Salatköpfe in einem Gewächshaus (Foto: SWR, Archiv)

Steigende Energie- und Betriebskosten

Gemüse von der Insel Reichenau wird teurer

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AUTOR/IN
Theresia Blömer
SWR-Redakteurin Theresia Blömer Autorin Bild (Foto: SWR, Alexander Kluge)

Wegen gestiegener Kosten werden Gurken, Tomaten und Salat von der Gemüseinsel Reichenau teurer. Die Gärtner haben Sorge, dass sich die Kunden ihr Gemüse bald nicht mehr leisten können.

Für Gemüse von der Insel Reichenau (Kreis Konstanz) müssen Verbraucher mittlerweile tiefer in die Tasche greifen. Tomaten und Salatköpfe werden nicht nur durch die höheren Energiepreise für das Beheizen der Gewächshäuser teurer, sondern auch durch die gestiegenen Betriebskosten. Nun befürchten die Landwirte und die Erzeugergenossenschaft Reichenau-Gemüse eG, dass sich die Konsumenten ihre regional erzeugte Ware bald nicht mehr leisten wollen oder können.

SWR-Reporterin Theresia Blömer hat einen Gemüsegärtner auf der Reichenau besucht:

Teures Beheizen der Gewächshäuser

In einem Gewächshaus des Gemüsegärtners Egino Wehrle von der Reichenau stehen 54.000 kräftige und sattgrüne Salatköpfe. Sie werden im Frühjahr im Supermarkt verkauft. Im Winter müssen sie reifen, im Gewächshaus geht das auch bei Kälte. Bei Frost allerdings muss geheizt werden.

"Unsere Kulturen haben momentan Anspruch auf zwei bis vier Grad. Der Kopfsalat kommt klar mit diesen Temperaturen. Wenn es draußen unter vier Grad minus ist, dann kostet es auch Geld."

Und das Heizen der Gewächshäuser kann teuer werden. Egino Wehrle wird versuchen, in diesem Jahr zu sparen und nur so viel wie nötig zu heizen. Doch es sind nicht nur die Kosten für Gas und Strom, die ihm und den anderen Gärtnern zu schaffen machen. Dünger, Transport, Vertrieb, Arbeitslöhne - alles ist teurer geworden. Reichenauer Salate, Tomaten, Gurken oder Paprika werden als Markenprodukte ohnehin schon zu höheren Preisen verkauft als anderes konventionell hergestelltes Gemüse. Christian Müller ist stellvertretender Geschäftsführer der Genossenschaft Reichenau-Gemüse und fragt sich, ob die Verbraucher sich das bald noch leisten können und wollen.

"Vor dem Hintergrund der Energie-Situation und Inflation schwebt die ganz große Frage: Was macht der Endverbraucher?"

Verpackung, Vertrieb und Transport seien deutlich teurer geworden, sagt Christian Müller. Allein für die Genossenschaft seien die Kosten um 15 bis 20 Prozent gestiegen.

Kein Anbau mehr, wenn Heizkosten für Gewächshäuser zu hoch

Die Konsumenten zahlen jetzt schon mehr als im vergangenen Jahr. Ist die Gurke im Supermarkt 20 bis 30 Cent teurer, kommen bei ihm aber nur zwei Cent an, sagt Gemüsegärtner Egino Wehrle. Das Jahr 2022 habe er ganz gut überstanden, seine Kolleginnen und Kollegen von der Reichenau auch. Doch die unsichere Zukunft macht allen zu schaffen. Es gebe Gemüsegärtner, die Anbauflächen im Winter nicht bewirtschaften wollten. Sind Heiz- und sonstige Betriebskosten zu hoch, lohnt sich der Anbau unter Umständen nicht mehr.

"Wir gucken, was passiert und passen uns dann irgendwann an mit dem Anbau und den Preisen. Wenn wir das umsetzen können im Produktpreis, dann sehe ich über längere Zeit weniger Schwierigkeiten. Wenn wir es nicht umsetzen können, dann wird es kritisch."

Egino Wehrle hat seine Salatköpfe auch im Winter regelmäßig im Blick. Er schaut, wann im Gewächshaus gelüftet, wann geheizt werden muss. Jetzt hofft er auf einen milden Winter.

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