Musikstück der Woche

Das Minetti Quartett spielt Ludwig van Beethoven: Streichquartett f-Moll op. 95

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AUTOR/IN
Marlene Weber-Schäfer

Jetzt wird’s ernst – denn Beethoven hat mit diesem Quartett in der Weltschmerz-Tonart f-Moll eine klingende Enzyklopädie der Seelenfinsternis geschrieben; wahrscheinlich aus tiefem Liebeskummer heraus. Aber wenn Beethoven komponiert, kann selbst Schmerz schön sein!

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Kurz, bündig, schmerzhaft

Beethovens Streichquartett f-Moll ist von fast aphoristischer Kürze. Darin unterscheidet es sich erheblich von allen seinen nachfolgenden Werken der Gattung. „Quartetto serioso“ hat der Komponist selbst es genannt, und zutreffender kann man seinen Charakter kaum beschreiben.

Streng und prägnant ist die Tonsprache, ein großer Ernst kennzeichnet alle vier Sätze. Die Nuancen reichen von Nachdenklichkeit über Traurigkeit und Resignation bis zu abgrundtiefer Verzweiflung. Die wenigen sehnsuchtsvoll-freundlichen Momente verstärken noch diesen Eindruck.

So klingt Liebesleid

Man liegt sicher nicht falsch mit der Vermutung, dass Beethoven hier eine Lebenskrise musikalisch verabeitete: Im Mai 1810 hatte die Arzttochter Therese Malfatti seinen Heiratsantrag abgelehnt. Weder dieses Ereignis noch seinen musikalischen Niederschlag wollte der verschlossene Künstler an die Öffentlichkeit dringen lassen.

Erst 1814 wurde das „Quartetto serioso“ im kleinen Kreis uraufgeführt, und vor der Drucklegung 1816, also sechs Jahre nach seiner Entstehung, arbeitete Beethoven es noch einmal grundlegend um. In einem Brief aus demselben Jahr schreibt er, dieses Werk sei „für einen kleinen Kreis von Kennern“ bestimmt und solle „niemals öffentlich aufgeführt“ werden.

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Marlene Weber-Schäfer