Ein Motorradfahrer mit seinem Sozius (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / Swen Pförtner/dpa)

Lösungen gesucht

Debatte über Motorradlärm

Stand
MODERATOR/IN
Michael Lueg
SWR1-Moderator Michael Lueg (Foto: SWR, SWR1 -)

Mit dem Sommer geht auch die Motorradsaison wieder los. Wenn die heißen Öfen über die Straßen knattern, fühlen sich viele Anwohner vom Lärm belästigt. Lösungen zu finden, ist schwierig.

Nun befasst sich der Bundestag mit der Frage, wie Motorradlärm verringert werden kann. Ein Forschungsprojekt dazu kommt von der Hochschule Worms mit Knut Scherhag vom Fachbereich Touristik und Verkehrswesen an der Hochschule Worms. Im SWR1 Interview erklärt Scherhag, was Tempolimits und Fahrverbote bringen.

SWR1: Über 86 Prozent der Fahrer, die Sie befragt haben, nutzen ihr Motorrad überwiegend für Touren am Wochenende – also genau dann, wenn Anwohner auch gern ihre Freizeit im Garten genießen wollen. Wie groß ist denn das Verständnis der Motorradfahrer für die Anwohner? 

Prof. Dr. Knut Scherhag: Grundsätzlich ist es schon vorhanden, und es ist auch groß. Das sind ja auch durchaus Motorradfahrende, die selbst einen Garten haben.

SWR1: Warum gibt es dann diese Diskussion um diesen vielen Lärm, wenn es so ruhig ist?

Scherhag: Die Motorradfahrenden selbst möchten eben ihrem Hobby auch nachgehen. Von daher suchen sie natürlich gerade diese Täler, wo es hochgeht, auf den Bergkamm zum Fahren. Das macht sich natürlich auch an der Lautstärke, im Tal oder in den Ortslagen bemerkbar, wenn der Hahn aufgezogen wird.

SWR1: Und gerne auch mal in den Innenstädten, oder?

Scherhag: In den Innenstädten ist das eine ganz andere Klientel. Da haben wir auch auf der anderen Seite eine Poser-Szene, was die PKWs angeht. In diesem Kontext muss man auch die Motorradfahrenden sehen, die in der Stadt auch den Hahn aufziehen. Man wird ja dadurch nicht schneller ans Ziel kommen, sondern man sorgt nur für mehr Aufmerksamkeit.

SWR1: In Tirol gibt es saisonale Fahrverbote für Motorräder. Wenn die im Standgeräusch über 95 Dezibel kommen, ist von April bis Oktober erst mal Schluss. Diese Lautstärke von 95 Dezibel entspricht etwa einem Konzertflügel.

Scherhag: Das ist schon recht laut. Es ist aber auch nur das gemessene Standgeräusch. Eigentlich ein Wert, der nicht wirklich realitätsnah ist. Eigentlich müsste es das Fahrgeräusch sein, was gemessen wird. Das ist aber komplexer zu messen. Und dieser Wert steht letztendlich eben drin im KFZ-Schein, zumindest in Deutschland. Von daher kann man sagen, was höher ist als 95 Dezibel darf eben auf bestimmten Strecken nicht fahren.

SWR1: Was ist denn zu tun? Noch weiter vor und hinter den Ortschaften Tempolimits einrichten, um das Geräusch von aufheulenden Motoren zumindest mal wegzuhalten?

Scherhag: Am Ortsausgang vielleicht eine Geschwindigkeitsbegrenzung anzubringen, sodass es noch ein paar hundert Meter sind, wo man 70 km/h fahren darf, dass der Hahn nicht so aufgezogen wird, mag helfen. Ansonsten sind Tempolimits auch technisch nicht wirklich ein Thema, mit dem man ein gutes Ergebnis erzielt. Denn dann wird eben einen Gang niedriger gefahren. Und dann ist die Lautstärke auch wieder da.

Weitere Informationen

Die Hochschule Worms führte zusammen mit dem ADAC Mittelrhein e.V. zum Thema Motorradlärm eine Umfrage durch. Die Ergebnisse der Umfrage können Sie hier lesen.

Das Gespräch führte SWR1 Moderator Michael Lueg.

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