Endlich wieder atmen

Neue Therapie bei "Raucherlunge"

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Thomas Hillebrandt
Thomas Hillebrandt, Redakteur und Reporter bei SWR Wissen aktuell (Foto: SWR, SWR, Christian Koch)
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)
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Meta Wolfsperger

Die „Chronisch obstruktive Lungenerkrankung“ (COPD), oft auch "Raucherlunge" genannt, ist eine Erkrankung, an der in Deutschland etwa drei bis fünf Millionen Menschen leiden. Eine neue Methode aus Stuttgart soll helfen, die Symptome Betroffener zu lindern.

Schon 2020 wird die COPD-Erkrankung auf den dritten Platz in Todesursachenstatistik vorrücken, so die Prognose der Weltgesundheitsorganisation. Es ist damit die Volkskrankheit mit der höchsten Steigerungsrate. Vor allem rauchende Männer und Frauen jenseits des 50. Lebensjahres sind betroffen. Eine Folge der COPD ist ein Lungenemphysem, also ein irreversibler Lungengewebsverlust. Für Professor Martin Hetzel, Lungenfacharzt am Stuttgarter Krankenhaus vom Roten Kreuz besteht hier die größte Gefahr für die Patienten: „Dadurch verliert das elastische Hohlorgan Lunge an Gewebespannung und kleine Atemwege, die keine skelettalen Wandbestandteile haben, kollabieren beim Ausatmen.“

Wieder durchatmen mit Metallspiralen

Um das zu verhindern, setzen die Stuttgarter Pneumologen in jeden der beiden Lungenflügel 10 bis 12 kleine Metallspiralen ein, sogenannte „Coils“. Diese werden in auseinandergezogenem Zustand mit einem Bronchoskop in die betroffenen Lungenbereiche eingesetzt. Dabei nehmen sie dann wieder die ursprüngliche Spiralform ein und ziehen so das Lungengewebe zusammen. Das Einsetzen geschieht unter Vollnarkose und dauert pro Lungenflügel etwa 15 Minuten. Kurz danach können die Patienten wieder durchatmen.

Nicht für alle COPD-Patienten geeignet

Seit 2010 haben die Stuttgarter Lungenärzte diesen Eingriff über 1.200 Mal durchgeführt. Eine US-amerikanische Studie mit einigen hundert Patienten hat 2015 die Wirksamkeit der Metallspiralen bestätigt, doch nicht für jeden Patienten ist das Verfahren geeignet. Vor dem Einsetzen der „Coils“ prüfen die Lungenfachärzte und Radiologen daher genau, ob bei den Patienten alle sonstigen Therapien durchgeführt wurden und nicht geholfen haben. Die Patienten dürfen auch keine Infekte haben und vor allem nicht mehr rauchen. Nach dieser umfangreichen Vorselektion kommen dann noch etwa zehn Prozent der schwerkranken Patienten für die „Coils“ in Frage.

Symptome lindern

Die Metallspiralen in der Lunge können das Lungenemphysem nicht heilen oder die Erkrankung stoppen. Sie können jedoch eine Symptomlinderung bewirken. Allerdings  sind die „Coils“ Fremdkörper in der Lunge, beim Einsetzen kann das Lungengewebe verletzt werden, die Spiralen können mit dem Gewebe verwachsen und dort auch Infektionen auslösen. Noch gibt es keine Langzeiterfahrungen. Am Stuttgarter Krankenhaus vom Roten Kreuz zumindest ist es in den vergangenen 7 Jahren noch nicht zu Komplikationen gekommen.

Für Menschen mit schwerer COPD ist der Einsatz der High-Tech-Spiralen in ihre Lunge letztendlich eine Chance auf ein halbwegs normales Leben.