Salat von der Straße

Städte unterstützen "Urban Gardening"

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AUTOR/IN
Daniela Knoll
Ulrike Barwanietz
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)

Viele Städte unterstützen das Gärtnern in der Stadt, indem sie den Bürgern freie Flächen verpachten. Und das mit Erfolg. Warum ein Kopfsalat mit ein paar Radieschen nebenan für die Ökologie mehr bringen soll als eine kleine Rasenfläche, erklärt Ihnen unsere Autorin Daniela Knoll.

Gärtnern in der Stadt ist zwar nicht neu. Aber immer mehr Städte ergreifen von sich aus die Initiative und bieten ihren Bürgerinnen und Bürgern Gartenland an. Die Städter nehmen das Angebot dankbar an und bepflanzen ihre Stadt mit allem, was ihnen gefällt. Denn sie wollen ihre Umgebung aktiv mit gestalten. Und Gärten in der Stadt - man nennt sie auch „urbane Gärten“ - sind auch ökologisch sinnvoll.

Wissen, woher der Salat kommt

„Urban Gardening“ kommt aus dem Englischen und beschreibt viele Formen des städtischen Gärtnerns. Einen Balkon zu bepflanzen ist genauso Gärtnern wie das Aufstellen von Hochbeeten auf Industriebrachen. Auch Tulpen am Straßenbaum sind eine Form des urbanen Gärtnerns.

Ella von der Haide ist Stadtplanerin und forscht an der Universität Kassel zu Urbanen Gärten, Gemeinschaftsgärten und Stadternährung. Für sie haben urbane Gärten viele Vorteile, denn sie begegnen verschiedenen Bedürfnissen: danach, sich stärker einzubringen in den öffentlichen Raum, sich um die eigene Ernährung besser zu kümmern, oder es sind Umweltbildungsinteressen oder Kindergärten und Schulen, die ihren Kindern gerne beibringen wollen, wo unsere Nahrung herkommt.

Miete einen Garten

Wer in Bonn in der Stadt gärtnern will, kann öffentliche Grundstücke für eine begrenzte Zeit pachten, das ist so eine Art Miete. Im Internet gibt es Fotos von den Freiflächen und Hinweise, ob man graben und Beete anlegen darf und ob es einen Wasseranschluss gibt.

David Baier, Abteilungsleiter im Amt für Stadtgrün in Bonn, ist neugierig, wie das Angebot bei den Bonnern ankommt. Das Urban Gardening-Projekt stecke nämlich noch in den „Kinderschuhen“, sagt Baier. Aktuell hat die Stadt zirka 40 urbane Gartenflächen zu verpachten - für einen günstigen Preis und auch nur für einen gewissen Zeitraum.

Die zukünftigen Stadtgärtnerinnen und Stadtgärtner haben aber auch Pflichten: Zum Beispiel Müll entsorgen, Wege freihalten, leere Blumentöpfe wegräumen und bei Bedarf gießen oder mähen. Finanziell rechnen wird sich Urban Gardening für die Stadt Bonn erst nach ein paar Jahren, meint Baier.

Kleingärten und Stadtklima

Auch Städte wie Bielefeld oder Leipzig bieten freie Grundstücke zum Gärtnern über das Internet an. Ella von der Haide ist überzeugt: Mit gutem Willen und einer Arbeitskraft mehr könnte jede Stadt solche Flächen finden und anbieten.

Urbane Gärten haben viele positive ökologische Funktionen. Von Kleingarten-Anlagen weiß man bereits, dass sie vielen Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause geben können. In dem Gutachten „Urbane Gärten für Mensch und Natur“ vom Bundesamt für Naturschutz in Bonn beschreibt Kristina Dietrich einige positive ökologische Effekte von Kleingärten auf das Stadtklima: Zum Beispiel niedrigere Temperaturen, Filterung von Abgasen, Lärmminderung oder Speicherung von Wasser und Nährstoffen.

Ein Gemüsegarten mitten in der Kölner Innenstadt - zwischen Hauptverkehrsstraße, U-Bahn und Stadtpark. Im Boden wachsen Kräuter, Tomaten, Kartoffeln, Radieschen und Feldsalat. Als Begrenzung dienen dünne Weidenäste und ein paar Blumen. Vandalismus habe es auf der öffentlichen Garten-Fläche bisher noch nicht gegeben oder dass Hunde auf die Beete gemacht hätten, meint Ute Becker - und das ganz ohne Gartenzaun.

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Daniela Knoll
Ulrike Barwanietz
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)