Musikstück der Woche

Mehr zu Beethovens Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 „Eroica

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AUTOR/IN
Christiane Peterlein

Beethoven träumt von einem Umzug in die französische Musikmetropole. Als Visitenkarte für einen Neustart in Paris komponierte er seine 3. Sinfonie Es-Dur, die Eroica.

Als Musikstück der Woche gibt es die Sinfonie im Konzertmitschnitt des SWR Symphonieorchester Baden-Baden und Freiburg zu hören, entstanden auf der Japan-Tournee im Februar 2012.

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Zwischen den Stühlen

1803 beendet Beethoven das „(…) nach seiner eignen Äußerung größtes Werk, welches er bisher schrieb (…)“, wie der fleißige Briefschreiber Ries den Verlag informiert. Und er schreibt ihm auch, dass Beethoven es dem größten Franzosen seiner Zeit widmen will: Napoléon Bonaparte.

Doch gleichzeitig ist Beethoven in Wien seinem Gönner Fürst Lobkowitz verpflichtet. Der will das Werk für einige Monate für den exklusiven Eigengebrauch kaufen, und das für die stattliche Summe von 400 Gulden. Außerdem plant Beethoven die Uraufführung des Werkes mit Lobkowitz' exzellentem Hausorchester.

Sturm auf dem Titelblatt

Letztendlich befreit der Lauf der Tagespolitik Beethoven aus seiner Zwickmühle. Im Mai 1805 erreicht Wien die Nachricht, dass Napoléon sich selbst zum Kaiser gekrönt hat. Beethoven ist empört und Schüler Ries beschreibt seine Reaktion in schillernden Farben.

„Ich war der erste, der ihm die Nachricht brauchte, Buonaparte habe sich zum Kaiser erklärt, worauf er in Wuth geriet und ausrief: ‚Ist der auch nicht anders, wie ein gewöhnlicher Mensch! Nun wird er auch alle Menschenrechte mit Füßen treten, nur seinem Ehrgeiz fröhnen; er wird sich nun höher, wie alle Andern stellen, ein Tyrann werden!' Beethoven ging an den Tisch, faßte das Titelblatt oben an, riß es ganz durch und warf es auf die Erde.“

Ganz so dramatisch wird sich die Szene wohl nicht abgespielt haben: Tatsächlich ist das (nicht zerrissene) Titelblatt erhalten. Auf dem ist der Hinweis intitulata Bonaparte” zwar mit einem Rasiermesser ausradiert, später fügt Beethoven mit Bleistift aber doch noch den Hinweis hinzu geschrieben auf Bonaparte. Als Widmungsträger wählt er bei der Veröffentlichung 1806 Lobkowitz aus, der ihm nach dem Preis für den Vorbesitz des Manuskriptes noch einmal 80 Golddukaten zahlt.

Ende eines Traums

1805 bricht der österreichisch-französische Krieg aus und Beethoven begräbt seine Paris-Pläne. Vielleicht reift in ihm auch die Einsicht, dass ein Neustart in Frankreich schwierig werden würde — langsam schwindet sein Gehör und damit auch seine Möglichkeit, als Klaviervirtuose Konzerte zu geben. Da wäre es ein hohes Risiko, die Unterstützung seiner adeligen Gönner in Wien aufzugeben. Eine Vernunftentscheidung, die Beethoven noch Jahre später mit Wehmut erfüllt. So schreibt er 1807 an den Klavierfabrikanten Ignaz Pleyel in Paris:

„Mein lieber verehrter Pleiel – Was machen sie, was ihre Familie, ich habe schon oft gewünscht bey ihnen zu seyn, bis hierher war’s nicht möglich, zum Theil war auch der Krieg dran schuld, ob man sich ferner davon müßte abhalten laßen — oder länger? — so müßte man Paris wohl nie sehen (…).“

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Christiane Peterlein