Musikgespräch

Musikalische Sternstunde: Bayreuther Festspiele mit „Parsifal“-Neuinszenierung eröffnet

Stand
AUTOR/IN
Michael Rebhahn

Mit einer Neuinszenierung des „Parsifal“ wurden die diesjährigen Bayreuther Festspiele eröffnet. Doch nur 330 der knapp 2000 Besucher konnten mittels Augmented Reality-Brillen eine neue Perspektive im Bayreuther Festspielhaus erleben. Doch das ist halb so wild, denn „musikalisch war das wirklich eine absolute Sternstunde“, meint Opernredakteur Bernd Künzig.

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Nur 1/6 mit AR-Brille

Die Demokratisierung der Gesellschaft war Wagners Wunschvorstellung, von jedem Platz sieht und hört man im Bayreuther Festspielhaus gleich gut. Zumindest in den vergangenen Jahren, dieses Jahr ist das Publikum zweigeteilt: Jene mit AR-Brille auf der Nase und jene ohne.

Doch das Opernerlebnis wurde dadurch nicht eingeschränkt versichert Bernd Künzig, denn „das Bühnengeschehen konnte man ohne diese erweiterte Realität [Augmented Reality in Deutsch] erleben“.

Das Festspielhaus wird geflutet

Das besondere an AR-Brillen im Vergleich zu VR-Brillen (Virtual Reality, deutsch „virtuelle Realität“) ist, dass sie keine geschlossene Gehäuse besitzen und somit auch die Umgebung, wie z. B. die Bühne im Bayreuther Festspielhaus, sichtbar für die Träger*innen bleibt.

Während der Aufführung fliegen Gegenstände und Vögel um die Zuschauer herum, der Raum wird auf einmal zum Meer und Plastikmüll umringt das Publikum. Auch ein Fuchs ergänzt an den Füßen der Opernfans das Libretto. „Ob man da den großen Mehrwert hat, weiß ich nicht so genau“ resümiert Künzig das Experiment.

Rezension der Neuinszenierung in Bayreuth

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Gelungenes Debüt von Heras-Casado

Die Neuinszenierung hält sich sehr eng an das Libretto, dadurch wird es allerdings zu einer sehr statischen Inszenierung. Musikalisch mit ihrer dramtischen Belcanto-Stimme überzeugt vor allem Kundry, gespielt von Elīna Garanča: „sie macht das tatsächlich auch im Sinne, wie Wagner sich das wirklich mal vorgestellt hat“, erzählt der Opernkritiker.

Musikalisch abgerundet wird die Oper durch den Dirigenten Pablo Heras-Casado, während er im ersten Akt bei den Tempi ein „Zwischending“ zwischen dem langsamen Tempo wie bei James Levine oder dem eiligen von Boulez wählt, zieht er im zweiten Akt mächtig und dramatisch an mit einer expressiven Aufladung. Der dritte Akt schließlich bildet eine Kombination der beiden Akte, lobend verkündet Bernd Künzig: „Vom interpretatorischen Ansatz finde ich das ganz, ganz großartig, fantastisch, ich habe selten so einen Parsifal gehört.“ Ein sehr gelungenes Debüt von Pablo Heras-Casado lautet das Fazit.

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