Auf der Halbinsel Mettnau bei Radolfzell (Kreis Konstanz) sind im Rahmen eines Forschungsprojekts von Ende Juni bis Mitte November 2022 weniger kleine Zugvögel gefangen und erfasst worden als bei vergangenen Zählungen. Die Vogelwarte des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie in Radolfzell hat nun erste Ergebnisse des Projekts veröffentlicht. 5.320 Zugvögel von 60 verschiedenen Arten haben die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer in viereinhalb Monaten aus den großen Nylonnetzen im Naturschutzgebiet auf der Mettnau geholt - deutlich weniger als in den Jahren zwischen 2000 und 2008. Da waren es durchschnittlich 1.300 mehr von insgesamt 68 Arten.
Die Ergebnisse zeigen, dass es einen Rückgang der Zahlen bei etlichen Arten gibt, heißt es im Bericht des Projektleiters Wolfgang Fiedler. Besonders dramatisch sei der Rückgang beim Teichrohrsänger. Zugelegt habe lediglich die Mönchsgrasmücke.
Einige Vogelarten ziehen später Richtung Süden
In diesem Jahr sei das Ende der Vogelzählaktion gegenüber früheren Jahren vom 6. November auf den 15. November nach hinten verschoben worden, um den zunehmend späteren Durchzugszeiten einiger Arten Rechnung zu tragen, so die Forscherinnen und Forscher vom Max-Planck-Institut. Beispielsweise zog die Amsel später Richtung Süden.
Doch daraus Schlüsse zu ziehen, sei verfrüht, heißt es weiter. Denn andere Arten seien ziemlich stabil hinsichtlich ihrer Durchzugszeit, etwa das Rotkehlchen. Wieder andere ziehen sogar immer früher los, zum Beispiel die Grasmücken. "Die Analyse dieser Daten muss noch wesentlich mehr in die Tiefe gehen", so Projektleiter Fiedler.
Die Halbinsel Mettnau bei Radolfzell ist tagsüber für viele Vögel, die nachts wandern, ein Rastgebiet. Seit 50 Jahren gibt es dort eine Beringungsstation.