Immer montags lädt die Musikhochschule Freiburg Senioren ein. Menschen ab dem 60. Lebensjahr – mit und ohne Demenz – treffen sich hier, um eine erfüllte Zeit mit Musik und Bewegung zu erleben. Der Studiengang „Elementare Musikpädagogik“ organisiert diese Gruppe und leitet die Treffen an. Betreut werden die Studierenden von Emma-Louise Jordan, Dozentin für Tanz und Körperarbeit, und Raffaela Dilles, Dozentin für Elementare Musikpädagogik. Der Kurs dient als Praxisphase für die Studierenden, um im Studium erarbeitete Aspekte der elementaren Musikpädagogik auf eine Gruppe von Senioren, mit und ohne Demenz, anzuwenden.
Auch für beginnende Demenz
Das Projekt ist noch recht jung, erzählen die beiden Dozentinnen, doch es habe sich schon ein fester Kern an Teilnehmenden gebildet. Die Einladung wurde an alle über 60-Jährigen ausgesprochen, sowohl mit – auch beginnende – als auch ohne Demenz.
Von 20 anfänglichen Teilnehmenden kommen mittlerweile bis zu 10 regelmäßig wieder. Aufgrund einer sehr starken Nachfrage gibt es eine Warteliste für neue Teilnehmer*innen. Während der Treffen sei durch die Musik und Bewegung nicht ersichtlich, wer Demenzsymptome aufweist, und wer nicht.
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Herausforderungen der Kursgestaltung
Für die Kurse gibt es einige Voraussetzungen, die zu beachten sind, erzählt Raffaela Dilles. Aufgrund des fortgeschrittenen Alter gebe es immer die Möglichkeit, sich hinzusetzen. Viele Übungen finden zudem im Sitzen statt.
Bei den Gesangsübungen müsse zudem darauf geachtet werden, dass die Stimme im höheren Alter tiefer wird. Kinderlieder für hohe Stimmlagen, eignen sich somit nicht für die Kurse, gibt Dilles zu beachten.
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Klanghölzer ohne Klang
Bei dem Projekt ist für jede Gruppe ein Treffen an drei aufeinanderfolgenden Montagen vorgesehen. Hierbei treffen die Senioren auf zwei Studierende, zusammen wird ein Lied vorbereitet.
Die Treffen finden im Rhythmiksaal der Hochschule für Musik Freiburg statt, schon beim Ankommen läuft Musik, eine sogenannte Soundscape wird geschaffen, erzählt Emma-Louise Jordan. Teil des Kurses sind zwei Warmups, einmal für die Bewegung und für die Stimme.
Hierbei werden zum Beispiel auch Klanghölzer genutzt, so Dilles. Allerdings nicht um Geräusch zu machen, sondern um die Koordination zwischen Teilnehmenden zu fördern, indem zwischen der Musik die Hölzer die Hände wechseln.
Erfolgserlebnis in der Gruppe
Auch bei den Studierenden gab es für den Kurs großes Interesse. Vor allem Masterstudierende leiten die Kurse, sie haben bereits Erfahrung mit der Altersgruppe durch das Bachelorstudium.
Die Rückmeldungen sind durchweg positiv, erzählt Emma-Louise Jordan. Es seien viele Erfolgserlebnisse zu sehen. Raffaela Dilles betont, wie wichtig dabei das Gruppengefühl sei. Denn in der Gruppe seien die Erfolgserlebnisse deutlicher zu spüren.
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