Gespräch

Kontroverse um Anna Netrebko - Intendant Staatsoper Berlin Matthias Schulz: Netrebko hat sich glaubwürdig distanziert

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INTERVIEW
Martin Gramlich

Um die Auftritte der russischen Opernsängerin Anna Netrebko an der Berliner Staatsoper gibt es eine Kontroverse. Ihr wird vorgeworfen, sich nicht ausdrücklich von dem russischem Regime abzugrenzen. Im Rahmen ihrer Auftritte sind Proteste angekündigt, auch eine Petition fordert, dass sie nicht auf der Bühne der Staatsoper singen soll. Dazu äußerte sich in SWR2 der Intendant der Berliner Staatsoper, Matthias Schulz.

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Anna Netrebko habe den Angriffskrieg gegen die Ukraine in aller Deutlichkeit verurteilt

Er habe sich die Entscheidung, an Netrebko festzuhalten nicht leicht gemacht, sagte Matthias Schulz im Gespräch mit SWR2. Er möchte deutlich machen, dass Anna Netrebko in einem Statement den Angriffskrieg gegen die Ukraine kritisiert und verurteilt habe, und zwar in aller Deutlichkeit. Nicht viele russische Künstlerinnen oder Künstler würden das tun.

Entscheidend sei auch gewesen, dass Netrebko in Russland nicht auftrete und auch nicht mehr auftreten werde. Ihm sei wichtig, dass das Statement der Sängerin auch mit ihrem Handeln zusammen passe, kso Schulz. Das müsse man anerkennen.

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Russland gehe sehr hart gegen Kritikerinnen und Kritiker vor

Außerdem müsse klar sein, dass Russland ein Unrechtsstaat ist und sehr hart gegen Kritikerinnen und Kritiker vorgehe, sodass eine deutliche kritische Position schwere Konsequenzen nach sich ziehen könnte. So könne man auch sagen, dass man es durchaus als Zeichen lesen könne, dass der Star auf einer Pro-Ukrainischen Bühne wie der Staatsoper auftrete, so der Intendant.

Deshalb sei er, sagt Matthias Schulz, mit dem ganzen Haus zu dem Entschluss gekommen, dass man die Vereinbarung mit Netrebko, die bereits seit vor dem Angriffskrieg bestehe, auch umsetzen wollte. Künstlerinnen und Künstler dürften nicht zur Projektionsfläche oder zu Sündenböcken gemacht werden.

Weiter an die diplomatische Kraft der Musik glauben

An einem Haus wie der Staatsoper in Berlin, an dem Menschen aus über dreißig Nationen miteinander arbeiten, müsse man weiter an die "diplomatische Kraft" der Musik glauben und an diesen Verbindungen festhalten, die irgendwann in einer Zeit des Friedens ja auch noch weiter bestehen sollen, meint Matthias Schulz.