60 Jahre Laika

Ein Hundeleben für die Raumfahrt

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AUTOR/IN
Uwe Gradwohl
ONLINEFASSUNG
Ulrike Barwanietz
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)

Am 3. November 1957 trat die Raumfahrt in ein neues Zeitalter ein. Die russische Raumsonde Sputnik 2 hatte eine besondere Fracht an Bord: Den Hund Laika, die den Ausflug ins All allerdings nicht überlebte.

In den Straßen Moskaus zu leben war in den 50er Jahren sicher nicht einfach. Nicht als obdachloser Mensch – und erst recht nicht als streunender Hund. Drei Jahre alt war die kleine Mischlingshündin wohl, als sie bei einem ihrer Streifzüge jenen Männern begegnete, die sie einfingen und mitnahmen – und ihr einen Namen gaben. Kudrjavka. Löckchen. Doch weltbekannt wurde Kudrjavka unter einem Namen, den sie erst später erhielt: Laika.

Die Enge einer Raumkapsel

Laika, zu Deutsch "Kläffer", hatte nun mit anderen Hunden zusammen, die man ebenfalls eingefangen hatte, ein Zuhause – aber was für eines: Jeder Hund wurde anfangs in einer recht großen Box gehalten, die aber nach und nach verkleinert wurde. Laika und ihre Artgenossen sollten sich an die Enge gewöhnen. An die Enge einer kleinen Raumkapsel.

Das klappte ganz gut und so flog Hund um Hund bald schon mit Höhenraketen in die obersten Schichten der Atmosphäre, von wo die Geschosse mitsamt Tier an Bord an Fallschirmen wieder herab segelten. Laika blieb bei diesen Flügen von allen Probanden am ruhigsten.

Während die Hunde in ihren engen Boxen und Höhenraketen trainierten, geschah politisch Weltbewegendes. Die Sowjets schossen mit Sputnik 1 den allerersten Satelliten der Menschheit in eine Erdumlaufbahn. Die westliche Welt empfand ihn als eine unantastbar hoch über ihr kreisende Bedrohung. Dieser Sputnik-Schock war ein großer Erfolg für die sowjetische Propaganda. Und Chruschtschow wollte unbedingt nachlegen.

Futter per Nährgel für Hund Laika

Um wie von Chruschtschow gewünscht, schnellstmöglich ein Lebewesen in den Erdorbit einschießen zu können, hatten die Techniker die Sputnikkapsel in aller Eile umgebaut. Sie bot nun gerade so viel Platz, dass die 6 kg leichte Laika in ihr stehen oder liegen konnte.

Futter erhielt sie in Form eines Nährgels, die Luft in der Kapsel wurde ständig erneuert und, ganz wichtig, eine Temperaturregelung war auch vorhanden. Denn in der Umlaufbahn würde die Kapsel auf der Tagseite der Erde starker Sonnenhitze ausgesetzt sein und auf der Nachtseite tiefster Kälte.

Geplante Vergiftung

Laikas Flug ins All begann am 3. November 1957. Die westliche Öffentlichkeit erwartete, dass er mit einer glücklichen Landung der Hündin enden würde. Doch die tatsächliche Planung war eine ganz andere. Das Nährgel würde nicht ewig reichen und der Satellit konnte den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre nicht überstehen. Deshalb sollte Laika nach 10 Tagen im All eine vergiftete Futterration verabreicht werden.

Das Ende von Hund Laika - Hitzetod im All

Schon nach drei Erdumkreisungen erreichten die Bodenkontrolle bei Moskau keine Lebenszeichen mehr. Laika war tot. Ursache war vermutlich der eilig konstruierte, aber defekte Hitzeschild. Die Temperatur in der Kapsel stieg auf 40 Grad. Dem konnte Laika nicht lange standhalten.

Die Sowjets werteten Laikas Flug als Erfolg. Propagandatechnisch ergab sich aber durch den Tod der Hündin ein Problem. Denn im Westen hieß es schnell: Das arme Tier. Typisch Russen. Um dieser negativen PR nicht Vorschub zu leisten, schwieg sich die russische Raumfahrt lange über Laikas Schicksal aus. Was genau passiert war, wurde erst im Jahr 2002 bekannt.

Zur Erde zurück kam Laika dann am 14. April 1958, als der Satellit Sputnik 2 mehr als fünf Monate nach seinem Start über dem Karibischen Meer beim Eintritt in die Erdatmosphäre mit der toten Hündin an Bord verglühte.

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Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei SWR2 Wissen. (Foto: SWR, Christian Koch)