18. und 19.5.1986

Demonstration gegen die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf

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SWR2 Archivradio

An Pfingsten 1986 demonstrieren Zehntausende gegen den Bau der Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf. Der Rundfunkjournalist Ulrich Böken war mit dem Mikrofon vor Ort. Sein Rohmaterial zeichnet ein Stimmungsbild der Demonstranten im Taxöldener Forst.

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Nach Tschernobyl-Katastrophe verstärkt sich Widerstand gegen Wackersdorf

Die Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf in der Oberpfalz sollte die zentrale Wiederaufarbeitungsanlage für abgebrannte Brennstäbe aus Kernreaktoren in Deutschland werden. Der Protest gegen den Bau der WAA formierte sich schon Ende des Jahres 1985. Nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl verstärkte sich der Widerstand.

An Pfingsten versammelten sich Zehntausende Atomkraftgegner im Taxöldener Forst bei Wackersdorf, um gegen den Bau der Wiederaufarbeitungsanlage zu demonstrieren.

Hunderte Verletzte und Sachschaden in Millionenhöhe

Wie in Brokdorf (1977) und Gorleben (1980) kam es zu gewalttätigen Ausschreitungen. Vermummte Demonstranten versuchten, über den Eisengitterzaun auf das WAA-Gelände zu gelangen, beschossen die Polizisten mit Stahlkugeln und setzten Fahrzeuge in Brand. Die Staatsmacht ihrerseits provozierte mit tieffliegenden Hubschrauberflügen und Reizgasgranaten, die sie in die Mengen warfen.

Die Bilanz des Wochenendes: Hunderte von Verletzten auf beiden Seiten, Sachschäden in Millionenhöhe.

Rohmaterial des Journalisten Ulrich Böken

Der Hörfunkjournalist Ulrich Böken war an diesem Pfingstwochenende mit seinem Mikrofon vor Ort. Hier zu hören das von ihm aufgenommene Rohmaterial in voller Länge.

  1. Lied: "Bayernland"
  2. Hubert Weinzierl (O-Ton), Vorstand des BUND: "Es ist Zeit, über die Grenzen der Großtechnologie nachzudenken."
  3. Atmo: Rhythmisches Klopfen am Bauzaun, Pfiffe, Durchsagen im Hintergrund
  4. Demonstranten reden auf Polizisten ein: "Gewalt entsteht durch Hilflosigkeit". Im Hintergrund sind Hubschrauber zu hören.
  5. Demonstranten beschreiben das Vorgehen der Polizei
  6. Hubschrauber werfen Gasgranaten in die Menschenmenge. Demonstranten: "Schau hi, der wirft oba ... geh mer." Aufhören-Rufe. Im Hintergrund: Hubschraubergeräusche.
  7. Reportage von Ulrich Böken: Er beschreibt die Situation.
  8. Empörte Demonstranten nach dem Gaseinsatz vom Hubschrauber.

Atomkatastrophe von Tschernobyl

29.4.1986 Erste internationale Reaktionen auf den Reaktorunfall in Tschernobyl

29.4.1986 | Nach Bekanntwerden des Reaktorunfalls in Tschernobyl war das Informationsbedürfnis der westlichen Staaten groß. Das Korrespondentennetzwerk der ARD lieferte Informationen aus allen von der Radioaktivität betroffenen Ländern.

14.5.1986 Stellungnahme von Gorbatschow nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl

14.5.1986 | In der ersten öffentlichen Stellungnahme der Sowjetunion nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl reagierte Michail Gorbatschow auf die Kritik des Westens. Er forderte zur internationale Zusammenarbeit in Kernenergiefragen auf.

Epoche der Kernenergie in Originalaufnahmen

August 1945 "We don't mind about 100.000 Japs": Otto Hahn irritiert über Reaktion eines Engländers auf Hiroshima

August 1945 | Der Chemiker Otto Hahn erfährt vom Atombombenabwurf in Hiroshima als Gefangener in einem britischen Internierungslager. Dort saß er zusammen mit anderen hochrangigen deutschen Naturwissenschaftlern wie Carl Friedrich von Weizsäcker. Später erinnert er sich an diesen Moment im August 1945.

Hintergrund und Einordnung der Archivaufnahmen

Archivradio-Gespräch Die Epoche der Kernenergie in Deutschland – Euphorie und Widerstand

1960 geht in Kahl das erste deutsche Kernkraftwerk in Betrieb. Doch wie sicher ist Atomenergie? Mit dem Widerstand gegen das Kraftwerk Wyhl 1975 wird aus Zweifeln eine große Anti-Atomkraft-Bewegung.

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