Asteroid im Weltraum. (Foto: Getty Images, Thinkstock -)

Gesteinsbrocken aus dem All

Wie gefährlich sind Asteroiden?

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Uwe Gradwohl
Uwe Gradwohl, Leiter der Redaktion SWR Wissen Aktuell. (Foto: SWR, Christian Koch)
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Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)

Ein hausgroßer Asteroid mit dem schönen Namen 2012 TC4 ist in "Haaresbreite" - also "nur" 44.000 Kilometer entfernt - an unserer Erde vorbeigerast. Wie groß ist generell die Gefahr, dass ein Asteroid auf der Erde einschlägt und eine Katastrophe auslöst? Eine Einschätzung von Uwe Gradwohl aus der SWR-Wissenschaftsredaktion:

Die Gefahr ist schwer zu beziffern, denn die genaue Zahl an Gesteinsbrocken, die da im All umher sausen ist nicht bekannt. Klar ist aber: In den vergangenen 100 Jahren gab es zwei Mal einen Asteroidentreffer, der jeweils glimpflich verlief, weil er unbewohntes oder schwach besiedeltes Gebiet traf. 1908 die sogenannte Tunguska-Katastrophe, bei der ein Asteroid über dem sibirischen Flusstal der Tunguska explodierte und 30 Quadratkilometer Wald dem Erdboden gleich machte. Und 2013 ein Einschlag im Umland der Stadt Tscheljabinsk im russischen Ural. Bei einem Volltreffer auf die Stadt hätte das mehr als nur zerplatzte Fensterscheiben und 1500 von Splittern und Bruchstücken verletzte Menschen zur Folge gehabt.

Eisloch in einem See bei Tscheljabinsk, Russland (Foto: picture-alliance / dpa, picture-alliance / dpa - Foto: SERGEI ILNITSKY/EPA)
Ein Meteoritenhagel hinterließ 2013 ein fast acht Meter großes Eisloch in einem See bei Tscheljabinsk, Russland

Dieselben Ereignisse hätten auch im Himmel über Stuttgart oder Mainz geschehen können. Und keiner der beiden Brocken wurde vor dem Einschlag entdeckt. Asteroide sind tiefdunkle Himmelskörper, die sich kaum vor dem schwarzen Weltall abheben. Und wenn sie dann noch aus Richtung der Sonne mit Kurs auf die Erde anfliegen, werden sie von der Sonne überstrahlt und sind erst spät zu erkennen. Man könnte sagen, sie kommen überraschend um die Ecke gebogen.

Was kann man tun, um Asteroideneinschläge zu verhindern?

Man muss sie rechtzeitig entdecken und das klappt mit moderner Technik auch immer besser. Und wenn dann einer auf gefährlichem Kurs angeflogen kommt, dann ist die erste Möglichkeit, die einem zur Gefahrenabwehr da in den Sinn kommt, natürlich: wir sprengen das Ding. Das ist aber nicht unbedingt eine gute Idee. Denn beim Sprengen zerteilt sich zwar der Asteroid, aber es könnten große Teile auf gefährlichem Kurs verblieben.

Besser ist es da den Asteroiden durch Beschuss aus seiner Bahn zu schubsen. Doch da ist der Erfolg abhängig davon, ob das getroffene Objekt eher fest oder doch fluffig aufgebaut ist. Ein fluffiges Objekt absorbiert viel Energie, ohne sich aus seiner Bahn zu bewegen.

Deshalb denkt man auch daran, einen Raketenmotor an den Asteroiden zu schnallen und den dann zu zünden, um den Asteroiden aus seiner Bahn zu schieben. Pläne für Schubs-Tests, welche die ESA gemeinsam mit der NASA durchführen will, liegen übrigens vor, es gibt es aber derzeit auf europäischer Seite keine Finanzierung dafür.

Hört sich alles bedrohlich an. Gibt es auch was Positives über Asteroide zu sagen?

Gibt es. Zum einen entstehen Planeten, indem sich viele Asteroide zu einem großen Objekt zusammenballen. Also ohne Asteroide als Baumaterial gäbe es keine Erde. Zum anderen sind sie gute Trittsteine für künftige Raumflüge ins tiefe All, bis hin zum Mars. Asteroide könnten Zwischenziele sein. Und das Positivste: Asteroide krümeln. Von ihnen abgeplatzte Teile, nur millimetergroß, verdampfen beim Eintritt in die Erdatmosphäre und bringen die Luft zum Glühen – von den Asteroiden stammen also auch die Sternschnuppen, und die sind ja bekanntlich Glücksbringer.