Eine Gruppe von Schülern steht über einen Laptop gebeugt im Klassenzimmer. (Foto: Getty Images, Thinkstock -)

Digitale Medien in der Schule

Lernen mit Laptop und Smartphone

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SWR2 Wissen: Aula. Gespräch mit Julia Knopf. Online: Susanne Paluch

SWR2 Wissen: Aula

Hurra! Der umstrittene Digitalpakt wurde nach heftigen Diskussionen realisiert, der Bund darf die Länder endlich finanziell dabei unterstützen, Schulen mit digitalen Lernwerkzeugen auszustatten. Und nun? Julia Knopf, Professorin für Fachdidaktik Deutsch in der Grundschule an der Universität des Saarlandes, erläutert die Vorteile.

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Das Gespräch mit Julia Knopf auf einen Blick:

Es gibt eine ganze Reihe von Bilderbuch-Apps. Das ist nicht einfach ein eingescanntes Bilderbuch, sondern die App ist ein Bilderbuch, die durch verschiedene Interaktionsmöglichkeiten mit dem Leser ein ganz anderes Lese-Erlebnis ermöglicht.

Man kann mit den Figuren interagieren, zum Teil mit ihnen sprechen und Fragen zu ihrer Geschichte stellen. Man kann dadurch das eigene Textverständnis überprüfen, selber eine Geschichte in Gang setzen oder verändern, man kann selbst Bilder in die Geschichte einfügen und die Bilderbuch-App verändern. Das sind Dinge, die man mit einem normalen Bilderbuch in der Form nicht machen kann.

Man kennt das vielleicht von Pokémon Go. Da ging man mit einem Endgerät durch die Straßen. Durch dieses Endgerät konnte man die Straßen genau sehen, und auf einmal sind Figuren, Tiere oder irgendwelche anderen Dinge aufgetaucht.

Das kann man im Prinzip auch mit Schulbüchern machen. Man öffnet das Schulbuch und schon sieht man etwa in Mathe eine Grafik oder ein erklärendes Video. So etwas entwickeln wir und "augmentieren" quasi das Schulbuch.

Wenn es im Physikbuch um das Sonnensystem geht, um die Mond- oder Sonnenfinsternis, fällt es den Kindern trotz Abbildungen und noch so guter Erklärungen oft schwer, das zu begreifen, weil es abstrakt ist. Wenn ich das augmentiere, also erweitere z.B. durch ein Video oder ein visualisiertes Experiment, kann ich ein Verstehen erleichtern. Ich kann die Kinder sogar dieses Experiment selbst aufnehmen und hinterlegen lassen.

Jeder Schüler kann seinen eigenen Lernrhythmus realisieren, das Lernen wird individualisiert. Aber das hat seine Grenzen. Sie müssen sich vorstellen, wie die soziale Interaktion im Unterricht wäre, wenn jeder Schüler im eigenen Tempo lernen würde. Das ist schon sehr komplex.

Aber was ich tun kann, ist, die Tools im Sprachunterricht auf verschiedene Sprachniveaus einstellen.

Was habe ich früher als Lehrer gemacht? Da habe ich die Arbeitsblätter umgeschrieben, um verschiedene Differenzierungsgrade zu erreichen. Heute kann das ein digitales Programm erledigen.

Oder ich kann Textpassagen in einfache Sprache übersetzen und vorlesen lassen. Und das erleichtert das individualisierte Lernen sehr. 

Es gibt Bedenken, dass die Schüler, wenn sie mal Tablets haben, nur noch am Surfen sind. Das ist natürlich Quatsch. Das passiert nur, wenn das Tablet oder allgemein ein digitales Angebot kein normaler Bestandteil des Unterrichts ist, ein Arbeitsgerät. Es muss regelmäßig ein integratives Element des Unterrichts sein. Einen "Tabletkoffer", der mal freitags in der fünften Stunde hervorgekramt wird, darf es nicht geben.

Das komplette Manuskript finden Sie hier.

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SWR2 Wissen: Aula. Gespräch mit Julia Knopf. Online: Susanne Paluch