2022 bundesweit verdoppelt.

Als Grund nennt der Verband Spätfolgen der Corona-Pandemie, während der über längere Zeiträume praktisch keine Schwimmausbildung stattgefunden habe. "Aber auch Bäderschließungen machen die Schwimmausbildung sowohl für Schulen als auch für die DLRG oder andere schwimmsportbetreibende Organisationen schwieriger", sagte die Sprecherin des Landesverbands. Es brauche einen runden Tisch mit Bund, Ländern und Kommunen, "um die Mängel in der Bäderinfrastruktur systematisch beheben zu können".

Grundschulen fehlen Wasserflächen und qualifizierte Lehrkräfte

Als Grund für den fehlenden Schwimmunterricht führen die Grundschulen im Land fehlenden Zugang zu Wasserflächen, fehlende qualifizierte Lehrkräfte oder eine Kombination aus beiden Problemen an. Dem Kultusministerium zufolge sollen diese Schulen von der Schulaufsicht unterstützt und beraten werden. "Dadurch sollen möglichst vielen Grundschulen, in denen bislang kein Schwimmunterricht stattfindet, Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie man auch in herausfordernden Situationen Schwimmunterricht anbieten kann", heißt es in der Antwort auf die Anfrage. So gebe es etwa Fortbildungen, die Schulen ohne qualifizierte Lehrkräfte helfen könnten, doch Schwimmunterricht anzubieten. Für Schulen ohne Zugang zu Wasserflächen seien etwa Schwimmschullandheime oder Blockunterricht denkbar.

DLRG Ulm: Ansturm auf Schwimmkurse lässt nach

Laut dem Ulmer Ortsverband der DLRG geht der Andrang auf Schwimmkurse nach der Corona-Pandemie aktuell wieder zurück. Die Bugwelle sei überwunden, sagte ein Sprecher des DLRG Ortsverbandes Ulm dem SWR. Viele Kinderschwimmkurse seien zwar weiterhin voll, lange Wartelisten gebe es aber nicht mehr. Die DLRG unterstützt die Stadt Ulm weiterhin beim Schulschwimmen, um Lehrkräfte zu entlasten. Auch der Personalmangel in vielen Schwimmbädern hat sich entschärft. Das hat eine SWR-Umfrage bei Bädern im Alb-Donau-Kreis ergeben. Im Ulmer Westbad und im Donaubad in Neu-Ulm fehlen jedoch weiterhin Fachkräfte.

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