80. Folge der Münsteraner Krimikomödie

„Wilsberg“ – Leonard Lansink über die Rolle seines Lebens und seine Schauspiel-Passion

Stand
Autor/in
Mareike Gries

„Wilsberg“, die Kult-Krimikomödie im beschaulichen Münster feiert am 13. Januar 2024 ihre 80. Folge. Seit 1998 dabei ist Schauspieler Leonard Lansink als kauziger und scharfsinniger Buchantiquar und Privatdetektiv Georg Wilsberg. Im SWR Gespräch erzählt er von der Passion für seinen Beruf – und warum er froh ist, doch kein Arzt geworden zu sein.

Georg Wilsberg – eine echte Type mit Ecken und Kanten

Leonard Lansink hat sich über die Jahre in die Herzen des Publikums gespielt, denn sein Georg Wilsberg ist eine richtige Type mit Ecken und Kanten, dabei aber sehr liebenswert. Erst vor wenigen Tagen hat Leonard Lansink seinen 68. Geburtstag gefeiert – aber ans Aufhören denkt er noch lange nicht.

Er liebt seine Rolle als schusseliger Ermittler, der immer knapp bei Kasse ist und sich Handy und Auto bei seinen Freunden leihen muss. Dabei hat Georg Wilsberg noch nicht einmal einen Führerschein. Leonard Lansink übrigens auch nicht.

Privatdetektiv Georg Wilsberg (Leonard Lansink) in Aktion
Privatdetektiv Georg Wilsberg (Leonard Lansink) in Aktion – in der 80. Folge der Krimiserie bricht er in eine Baufirma ein, um an die Baupläne für die Konversion eines Kasernengeländes zu kommen.

Im echten Leben wenig Talent als Schlossknacker 

Verrückter Buchantiquar und Privatdetektiv – eine herrliche Kombination. Aber, so viele Schlösser er als Wilsberg auch in 26 Jahren geknackt hätte, im tatsächlichen Leben brächte er dafür keinerlei Begabung mit, erzählt Lansink.

Verliebt in Selfies: Ein nahbarer Schauspieler ohne Berührungsängste

Natürlich – es käme immer wieder mal vor, dass er als „Wilsberg“ auf der Straße angesprochen würde – den Namen Lansink könnten sich viele einfach nicht so gut merken. Aber juristischen Rat oder einen Auftrag als Privatdetektiv hätte bei ihm noch niemand angefragt. Anfragen für Selfies hingegen bekäme er öfters.  

In Münster werde ich öfters angesprochen für ein Selfie. Das hat ja mittlerweile die Autogrammkarte ersetzt. Ich mache super gerne Selfies und finde die ganz großartig.

Kein „Professor-Brinkmann-Syndrom“

Das „Professor-Brinkmann-Syndrom“ sei bei ihm also zum Glück nie eingetreten, erzählt Lansink. Sicherlich sei die Gefahr groß, in einer Schublade als Schauspieler zu landen, wenn man ein und dieselbe Rolle über viele Jahre spielt, sie sei aber auch ein großes Geschenk. Er liebe seine „Wilsberg-Familie“ und schauspielerisch sei er immer frei gewesen, habe nebenbei auch andere Rollen verkörpern können – im Fernsehen und auf Theatertourneen.

Meine Agentin sagt: Um aus ‘ner Schublade rauszukommen, muss man erst mal in einer drin sein. Und so sehe ich das auch. Für mich ist die Wilsberg-Rolle die großartige Gelegenheit, viel und regelmäßig als Schauspieler zu arbeiten. Natürlich bin ich beim Fernsehen ein bisschen eingeschränkt – ich kann nicht unbedingt einen Mörder im Tatort spielen – das würde mir keiner glauben.

Leonard Lansink, rechts im Bild
In Wilsbergs (Leonard Lansink, r.) Antiquariat taucht der mysteriöse Engländer John Cross (August Zirner, l.) auf und behauptet, mit der British Army in Münster stationiert gewesen zu sein. Cross interessiert sich auch für Tessa Tilkers (Patricia Meeden) Familiengeschichte, denn angeblich kannte er Tessas Eltern gut.

80. Folge: „Wilsberg – Ein Gentleman und Privatdetektiv“

Und schließlich treffe er in jeder „Wilsberg“-Folge auch immer wieder auf andere Kolleginnen und Kollegen vor der Kamera. In der 80. Folge „Wilsberg – Ein Gentleman und Privatdetektiv“ spielt zum Beispiel der Schauspieler August Zirner mit – als britischer Historiker John Cross zeigt er sich interessiert an der Stadtgeschichte von Münster. Bei der Ermittlung eines Mordes an einem Taxifahrer lenken verschiedene Indizien zunächst den Verdacht auf ihn.

Wilsberg bekommt harte Konkurrenz an der Männerfront

Mit John Cross bekommt Georg Wilsberg auch harte Konkurrenz an der Männerfront. Zwischen ihm und Hauptkommissarin Anna Springer (Rita Russek) knistert es seit vielen Jahren mächtig. Aber irgendwie kommen die beiden doch nicht zusammen. Mittlerweile gehen sie miteinander um wie ein altes Ehepaar, bei dem es knirscht im Gebälk – so auch in der aktuellen Wilsberg-Folge. Als sich Anna tief beeindruckt zeigt vom Charme des Briten John Cross, wird der eher stoffelige Georg Wilsberg eifersüchtig.

Kommissar Overbeck (Roland Jankowsky, M.),  seine Chefin Anna Springer (Rita Russek, r.) und Privatdetektiv Wilsberg (Leonard Lansink, l.)
Auf einem alten Kasernengelände in Münster ist ein Mord passiert, Kommissar Overbeck (Roland Jankowsky, M.) und seine Chefin Anna Springer (Rita Russek, r.) ermitteln. Privatdetektiv Wilsberg (Leonard Lansink, l.) interessiert sich natürlich auch für den Vorfall.

Früher Berufswunsch: Krankenhausarzt

Leonard Lansink wurde 1956 im westfälischen Hamm geboren und wuchs bei seinen Großeltern mütterlicherseits in Gelsenkirchen-Rotthausen auf, die sich liebevoll um ihn kümmerten. Seine Mutter war nach seiner Geburt spurlos verschwunden. Erst 30 Jahre später hat er sie als Erwachsener schließlich kennengelernt – seinem Vater ist er niemals begegnet.

Nach dem Abitur in Essen und seinem Zivildienst in einem Blindenheim studierte Leonard Lansink zunächst ganze sechs Semester Medizin. Denn eigentlich stand sein Entschluss fest: er wollte Krankhausarzt werden. Aber dann kam alles anders. 

„Ich habe das ernsthaft studiert und wäre auch im Krankenhaus gelandet als Mediziner, weil es sehr viel Spaß gemacht hat und es ist ein riesiges Teamwork", erzählt Lansink. „Aber nach der Hälfte der Zeit hat mich die Motivation verlassen und ein Arzt ohne Motivation ist ganz übel. Auch in der Schauspielerei ist es wichtig, dass man zäh bleibt und dranbleibt. Denn Fleiß schlägt Talent auf Dauer.“

Begeisterung für die Bühne

Lansink brach sein Medizinstudium ab und studierte Schauspiel an der renommierten Folkwang-Hochschule in Essen. Seinen damaligen Entschluss gegen die Medizin hat er niemals bereut.

Nach seinem Studium spielte er zunächst an verschiedenen Theatern in Essen, Bochum und Oberhausen. 1980 gründete er auch eine eigene Theatergruppe und führte Regie. Schon bald wurde er vom Fernsehen entdeckt.

Sein Ziel: Die 100. Folge „Wilsberg“ spielen

Leonard Lansink liebt seinen Beruf bis heute über alles und hat dabei ganz klar ein Ziel vor Augen: Er will bei „Wilsberg“ die „100“ voll machen.  

Mich treibt die Liebe zum Beruf an, denn der hört ja nicht auf, nur weil man plötzlich ein bestimmtes Alter erreicht hat – sonst gäbe es ja keinen King Lear mehr im Theater. Den mit 30 zu spielen, macht wenig Sinn. Und ein Antiquar kann ja alte Bücher verkaufen, bis er irgendwann die Treppen zu seinem Laden nicht mehr hochkommt. Aber in Wirklichkeit macht es einfach irre viel Spaß mit den Kolleginnen und Kollegen.

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Mareike Gries