Gewaltprävention und Selbstverteidigung

Lars Weiler: "Der Täter sucht ein Opfer und nicht einen Gegner"

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Hanns Lohmann
Hanns Lohmann (Foto: SWR)
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Allein unterwegs zu sein und dann noch im Dunkeln? Für viele kein schöner Gedanke aufgrund der Angst, Opfer einer Gewalttat zu werden.

Lars Weiler aus Boppard am Rhein ist Experte für Gewaltprävention, Selbstverteidigung und Selbstbehauptung. Wir haben ihn nach seinen Tipps für solche Situationen gefragt.

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SWR1: Würden Sie sagen Selbstverteidigung und Selbstbehauptung in angsteinflößenden Situationen ist in erster Linie Kopfsache?

Lars Weiler: Es ist beides wichtig. Einmal die körperliche Verteidigung als auch das Mentale. Man kennt aus dem Chinesischen das Ying und das Yang, das Innere wie das Äußere. Wenn Sie mental gestärkt sind, dann sind Sie auch äußerlich stark, und das spielt schon eine Rolle.

SWR1: Woher holt man sich mentale Stärke? Gibt es alltagstaugliche Rezepte?

Weiler: Ja, das ist gar kein Problem. Das fängt im Alltag an und sind kleine Dinge, mit denen man sich mental stärken kann. Stehen Sie morgens auf und sagen, ich dusche heute kalt. Das ist für den einen oder anderen schon ein unangenehmes Gefühl. Aber damit können Sie diesen inneren Schweinehund überwinden. Oder aber auch kleine Alltagsprobleme, wenn man zum Beispiel Telefonate führen muss, die man nicht so gerne macht. Einfach, dass man sich den Dingen stellt und sie nicht aufs Abstellgleis schiebt. Gehen Sie die Dinge einfach an. Das ist etwas, womit man sich mental stärkt. Wenn Sie das über eine längere Zeit machen, dann haben Sie schon einen kleinen Erfolg erreicht.

SWR1: Was ist für jemand ohne besondere Selbstverteidigungs-Kenntnisse das Wichtigste, wenn es tatsächlich dazu kommt, dass man im Dunkeln eine unangenehme Begegnung hat.

Weiler: Man solle sich immer bewusst darüber sein, dass Gegenwehr in dem Moment das beste Mittel ist. Egal, ob es dann nur schreien und laut sein ist. Wenn man weiß, dass kann ich, ist das schon etwas, mit dem man in der Situation weiterkommt. Es zählen auch die kleinen Dinge. Man muss jetzt nicht den großen Tritt können, sondern hat einen kleinen Airbag und kann sagen: "Ich schreie einfach ganz laut jemanden an“. In der Regel ist es auch so, dass derjenige auch ablässt.

SWR1: Und falls nicht - welche körperlichen Maßnahmen sind dann erfolgsversprechender?

Weiler: Grundsätzlich gilt, schlagen ist immer das letzte Mittel, denn dann beginnt der Kampf nach dem Kampf. Es ist auch körperlich wichtig, sich richtig einzuschätzen. Der eine ist halt besser mit dem Schlag. Da bevorzuge ich eher die flache Hand ins Gesicht als die Faust. So hat man weniger Verletzungen. Dem anderen, der eher mit dem Knie agil ist, würde ich dazu raten, nicht nur einen Crashkurs zu machen, sondern dauerhaft für mindestens ein Jahr zu trainieren, damit man das auch abrufen kann.

SWR1: Gibt es da eine Chance zur Deeskalation in so einer beschriebenen Situation allein im Dunkeln auf der Straße?

Weiler: Ja, die Deeskalation ist die mentale Stärke. Wenn Sie damit anfangen, das zu trainieren plus Kampfsport, dann haben Sie verschiedene Bausteine. Einmal die mentale Stärke und zum anderen ein Kampfsport, wo auch Schreien trainiert wird. Damit haben Sie das nötige Backup in einer Gefahrensituation. Allein das Auftreten, was Sie dann an den Tag legen, ist in der Regel schon deeskalierend genug. Der Täter sucht ein Opfer und nicht einen Gegner.

Weitere Informationen zu Lars Weiler finden sie auf seiner Homepage unter larsweiler.de

Das Interview führte SWR1 Moderator Hanns Lohmann.

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