Musikstück der Woche

Mehr zu Liszts Reminiscences de Norma de Bellini

Stand
AUTOR/IN
Felix Werthschulte

Franz Liszt sorgte auf seinen Reisen durch Europa durchgängig für Begeisterungsstürme. Brillant präsentierte er die großen „Hits“ seiner Zeit.

Seine „Reminiscences“ an Vincenco Bellinis Oper Norma interpretierte Marc-André Hamelin bei den Schwetzinger SWR Festspielen 2011.

Audio herunterladen (30,7 MB | MP3)

Erinnerungen an eine tragische Heldin

Im Gegensatz zu seinen Klaviertranskriptionen, etwa von Beethoven-Sinfonien oder Liedern Franz Schuberts, gewährte sich Liszt in seinen „Reminiscences“ eine viel größere Gestaltungsfreiheit. Zwar liefern Themen aus Bellinis Oper die musikalische Grundlage des Klavierwerks, auch übernimmt er den tragisch-heroischen Duktus der Vorlage. Doch die pianistisch-brillante Kunst auf schwarzen und weißen Tasten tritt in diesem Stück deutlich in den Vordergrund.

Mit seinen „Reminiscences“ gelingt Liszt, das gesamte Opernensemble auf dem Klavier abzubilden. Dazu nutzt er schon in den ersten Takten massive Akkorde, rasende Tonleitern und silbrig glitzernde Akkordbrechungen über die gesamte Klaviatur. Um die Kontrabässe und Schlagwerk zu imitieren, fordert er wuchtige Oktavierungen in schnellen Achteln in der linken Hand.

Die kantablen Melodien erscheinen oft besonders eindrucksvoll in der Mitte des Klaviersatzes. Sie werden in einen schillernden Mantel aus Skalen und Chromatismen eingebettet. Reizvoll sind auch virtuose rhythmische Finessen, mit denen die ursprüngliche Melodie durchbrochen wird. Das weist in seinem unbändigen Furor bereits auf Satztechniken der Moderne hin.

„Pyrotechnik“ der Virtuosenkunst

Wie gewaltig diese pianistische Kunst auf Listzs Zeitgenossen wirkte, beschreibt etwa der russische Komponist Alexander Serow: „Die Hauptpersonen und -situationen aller dieser Musikdramen gingen an uns wie lebendig vorüber, wobei auch die Brillanz des Spiels, die ‚Pyrotechnik‘ der Kunst des Virtuosen nicht vergessen war, sondern im Gegenteil die verblüffendsten, blendendsten Ausmaße annahm.“

Wegen seines gewaltigen technischen Anspruchs sind auch heute noch wahre Meister am Klavier nötig, um das Stück angemessen zu interpretieren.

Stand
AUTOR/IN
Felix Werthschulte