Projekt Icarus - Amsel mit Peilsender (Foto: dpa Bildfunk, Picture Alliance)

Tierbeobachtung aus dem All

Max-Planck-Institut in Radolfzell testet Neustart für "Icarus"-Projekt

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Verena Katschker
Verena Katschker (Foto: SWR, Matthias Bernhard)

Das Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Radolfzell hat mit einem Testlauf für einen Neustart des Forschungsprojekts "Icarus" begonnen. Es geht um Tierbewegungen weltweit.

Forschende des Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Radolfzell (Kreis Konstanz) testen derzeit neue Technik, mit deren Hilfe das Forschungsprojekt "Icarus" wieder in Schwung kommen soll. Es geht darum, Daten von Tierbewegungen weltweit zu sammeln.

"Icarus" hatte durch den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine einen herben Rückschlag erlitten. Denn: Für das Sammeln der Tierdaten nutzten die Forschenden vom Bodensee eine Antenne, die am russischen Teil der Internationalen Raumstation (ISS) angebracht war. Der Krieg beendete die Zusammenarbeit, der Datenstrom riss ab.

Neue Mini-Satelliten werden getestet

Jetzt läuft ein Test mit neuer Technik. Ein kleiner Satellit wurde von Kalifornien aus ins All geschossen. Er sammelt nun die Daten und schickt sie zu den Forschenden auf der Erde. Hierfür arbeitet das Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie unter anderem mit der Universität der Bundeswehr in München und deren Raumfahrtingenieuren zusammen.

Die Daten stammen von Mini-Sendern, die auch an kleinen Tieren wie Fledermäusen angebracht werden können und deren Bewegungen mithilfe von Sensoren aufzeichnen. Auch an Nutztieren wie Ziegen können die Sender angebracht werden.

Durch die Erfassung der Bewegungen von Ziegen am Ätna könnten möglicherweise bevorstehende Vulkanausbrüche besser vorhergesagt werden. (Foto: dpa Bildfunk, dpa/ MPI für Ornithologie/MaxCine)
Durch die Erfassung der Bewegungen von Ziegen am Ätna könnten möglicherweise bevorstehende Vulkanausbrüche besser vorhergesagt werden.

Die Daten lassen dann Rückschlüsse auf Gesundheit und Umgebung der Tiere zu und damit auch auf Veränderungen wie den Klimawandel. Auf lange Sicht soll es anhand der Bewegungsdaten sogar möglich werden, Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Vulkanausbrüche vorherzusagen.

Neustart für "Icarus" im Herbst 2024

Sollte der Test erfolgreich sein, wird das "Icarus"-Projekt im Herbst kommenden Jahres in vollem Umfang wieder aufgenommen. 2025 und 2026 sollen dann weitere Mini-Satelliten ins All starten, um Daten in Echtzeit übertragen zu können. Derzeit überträgt das System die Daten einmal pro Tag gebündelt an die Forschenden.

Nicht nur im All kommt neue Technik zum Einsatz, auch die Mini-Sender, die an den Tieren angebracht werden, sind von einer neuen Generation, so das Max-Planck-Institut. Sie sind leichter als bisher und sie erlauben Forschenden auch von der Ferne aus Zugriff, sodass sie zum Beispiel umprogrammiert werden können, um auf Veränderungen zu reagieren.

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