Musikstück der Woche

ARD Preisträger spielen Helena Munktells Kleines Trio

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AUTOR/IN
Jörg Lengersdorf

Als die kleine Helena Munktell 8 Jahre alt war, starb ihr Vater. Er war Unternehmer, Papierfabrikant, aber auch ein begeisterter Amateurmusiker, der seiner Tochter neben einem großen Vermögen und Grundbesitz auch seine Leidenschaft für Musik vererbt hatte.

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Das „Kleine Trio“ hat Helena Munktell in jungen Jahren komponiert

Anders als andere hochtalentierten Frauen des 19. Jahrhunderts wurde Helena Munktells Begabung nicht gebremst. Sie durfte studieren, reisen, Erfolg haben, denn schon die Mutter war eine im zeitgenössischen Sinn emanzipierte Frau. Sie verwaltete nach dem Tod ihres Mannes, von dem sie schon vorher getrennt gelebt hatte, Familienbesitz und Geschäfte, pflegte aber auch weiterhin die Salonkultur, die die Familie im Sommerhaus etabliert hatte.

Namhafte Musiker und Künstler gaben sich die Klinke in die Hand, wenn die Munktells einluden. Möglicherweise für solch ein Konzert im heimischen Salon hat die ganz junge Helena Munktell das „Kleine Trio“ geschrieben, genauere Umstände der Entstehung liegen bislang im Dunkeln.

Helena Munktell liebte Paris

Später war Paris die eigentliche Heimat der schwedischen Komponistin. Munktell hat die längste Zeit ihrer Laufbahn als Komponistin an der Seine verbracht. Und obwohl sie regelmäßig im Sommer zurück nach Schweden kam, schrieb sie 1897 an eine Freundin:

„Es wäre dumm, zu Hause zu bleiben, wo kein Platz für einen ist! Besser im Ausland bereitwillig empfangen zu werden, als zu Hause gnädiger Weise geduldet zu sein.“

Wie andere Komponistinnen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf Bekanntwerdung hofften, fühlte sich Helena Munktell vom schwedischen Musikleben entmutigt.

Und das, obwohl sie immerhin die erste Schwedin war, von der jemals eine Oper öffentlich aufgeführt worden ist, in Stockholm. Dennoch: In Frankreich war alles leichter.

Hoffnung auf künstlerische Sichtbarkeit in Paris

Paris, das war nicht musikalische Provinz, sondern Welthauptstadt. Kulturell der spannendste Ort Europas: Wer anders war, fiel auf, und Helena Munktell wollte auffallen, zwischen all den männlichen Kollegen. Sie wurde die erste Frau in der Pariser Société national de musique.

Leider war ihre fragile Gesundheit schon früh durch eine Augenerkrankung angegriffen. Oft hatte Helena Munktell Kopfschmerzen, später musste ein Glasauge eingesetzt werden. Herzprobleme kamen dazu, sie starb mit 67 Jahren.

Alexandra Tirsu, Friedrich Thiele und Nika Melnikova spielen Munktell

Verschiedene ARD-Preisträger:Innen vorangegangener Wettbewerbe waren im Frühjahr 2022 bei den Schwetzinger SWR Festspielen, wo sie in wechselnden Kammermusikformationen zusammen auftraten.

Geigerin Alexandra Tirsu wurde 1992 in eine moldawische Musikerdynastie in Chisinau geboren und verfolgt seit ihrem 7. Lebensjahr den Plan, eine internationale Spitzengeigerin zu sein. Cellist Friedrich Thiele ist nach Spitzenplatzierungen in zahlreichen Wettbewerben seit 2021 Solocellist der Staatskapelle Dresden.

Pianistin Nika Melnikova verkörpert die eine Hälfte des international höchst erfolgreichen Melnikova-Morozova Pianistinnen-Duos, das nicht nur weltweit gefragt ist, sondern während der Kontaktbeschränkungen der Corona-Pandemie auch eine Online-Konzertreihe ins Leben gerufen hat.

ARD Preisträger*innen Im Konzert

Musikstück der Woche ARD Preisträger spielen Fanny Mendelssohns Klavierquartett As-Dur

Fanny Mendelssohn als auch ihr dreieinhalb Jahre jüngerer Bruder Felix saßen sonntags regelmäßig am Klavier im Speisezimmer der Familie und gaben Konzerte fürs staunende Publikum.

SWR2 Musikstück der Woche SWR2

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