Patenchorprojekt 2023

Kein Unterschied zwischen Laien und Profis: Singakademie Stuttgart ist Patenchor des SWR Vokalensembles

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AUTOR/IN
Eva Pobeschin
ONLINEFASSUNG
Sebastian Kiefl

Die Singakademie Stuttgart ist der Patenchor des SWR Vokalensembles für das Jahr 2023. Im Sommer hat der Chor unter seinem Leiter Stefan Weible schon eine Studioproduktion realisiert. Am 24.11. steht ein weiteres Highlight an: ein gemeinsames Konzert mit dem SWR Vokalensemble in der Stiftskirche Stuttgart.

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Keine Sonderbehandlung vom Dirigenten

Pandemiebedingt musste das Patenchorprojekt des SWR Vokalensembles nun einige Jahre aussetzen, aber dieses Jahr hat es mit der Singakademie Stuttgart wieder in vollem Umfang begonnen.

Ein Projekt dieser Art bedeutet nicht nur für die Amateursängerinnen und Sänger ein neues Klangerlebnis, auch für das SWR Vokalensemble selbst ist das eine Erfahrung, die für studierte Sängerinnen und Sänger nicht gerade alltäglich ist.

Aus dem Patenchorkonzert des SWR Vokalensembles in der Stuttgarter Stiftskirche:

Denn immerhin macht Chefdirigent Yuval Weinberg keinen Unterschied zwischen Laien und Profis. Bei der ersten Probe im Funkstudio Stuttgart sitzen sie alle gut durchmischt. Und das hält auch das SWR Vokalensemble flexibel, erzählt Tenor Johannes Mayer.

Man lernt wieder neu, wie man Klänge mischt, weil es natürlich jetzt eine ganz andere Größe ist und auch dann Intonation wieder eine ganz andere Rolle spielt als sonst.

Texte aus dem 10. Jahrhundert

Schnittke, 1934 in der wolgadeutschen Stadt Engels geboren und 1998 in Hamburg gestorben, lebte die längste Zeit seines Lebens in der Sowjetunion und hat mit Zensuren seiner Werke zu kämpfen, die als zu westlich angesehen wurden.

Seine geistliche Musik ist dem Regime ein Dorn im Auge, so wie das Konzert für Chor aus der Mitte der 1980er Jahre. Als Text für sein a cappella Konzert wählt Schnittke das „Buch der Klagelieder“ – geschrieben im 10. Jahrhundert vom armenischen Mönch und Mystiker Gregor von Narek.

Sprachcoaching

Er verwendet eine Übersetzung des Textes in seiner Muttersprache Russisch. Und auch das Lernen, wie man in einer fremden Sprache singt, gehört zur Chorpatenschaft dazu. Das SWR Vokalensemble hat dafür Sprachcoaches – und davon profitiert auch der Patenchor.

Schnittkes Konzert ist kein Werk, das ein Laienchor mal eben einstudiert oder aufführt. Nicht nur die Sprache ist komplex, für viele Stellen braucht es ausgebildete Stimmen.

SWR Vokalensemlbe singt Schnittke Konzert für Chor – das SWR Vokalensemble mit geistlicher Musik aus Russland und der Ukraine

"Konzert für Chor", eigentlich eine Gattung der Barockzeit: Giovanni Gabrieli hat sie in Italien berühmt gemacht, Michael Praetorius und Heinrich Schütz haben sie als "geistliche Konzerte" im deutschsprachigen Raum weiterentwickelt. In der russischen Kirchenmusik erlebte diese Gattung ihre erste Blüte dagegen in der Klassik mit den Ukrainern Dimitri Bortniansky und Artem Vedel. Alfred Schnittke wird sich darauf bezogen haben, als er 1986 auf Texte eines armenischen Mönches aus dem Mittelalter zurückgreift und diese Gattung als "Konzert für Chor" wieder neu belebt.

Amateurchor singt Neue Musik

Die Singakademie Stuttgart gibt es seit 2009, etwa 50 Sängerinnen und Sänger proben wöchentlich miteinander und sie haben einen Hang zur zeitgenössischen Musik, was für einen Amateurchor eher ungewöhnlich ist.

Der Chor unter Stefan Weible gibt auch neue Werke in Auftrag und singt immer wieder Uraufführungen. Im SWR Studio haben sie zum Beispiel Bearbeitungen von Schubert-Liedern aufgenommen – für Chor und Marimbaphon.

Zwei Chöre für monumentale Komposition

Für den Chefdirigenten des SWR Vokalensembles Yuval Weinberg ist das Projekt mit Alfred Schnittkes „Konzert für Chor“ in vielerlei Hinsicht eine spannende Herausforderung. Das SWR Vokalensemble hat das Werk zwar erst vor kurzem ohne den Patenchor im Konzert gesungen. Die zwei Chöre zusammen sind aber eine nochmal größere Besetzung, die Schnittkes monumentale Komposition durchaus gut verträgt.

Über 80 Stimmen kommen so mit beim Patenchorprojekt zusammen. Eine stimmliche wie körperliche Erfahrung, die allen Sängerinnen und Sängern das gleiche Maß an Arbeit und Konzentration abverlangt, sagt Yuval Weinberg, und das verbindet.

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