Kontrollierter Absturz

Das Ende der Saturn-Sonde Cassini

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Uwe Gradwohl, Leiter der Redaktion SWR Wissen Aktuell. (Foto: SWR, Christian Koch)
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Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)

Nach fast 20 Jahren im All ist die Nasa-Sonde Cassini jetzt in der Atmosphäre des Saturn verglüht. Wegen Treibstoffmangel wurde die Sonde zum kontrollierten Absturz gebracht. Bis zuletzt lieferte Cassini faszinierende Einblicke in die eisige Welt des Saturns.

Der gezielte Absturz von Cassini in den Gasplaneten Saturn hinein wurde notwendig, weil die Sonde nach 13 Jahren Forschungsflug um den Saturn herum in absehbarer Zeit all ihren Treibstoff aufgebraucht gehabt hätte und danach nicht mehr von der Erde aus hätte gesteuert werden können. Ohne den kontrollierten Absturz bestand die Gefahr, dass Cassini auf einem der Saturnmonde zerschellen und diesen mit Lebensspuren von der Erde und radioaktivem Material aus der Sondenbatterie verschmutzen würde.

Kein Sprit im Orbit

Auf zwei der insgesamt 62 Saturnmonde hatte die Sonde in den vergangenen Jahren derart interessante Entdeckungen gemacht, dass sie absolut unberührt bleiben sollen, um zu einem späteren Zeitpunkt genauer erforscht zu werden.
Deshalb hatte man mit den letzten Tropfen Sprit Cassini schon vor Wochen auf eine spektakuläre Absturzbahn gelenkt. Sie führte nochmals mehrfach um den Saturn, und zwar so eng, dass Cassini auch zwischen dem Saturn und seinen Ringen hindurchflog und dort Ringpartikel einfangen und untersuchen konnte.

Wie eine Sternschnuppe verglühen

Dabei kam sie auch den oberen Schichten der Saturnatmosphäre immer näher. Saturn besteht nur aus Gas, hat möglicherweise nur einen ganz kleinen Gesteinskern. Diese obersten Saturnschichten wurden noch nie durchflogen und Cassini hat in ihren letzten Minuten dort noch Messungen vorgenommen und Daten und Bilder zur Erde übermittelt. Durch die Reibung an der Saturnatmosphäre wurde die Sonde aber schnell erhitzt und ist schließlich am Freitag den 15. September 2017 gegen 13.55 Uhr unserer Zeit zerfallen und wie eine Sternschnuppe am Saturn verglüht.

Meere aus flüssigem Titan

Zu den Höhepunkten der insgesamt 20 Jahre dauernden Mission gehörte der Abwurf des europäischen Landers Huyghens auf den Saturnmond Titan im Jahr 2005. Der Lander war jahrelang Huckepack auf der Cassini-Sonde zum Saturnsystem mitgeflogen und wurde dann über dem nebelverhangenen Titan abgeworfen. Unter den Titanwolken schoss der Huyghens-Lander Fotos von einer Landschaft, die einer gebirgigen Küstenregion ähnelte und plumpste schließlich in den feuchten Titanboden.

Cassini gelang später der Nachweis, dass sich in den von Huyghens entdeckten Tälern und Senken tatsächlich Meere und Flüsse befinden – bei minus 180 Grad gefüllt mit flüssigem Methan. Auf dem eisverkrusteten Enceladus entdeckte Cassini Geysire, die sich aus einem, unter der Kruste existierenden, hunderte Kilometer tiefen Ozean speisen, an dessen Grund heiße Quellen existieren – ein idealer Platz für die Entstehung von einfachen Lebensformen.

Nächste Saturnsonde frühestens in 20 Jahren

Planetenforscher würden nun liebend gerne gleich die nächsten Sonden zu diesen spannenden Saturnmonden schicken – doch die lange Entwicklungs- und Flugzeit und die hohen Kosten werden dafür sorgen, dass es wohl erst in zwei Jahrzehnten wieder so aufregende Daten und Bilder aus dem Saturnsystem geben könnte, wie sie Cassini und Huyghens in den vergangenen Jahren zur Erde geschickt haben.