Eines der stärksten dort je gemessenen Erdbeben hatte am 6. Februar Teile des Grenzgebietes zwischen der Türkei und Syrien erschüttert. Es folgten mehrere Nachbeben. Mehr als 57.000 Menschen verloren ihr Leben, 350.000 Gebäude wurden zerstört oder beschädigt. Knapp 18 Millionen Menschen in der Türkei und in Syrien sind direkt von den Auswirkungen betroffen.
Die Gesundheitsgefahr ist hoch in den Erdbebengebieten
Viele harren in Zelten oder Containern aus. Andere hausen in "wilden Camps", weil keine der Zeltstädte in der Nähe sind und sie sich nicht von ihren Angehörigen oder ihrem Hab und Gut trennen wollen, das sich noch in den eingestürzten Wohngebäuden befindet. Es ist staubig, denn Baumaschinen und Bagger transportieren Schutt und Geröll ab. Hitze und Abwasserpfützen erhöhen die Gesundheitsgefahr. Infektionen und Krankheiten breiten sich aus. Menschen, mit Herz- und Kreislaufproblemen oder Lungenkrankheiten sind besonders betroffen.
Helfen mit nachhaltigen Projekten
Neben großen Organisationen wie "Malteser" oder "Caritas International" leistet auch ein kleiner Verein aus Reutlingen Hilfe. Markus Brandstetter ist Gründer des Vereins "Drei Musketiere" und setzt neben Nothilfe auf nachhaltige Projekte.
Markus Brandstetter war bereits eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben mit einem sechsköpfigen Team vor Ort. Neben akuter Nothilfe setzt er auf nachhaltige Projektarbeit und hat für etwa 700 Kinder ein Schul- und Bildungsprojekt auf die Beine gestellt. Unterstützung bekommt Markus Brandstetter von ehrenamtlichen Lehrenden aus der Region. Für Familien, die alles verloren haben, bietet Markus Brandstetter eine Starthilfe an. So sind ein kleines Friseurgeschäft, ein Copyshop, ein Schreibwarenladen und ein kleines Restaurant entstanden. Auch in Syrien konnten die "Drei Musketiere" mit Lebensmittelpaketen helfen. Doch es ist immer wieder schwierig die Grenze zu passieren. Er hoffe, vor dem Winter nicht nur in die Türkei, sondern auch nach Syrien reisen zu können und bereitet sich schon jetzt auf die Einsätze vor.
Der spendenfinanzierte Verein besorgt Hilfsgüter vor Ort, um schnell, effizient und bedarfsgerecht zu unterstützen und die lokale Binnenkonjunktur anzukurbeln, so Brandstetter. Nach Schätzungen von Caritas international brauchen fünf Millionen Menschen dort humanitäre Hilfe. Neben Hilfsgütern und Unterstützung beim Wiederaufbau ist psychosoziale Hilfe immens wichtig, da viele Menschen traumatisiert sind. Das Hilfswerk "Handicap International" weist darauf hin, dass die Zahl von Menschen mit Behinderung in Reha-Zentren, die Therapien oder Prothesen benötigten, nach oben geschnellt sind.
Ende des deutschen Sondervisaprogramms für Erdbebenopfer
Das Sondervisaprogramm, das die Bundesregierung für türkische Erdbebenopfer auflegte, um die Zuflucht bei ihren Angehörigen in Deutschland zu ermöglichen, soll nicht über den 6. August verlängert werden. Es gebe einen starken Rückgang bei den Anträgen, so dass aus Sicht der Ministerien das reguläre Verfahren ausreiche, so das Auswärtige Amt in Berlin. Doch das bedeutet für die meisten Betroffenen eine Rückkehr in die Obdachlosigkeit. Angehörige in Deutschland suchen jetzt verzweifelt nach einer Lösung.