Wolfram Eilenberger (Foto: SWR, SWR - Norik Stepanjan)

Aula

Stillstand. Die Krise der deutschen Philosophie

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AUTOR/IN
Wolfram Eilenberger
ONLINEFASSUNG
Susanne Paluch

SWR2 Wissen: Aula

Staunen, querdenken, kritisieren - diese ureigenen Impulse scheinen der Philosophie in Deutschland abhanden gekommen. Seit Jahrzehnten dümpelt sie vor sich hin, ohne Esprit oder herausragende Köpfe. Das behauptet der Philosoph, Buchautor und Journalist Wolfram Eilenberger.

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Die Aula auf einen Blick: 

Unsere Welt ist in Bewegung. Die Kantische Urfrage "Was ist der Mensch?" angesichts Digitalisierung, Gentechnik und künstlicher Intelligenz virulenter denn je. Doch die akademische Philosophie stagniert in irrelevanter Selbstbespiegelung eigener Traditionsverhältnisse. Ihr fehlt es an gesellschaftlicher Relevanz, Originalität, an Denkern, die mutig eigene Wege ausprobieren.

"Die universitären Denkathleten (...) können philosophisch genau das, was der ARD-Fußballexperte Mehmet Scholl (...) der neuen Generation von Fußballprofis und Bundesligatrainern vorwarf, nämlich, wenn nötig auch im Schlaf, '18 Systeme rückwärts furzen'. Nur, ansehen bzw. lesen will das gerade in der Philosophie kaum noch jemand. Weil dort 'auf dem Platz' einfach nichts geschieht, was irgendeinen wachen Geist wahrhaft interessieren, geschweige denn produktiv desorientieren würde." (Wolfram Eilenberger) Die Krise liegt an einem universitären System, das keinen Wert legt auf Originalität und Nonkonformismus.

"Vom nächsten Semester werden an allen philosophischen Lehrstühlen des Landes sämtliche Evaluationen boykottiert. Rankings werden selbstbewusst ignoriert. Eigene Frageinteressen denen des Betriebs vorangestellt. Studierende und Promovenden konsequent ermutigt, in ihrer Muttersprache (...) ihre philosophische Stimme zu suchen und zu finden. Nur so setzt man wieder auf den Mut. Es ist der Mut, sich auf die Berufung des Denkens zu konzentrieren, anstatt auf den Beruf." (Wolfram Eilenberger)

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Susanne Paluch